Ärzte-Streik: Gut für unsere Gesundheit!?

Vie­le Men­schen haben Angst, dass not­wen­di­ge medi­zi­ni­sche Unter­su­chun­gen oder ärzt­li­che Behand­lun­gen wegen des aktu­el­len Ärz­te­streiks aus­fal­len. Doch das Gegen­teil könn­te der Fall sein: Vie­le Men­schen blei­ben wegen aus­fal­len­der Behand­lung gesund oder wenigs­tens am Leben, ster­ben zum Bei­spiel nicht an uner­wünsch­ten Arz­nei­mit­tel-Neben­wir­kun­gen oder Hygie­ne-Feh­lern. Die Ster­be-Ana­ly­sen nach Ärz­te­streiks in ande­ren Län­dern mit hoch ent­wi­ckel­ter west­li­cher Medi­zin (Isra­el, Kana­da, USA) deu­ten jeden­falls an, dass die Sterb­lich­keit wäh­rend eines Ärz­te­streiks erheb­lich zurückgeht.

Streikende Ärzte = weniger Beerdigungen

Genau dies berich­te­ten bei­spiels­wei­se Beer­di­gungs­un­ter­neh­men bei einem gro­ßen Ärz­te­streik in Isra­el im Jah­re 2000 [1]. Die Zahl der Beer­di­gun­gen sank näm­lich, so berich­te­te damals das renom­mier­te Ärz­te­blatt “Bri­tish Medi­cal Jour­nal”, wäh­rend des Streiks um etwa 40 Pro­zent. Ein ähn­lich dra­ma­ti­scher Rück­gang hat­te sich bereits Anfang der 80er Jah­re ereig­net, als israe­li­sche Ärz­te über vier Mona­te lang die Erfül­lung wesent­li­cher Ver­sor­gungs-Auf­ga­ben ver­wei­ger­ten [2, 3]. Nicht ein­mal in Berei­chen mit inten­si­ver Ver­sor­gung wie der Geburts­hil­fe und Peri­na­tal­me­di­zin führ­te die erheb­lich redu­zier­te Ärz­te-Anwe­sen­heit zu einer Ver­schlech­te­rung der Ver­sor­gung von Müt­tern und Neu­ge­bo­re­nen [4].

Behandlungsfehler mit die wichtigste Todesursache

War­um aber ster­ben Men­schen bei Ärz­te­streiks sel­te­ner als sonst? Die aktu­el­le und gut beleg­te Erklä­rung lau­tet: Ein Teil der ärzt­li­chen Tätig­kei­ten (“Dia­gno­se” und “The­ra­pie”) geht mit gro­ßen gesund­heit­li­chen Risi­ken für Ver­brau­cher, sprich die Pati­en­ten, ein­her. Zu die­sem Schluss kommt zum Bei­spiel der gro­ße Bericht “Irren ist mensch­lich”, den die US-Regie­rung im Jah­re 2000 ver­öf­fent­licht hat. In der 287 Sei­ten umfas­sen­den Publi­ka­ti­on heißt es: “Medi­zi­ni­sche Behand­lungs­feh­ler sind die acht­häu­figs­te Todes­ur­sa­che in den USA. Mehr Men­schen ster­ben jähr­lich durch medi­zi­ni­sche Irr­tü­mer als durch Auto­un­fäl­le, Brust­krebs oder Aids zusam­men.” [5]. Und: Der Tod der min­des­tens 100.000 US-Ame­ri­ka­ner, die jähr­lich in US-Kran­ken­häu­ser durch Behand­lungs­feh­ler ster­ben, hät­te in jedem zwei­ten Fall ver­mie­den wer­den kön­nen, so heißt es in dem Bericht wei­ter. Zu den häu­figs­ten Behand­lungs­feh­lern in Kran­ken­häu­sern und Arzt­pra­xen gehö­ren Arz­nei­mit­tel-Wech­sel­wir­kun­gen. Das ist eine feh­ler­haf­te Behand­lung, bei der nicht berück­sich­tigt wird, dass meh­re­re Arz­nei­mit­tel zusam­men eine für Pati­en­ten oft­mals töd­li­che Mischung erge­ben kön­nen. In zehn­tau­sen­den wei­te­rer Fäl­le ster­ben Men­schen in Kran­ken­häu­ser im übri­gen durch den ältes­ten und am ein­fachs­ten zu ver­mei­den­den Behand­lungs­feh­ler: Unge­wa­sche­ne Hände!

Ärztliches Händewaschen rettet Leben

Die Hoff­nung, dass bes­ser bezahl­te Medi­zi­ner weni­ger Feh­ler machen, ist übri­gens nicht gerecht­fer­tigt: Die US-Ärz­te gehö­ren zu den best­be­zahl­tes­ten der Welt und machen trotz­dem stän­dig Feh­ler bei der Pati­en­ten­ver­sor­gung. Übri­gens, lie­be Ärz­te­funk­tio­nä­re: Die durch feh­ler­haf­te Behand­lung ent­stan­de­nen Kos­ten wur­den in den USA auf jähr­lich 37,6 bis 50 Mrd. Dol­lar geschätzt, die der ver­meid­ba­ren Feh­ler auf 17 bis 29 Mrd. (2000). Ent­spre­chen­de Zah­len für unser Land lie­gen lei­der nicht vor. Etwa die Hälf­te der für die USA geschätz­ten Kos­ten ent­ste­hen auf Grund des durch Feh­ler bewirk­ten Mehr­auf­wan­des in der Ver­sor­gung. Zum Bei­spiel eine Pro­the­se bei falsch abge­nom­me­nem Bein, die Zusatz­ope­ra­tio­nen nach feh­ler­haf­ten Ein­grif­fen oder teu­re Anti­bio­ti­ka nach ver­meid­ba­re Kran­ken­haus­in­fek­tio­nen. Des­halb: Ein­fach ordent­lich arbei­ten (zum Bei­spiel häu­fi­ger Hän­de­wa­schen), und schon sind nicht nur die Mil­li­ar­den da, um ärzt­li­che Gehalts­wün­sche zu befrie­di­gen, son­dern auch um unser alle Kran­ken­kas­sen-Bei­trä­gen zu senken!

Die aktu­el­len Ver­brau­cher-Tipps: Las­sen Sie die Ärz­te ruhig strei­ken und nut­zen Sie die Ange­bo­te des Gesund­heits­sys­tems nur dann, wenn es sich nicht ver­mei­den lässt (gebro­che­ner Kno­chen, star­ker Blut­hoch­druck, Dau­er­schmerz und anderes).

Autor
• Rai­ner H. Buben­zer, Heil­pflan­­zen-Welt (2009).
Quel­len
1. Sie­­gel-Itz­­ko­­vich J: Doc­tors’ strike in Isra­el may be good for health. BMJ. 2000 Jun 10;320(7249):1561. (BMJ)
2. Sla­ter PE, Ever-Hada­­ni P: Mor­ta­li­ty in Jeru­sa­lem during the 1983 doctor’s strike. Lan­cet. 1983 Dec 3;2(8362):1306.(Med­li­ne)
3. Stein­herz R: Death rates and the 1983 doc­tors’ strike in Isra­el. Lan­cet. 1984 Jan 14;1(8368):107.(Med­li­ne)
4. Bukovs­ky I, Her­man A, Sher­man D, Schrey­er P, Arie­li S, Caspi E: Peri­na­tal out­co­me fol­lo­wing phy­si­ci­ans’ strike of 1983. Isr J Med Sci. 1985 Oct;21(10):804–7.(Med­li­ne)
5. Kohn LT, Cor­ri­gan JM, Donald­son MS (Hrsg.); Com­mit­tee on Qua­li­ty of Health Care in Ame­ri­ca, Insti­tu­te of Medi­ci­ne: To Err is Human. Buil­ding a Safer Health Sys­tem. Natio­nal Aca­de­my Press: Washing­ton D.C. 2000.(Link)

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