Einleitung
Die umgangssprachliche Trennung von Kopf und Bauch enthält tiefe Weisheiten, die einer der modernsten Forschungszweige überhaupt – die Neuro-Gastroenterologie – erst langsam zu entschlüsseln beginnt. Klar ist bislang: Die mehr als 100 Millionen Nervenzellen bilden eine Arzt Netzstrumpf entlang und um den Darm herum. Das Bauchhirn hat mehr Neuronen, als im gesamten Rückenmark zu finden sind. Seine verschiedenen Zelltypen, seine Botenstoffe und Rezeptoren sind die gleichen wie im Kopfhirn. Die Bezeichnung „Hirn“ ist also gerechtfertigt. Die Zielorgane sind vor allem die Muskeln, die die Bewegung im gesamten Verdauungstrakt steuern und so Durchmischung, optimale Verdauung und Transport der Nahrung garantieren. Darüber hinaus ist das Bauchhirn aber auch eine fleißige Chemiefabrik, die mindestens 40 Nervenbotenstoffe produziert und mit deren Hilfe eifrig Aufträge an andere Organe sendet (Magen, Leber, Bauchspeicheldrüse, usw.). Engste Verknüpfungen bestehen schließlich auch mit dem gewaltigen Immunsystem des Bauches, das uns vor Erregern oder Giftstoffen schützt, die vom Darm aus in den Körper eindringen könnten.
Zentralorgan der Gefühle Und noch etwas: Kopf- und Bauchhirn sind eng miteinander verknüpft, gigantische Informationsmengen werden ständig ausgetauscht. Dies ist der Grund, warum in der Psychologie vom Bauch als dem „Zentralorgan der Gefühle“ gesprochen wird: Schon zu Beginn des Lebens bildet der Bauch eine Vielzahl von Gefühlen – sei es Hunger, sei es das Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung, sei es der Stress, wenn sich die Eltern streiten. Selbst wenn dies nicht bewusst wird, findet das Bauchfühlen auch später ständig statt und beeinflusst unser Leben ständig. „Auf den Bauch zu achten“ bedeutet also, sich eigene Gefühle anzunehmen und – noch besser – auch zu beachten.
Teufelskreis chronische Verkrampfung Bei Störungen dieses komplexen Systems drücken sich die Bauchorgane, das Bauchhirn, oft recht unklar aus: Unwohlgefühl im Bauch, Leib-Schmerzen verschiedenster Qualitäten (ziehend, stechend, dumpf-drückend etc.), Appetitlosigkeit, Übelkeit, Krämpfe, Durchfall, Verstopfung. Doch anhaltende Muskelverkrampfungen im Bauchraum führen zu einem Problem, das die meisten Menschen auch aus anderen Körperregionen kennen, vor allem Rücken und Nacken: Die chronische Verspannung. Diese beginnt zumeist aus einem ganz sinnigen Grund, zum Beispiel als Schutz vor einer vorübergehend schmerzhaften Bewegung (vielleicht nach einer kleinen Verletzung). Doch dann verselbständigt sich dieser Schutz-Verspannung. Trotz Wegfall der Ursache bleibt die Muskelspannung hoch und wird selbst zum Quell von Schmerzen. Wodurch sich ein Teufelskreis entwickelt: Um vor diesen Schmerzen zu schützen, spannen sich die Muskeln weiter an … usw. Ein Arzneimittel wie Buscopan, von dem Sie auf den nächsten Seiten noch mehr erfahren werden, hat hier eine dreifache, heilsame Funktion: Indem es die angespannte Muskeln im Bauchraum entkrampft,
- können betroffene Organe wieder normal ihrer Tätigkeit nachgehen (zum Beispiel kann so Verstopfung verschwinden),
- werden krampfbedingte Schmerzen gelindert und
- es kann der Teufelskreis der chronischen Bauchbeschwerden unterbrochen werden.
Die Hilfe der Komplex-Biochemie
Das Hauptmittel der Komplex-Biochemie bei allen Arten von Koliken oder Krämpfen ist das Krampfmittel (DHU Bicomplex Nr. 5). Bei einer akuten Kolik oder krampfartigen Beschwerden während der Menstruation können alle zehn Minuten ein bis zwei Tabletten eingenommen werden, bis die Beschwerden nachlassen. Bei Darmkrämpfen kann die Einnahme abwechselnd mit dem Darmmittel (DHU Bicomplex Nr. 3) kombiniert werden (abwechselnde Einnahme).
Patientenkarrieren: Warum „funktionelle Störungen“ oft ignoriert werden
An funktionellen Verdauungsbeschwerden wie dem Reizdarmsyndrom leiden in Deutschland etwa fünf Millionen Menschen. Doch diese Patienten haben – neben ihren Beschwerden – oft noch ein ganz anderes Problem: Ihre Erkrankung wird von Ärzten ignoriert, sie werden nicht ernst genommen, eine angemessene Diagnostik oder Therapie findet oft nur ansatzweise statt. Bis zur korrekten Diagnose und Therapie ihrer funktionellen Störung vergehen bis zu sieben Jahre. Während dieser „Patientenkarriere“ werden viele Ärzte aufgesucht, viele unnötige Untersuchungen durchgeführt und so manche überflüssige Behandlung eingeleitet.
Der Hauptgrund hierfür ist die übermächtige Rolle der sogenannten Körpermedizin: Bei dieser stehen nicht die Person eines erkrankten Menschen und die Beschwerden im Vordergrund, sondern die körperlichen Befunde und technischen Untersuchungsergebnisse eines Falls. Leidende Patienten, die weder das eine noch das andere vorweisen können, fallen dann leicht aus dem Netz angemessener Gesundheits-Versorgung. Ein weiterer Grund ist die Befürchtung vieler Betroffener, dass eine nicht-organische Krankheit wie das Reizdarmsyndrom Ausdruck einer seelisch-geistigen Störung sein könnte (was nicht der Fall ist). Betroffene Patienten sollten deshalb
- „zu ihrer Störung“ stehen, die eigenen Beschwerden selber anerkennen und die damit verbundenen Beeinträchtigungen auch dem Arzt deutlich machen,
- sich nicht einreden lassen, dass „eine Störung ohne körperliche Befunde nur eingebildet“ sei,
- aktiv an der Krankheits-Bewältigung mitarbeiten, angemessene Behandlung einfordern und nicht passiv auf ärztliche Hilfe warten.
Was ist eigentlich eine funktionelle Erkrankung?
Nicht immer, wenn Menschen von Schmerzen, Herzrasen, Durchfall oder anderen Beschwerden geplagt werden, findet die moderne Medizin mit ihrer High-Tech-Diagnostik etwas Auffälliges. Weder irgendwelche möglichen Ursachen der Beschwerden, wie vielleicht eine Verletzung oder eine Blutung. Noch irgendeine Veränderung der körperlichen Struktur, beispielsweise eine Narbe oder eine Schwellung. In früheren Jahrhunderten neigten die Mediziner dann gerne zu Feststellungen wie „Patient ist körperlich völlig gesund“ oder „Patientin hat eine eingebildete Krankheit“.
Erst mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen im 20. Jahrhundert wurde deutlich: Eine Krankheit muss nicht körperliche Veränderungen als Ursachen oder organische Schäden als Folgen aufweisen, um als Erkrankung akzeptiert zu werden. Bahnbrechende Studien an der Universität Freiburg unter Leitung von Prof. Dr. Thure von Uexküll zeigten: Bei fast einem Drittel aller Patienten, die einen Arzt wegen ihrer Beschwerden aufsuchen, sind überhaupt keine körperliche Veränderungen als Ursache oder Folge der Erkrankung nachweisbar. Erst ein völlig neu entstandener Wissenschaftszweig lieferte dann erste Erklärungen, warum es so viele Kranke gibt, die körperlich scheinbar völlig gesund sind und keine organischen Befunde haben. Nämlich vor allem die Psycho-Neuro-Immunologie – also die Wissenschaft, die die Zusammenhänge von Seele, Nerven und Abwehrsystem untersuchte. Sie konnte nachweisen: Nicht nur mit bloßem Auge oder unter dem Mikroskop, bei Bluttests oder Röntgenuntersuchungen erkennbare Veränderungen oder Schäden am Körper können an Krankheiten und Leid schuld sein, sondern auch Veränderungen der Funktion von ansonsten gesunden Organen.
Beispiel: Eine völlig gesund erscheinende Speiseröhre kann, wenn ihre Nerven-Steuerung nicht mehr richtig funktioniert, einen Teil ihrer Selbstreinigungsfunktion verlieren. Unangenehme Folge: Aus dem Magen bei jedem Menschen mal zurückfließender saurer Speisebrei ätzt solange, bis schmerzhaftes Sodbrennen entsteht.
Aus moderner Sicht hat eine funktionelle Erkrankung folgende Eigenschaften:
- Typische Beschwerde-Verteilung mit Organbezug (in der Medizin „Syndrom“ genannt), beispielsweise Leibkrämpfe sowie Durchfall und Verstopfung abwechselnd (Reizdarm-Syndrom).
- Mit Standard-Untersuchungstechniken sind keine körperlichen, organischen Veränderungen nachweisbar. Zum Beispiel fehlen beim Reizdarm-Syndrom krankhafte, entzündliche Schleimhaut-Veränderungen des Darms.
- Eine gezielte, sinnvolle Behandlung ist wirksam. So werden natürlich Schmerzmittel bei chronischen Schmerzkrankheiten eingesetzt. Auch wenn die Ursache der Schmerzen medizinisch nicht nachweisbar ist und die Krankheit keine erkennbaren körperlichen Schäden bewirkt! Bei krampfartigen funktionellen Bauchbeschwerden wiederum gehören krampflösende Arzneimittel wie Buscopan zur Standardtherapie.
- Mit zunehmender wissenschaftlicher Analyse der Funktionsweise von Organen und ihrer Steuerung über Hormone und Nerven werden auch mehr und mehr die körperlichen, organischen Anteile einer Krankheit nachweisbar. Beispiel: Aufwändige Untersuchungen der Speiseröhren-Muskelaktivität zeigen heute, dass der Bewegungsablauf der Organmuskeln bei Sodbrennen oft gestört ist. Diese vor wenigen Jahren noch völlig unbekannte Einsicht, ermöglicht neuartige Behandlungen.
Frage: Ist eine funktionelle Krankheit immer „psychisch“ bedingt?
Antwort: Nein, definitiv nicht. Es ist zwar richtig, dass seelische („psychische“) Belastungen, beispielsweise quälender Dauerlärm oder beruflicher Megastress, Krankheiten wie Bluthochdruck verursachen können. Zudem sind bei einigen psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen funktionelle Störungen häufiger als bei gesunden Menschen (die sogenannte „Ko-Morbidität“). Doch bei den meisten funktionellen Störungen liegen die Ursachen nicht in der Psyche. Aber: Seelische Einflüsse können eine vorhandene Krankheit nachteilig beeinflussen. Beispiel: Bei gestörter Blasenfunktion (Reizblase, oft mit verstärktem Harndrang, Schmerzen) kann überbelastender Stress die Funktion des Abwehrsystems schwächen. Mögliche Folge ist – eher als bei Menschen mit gesunder Blase – eine akute Infektion des funktionsgestörten Organs.
Achtung: Viel häufiger als angenommen, führen chronische Erkrankungen, auch funktionelle Störungen, zu seelischen Veränderungen. Beispiel: Eine belastende und die Lebensqualität massiv einschränkende, chronische Schmerzkrankheit geht beispielsweise oft mit depressiven Stimmungsänderungen als einer Folge einher. Die seelischen Probleme sind also oftmals Folge und nicht Ursache funktioneller Störungen.
Krampfartige Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe – ein Millionenthema
Ziehend, stechend, kolikartig, drückend, krampfartig, wellenartig – so können nicht nur akute, sondern auch anhaltende bzw. oft wiederkehrende Bauchschmerzen sein. Immer aber sind sie unangenehm. Meist steckt eine eher harmlose Erkrankung dahinter, manchmal aber auch etwas Schlimmeres. Zum Beispiel ein Geschwür im Zwölffingerdarm (Ulcus duodeni), eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), ein Blinddarmentzündung (Appendizitis) oder eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa). Bei chronischen Bauchschmerzen gleich welcher Ursache sollte deshalb immer nach den Ursachen gefahndet werden, und zwar vom Arzt. Hinweis: Die Stärke von Schmerzen oder Krämpfen ist nicht unbedingt ein Anzeichen für die Schwere einer Erkrankung. Auch nur leichte Schmerzen, leichte Verkrampfungen oder andere Bauchbeschwerden sollten deshalb immer abgeklärt werden.
Verdauungs-Apparat: Häufigste Beschwerdequelle
Etwa 30 Tonnen Nahrung (etwa 1 großer LKW-Sattelzug voll) und 50.000 Liter Flüssigkeit nehmen wir im Laufe unseres Lebens durchschnittlich zu uns. Da gerät unsere Verdauung schon manchmal durcheinander, besonders wenn der Körper noch andere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen hat (beispielsweise körperliche Arbeit, intensiver Sport, Stress). Und dies geschieht recht oft. So oft, dass die Beschwerden des Verdauungstraktes die am häufigsten überhaupt geklagten sind: Sodbrennen (38 Mio., das häufigste Symptom insgesamt), Reizmagen (18 Mio.), Reizdarm (27,5 Mio.) oder Blähungen (31 Mio.).
Ursachen häufiger Bauchschmerzen und ‑Krämpfe
Die folgenden Hinweise sollen Ihnen helfen, sich bei chronischen (länger als 3–4 Wochen) oder häufigen Bauchschmerzen und ‑Krämpfen (häufiger als 1x wöchentlich während der letzten 4 Wochen) zu orientieren (Erwachsene):
Beginnen Sie hier → 01
01 Wo spüren Sie die Schmerzen hauptsächlich?
• unterhalb der Gürtellinie → 02
• oberhalb der Gürtellinie → 03
02 Treten die Schmerzen in Verbindung mit Durchfällen und/oder Verstopfung auf?
• ja, mit Durchfall und/oder Verstopfung → 04
• auch im Zusammenhang mit bestimmten Lebensmitteln → 22
• keine Veränderung der Darmtätigkeit → 05
03 Welche Art von Schmerzen spüren Sie?
• brennende Schmerzen im Brustbereich beim Vorbeugen oder Hinlegen → 06
• Schmerz lässt mit Magensäure-Bindern (Antazida) nach → 06
• Schmerzen oben rechts im Bauch, die in den Rücken ausstrahlen können → 07
• keine davon → 08
04 Mögliche Ursachen
Vielleicht haben Sie eine chronische Darmerkrankung, ein Reizdarm-Syndrom oder eine Darminfektion. Sie könnten jedoch auch an einem Darmtumor erkrankt sein, was durch einen Arzt unbedingt ausgeschlossen werden sollte. [A, bei Reizdarm auch krampflösende Mittel]
06 Mögliche Ursachen
Ein Reizmagen oder Rückfluss von Magenflüssigkeit in die Speiseröhre (Sodbrennen) kann diese Art von Schmerzen im Bereich des Oberbauchs verursachen. [A]
07 Mögliche Ursache
Vielleicht haben Sie Gallensteine. [A]
08 Trifft einer der folgenden Punkte zu?
• Sie haben wenig Appetit → 09
• Sie haben während der letzten 10 Wochen mehr als 4 kg abgenommen → 09
• keiner davon → 10
09 Mögliche Ursachen
Ihre Symptome können die Folge eines Magengeschwürs, oder – viel seltener – von Magenkrebs sein. [A]
05 Trifft einer der folgenden Punkte auf Sie zu?
• Sie haben während der letzten 10 Wochen mehr als 4kg abgenommen → 11
• Sie haben Blut im Stuhl festgestellt →11
• keiner davon → 12
11 Mögliche Ursachen
Häufig auftretende Bauchschmerzen in Verbindung mit Gewichtsabnahme oder Blut im Stuhl können die Folge eines chronischen Darmleidens sein, wie zum Beispiel Divertikulose, oder einer anderen chronischen Darmerkrankung. Allerdings könnten Sie auch an einem Darmtumor erkrankt sein, was ausgeschlossen werden muss. [A]
10 Nehmen Sie derzeit verschriebene oder rezeptfreie Medikamente ein?
• ja → 13
• nein → 14
21 Sind Sie eine Frau oder ein Mann?
• eine Frau → 15
• ein Mann → 10
15 Verstärken sich Bauchschmerzen und ‑Krämpfe besonders vor der Regel?
• ja → 16
• nein → 17
16 Mögliche Ursache
Hormonelle Veränderung im Menstruationszyklus können auch bei ansonsten gesunden Frauen krampfartige oder ziehende Bauchschmerzen vor der Regel verursachen. [krampflösende Mittel, A]
17 Mögliche Ursachen
Zahlreiche Erkrankungen der weiblichen Unterleibs-Organe, zum Beispiel Infektionen, Verwachsungen nach Operationen oder Verletzungen führen zu chronischen Dauer-Schmerzen. [A]
13 Mögliche Ursache
Ihre Symptome könnten die Nebenwirkung eines Medikamentes sein. [rezeptfreie Mittel absetzen, verordnete Medikamente weiternehmen, sofern Ihnen Ihr Arzt nicht davon abrät, A]
12 Haben Sie eines der folgenden Symptome?
• Schwellungen in der Leistengegend → 18
• Beschwerden in der Leistengegend, die sich zum Beispiel beim Husten verschlimmern → 18
• keines davon → 19
18 Mögliche Ursache
Derartige Symptome lassen einen Leistenbruch oder ähnliches (Hernie) vermuten. [A]
19 Haben sie eines der folgenden Symptome?
• Blut im Urin → 20
• Schmerzen beim Wasserlassen → 20
• häufiges Wasserlassen (Dranggefühl) → 20
• keines davon → 21
20 Mögliche Ursachen
Eine Harnwegsinfektion wie zum Beispiel eine Blasen-Entzündung, oder eine Nierenbecken-Entzündung. Allerdings könnten Sie auch an einem Blasentumor, oder an Nierenkrebs leiden, was zwar wenig wahrscheinlich ist, aber vom Arzt ausgeschlossen werden sollte. [A, innerhalb 24 Stunden aufsuchen]
22 Treten Ihre Beschwerden beim Verzehr bestimmter Lebensmittel verstärkt auf?
• ja → 22
• nein → 04
23 Mögliche Ursache
Bauchschmerzen, auch krampfartig oder mit Durchfall auftretend, werden oft durch eine Lebensmittel-Unverträglichkeit ausgelöst. [Auslöser suchen und vermeiden, „Eliminationsdiät“, A]
14 Mögliche Ursachen
Auf so kurzem Raum können nur sehr häufige Ursachen für anhaltende Bauchschmerzen und ‑Krämpfe aufgeführt werden. Andere mögliche Ursachen müssen auf der Grundlage einer eingehenden Untersuchung und Diagnosestellung durch einen Arzt festgestellt werden. [A]
Legende
[Maßnahme]: [A] = „Vereinbaren Sie einen Termin beim Arzt“.
Entspannungsübungen für den Alltag
Wege zur inneren Gelassenheit
Belastender Dauerstress ist eine bedeutende Ursache von innerer Verkrampfung, Bauchschmerzen oder anderen Beschwerden bei Funktionsstörungen im Bauchbereich. Die folgenden Übungen tragen neben Arzneimitteln zur entspannenden Krampflösung wirksam zum Stress-Abbau bei:
Entspannungs-Verfahren. Wichtig sind das Autogene Training, progressive Muskel-Entspannung nach Jacobson oder Yoga. Kurse bieten beispielsweise Volkshochschulen, Krankenkassen, Ärzte oder Psychologen an.
Atem-Übungen. Viele Menschen atmen zu flach und benutzen kaum die sogenannte tiefe Bauch- oder Zwerchfell-Atmung. Täglich bewusste tiefe Zwerchfell-Atmung hat aber heilende Wirkungen: Nicht nur, weil dadurch die Muskeln im Verdauungssystem “massiert” und angeregt werden (wie auch durch regelmäßigen Sport!). Sondern auch, weil das Sonnengeflecht (lat. “Plexus solaris”), eine zentrale Nerven-Schaltstelle knapp unterhalb des Brustbeins, kräftig stimuliert wird. Und damit Funktionsstörungen von Magen oder Darm aktiv bekämpft. Legen Sie sich hierzu am besten zweimal täglich für fünf Minuten hin. Mit einer Hand auf dem Bauch versuchen Sie nun bewusst “in den Bauch” zu atmen und mit der Hand die Bewegung Ihres Bauches zu spüren. Wichtig: Bei Bauch-Atmung dehnt sich der Bauch bei Einatmung, nicht aber der Brustkorb. Bei der Ausatmung wird der Bauch wieder flach. Schalten Sie ruhig zwischendurch kurz auf Brustkorb-Atmung um, damit Sie den Unterschied merken. Nach 1–2 Wochen Übung können Sie dann auch im Sitzen oder Stehen “bauchatmen”. Lassen Sie es sich zur Angewohnheit werden, wenigstens fünfmal täglich für 2–3 Minuten bewusst in den Bauch zu atmen. Allmählich wird Ihr Körper es dann ganz von alleine tun. Diese Atemtechnik harmonisiert die Muskeln im Bauchraum und trägt zu deren Entspannung und Entkrampfung bei.
Pilates. Diese sanfte Mischung aus Yoga und Gymnastik wird bei den Sportangeboten von Volkshochschulen oder Fitness-Studios immer beliebter. Grund: Das Training ist nicht nur besonders gelenkschonend und für all jene geeignet, die sportlich und fit bleiben möchten, sondern auch für Menschen, die Rückenprobleme haben. Gleichzeitig verbessert das von Josef Pilates entwickelte Verfahren – im Zusammenspiel von Atmung und Bewegungen – schon nach wenigen Stunden das Körpergefühl. Durch die Konzentration auf den Atem fallen Abschalten und Entspannen immer leichter und leichter. Als Folge der harmonisch fließenden Bewegungsabläufe können sich auch Anspannungen und Krämpfe im Bauchraum lösen.
Körper-Übungen. Die einfachste Übung, um die Bauchorgane von außen zu aktivieren, ist: Drei Minuten langsames und genüssliches Strecken, Dehnen und Gähnen, wie Sie es zum Beispiel von Katzen her kennen (am besten viermal täglich). Mit asiatischen Techniken wie der 5‑Tiere-Übung (lernen Sie beispielsweise in einem Qi-Gong-Kurs in Ihrem Sportverein oder anderen Einrichtungen der Erwachsenenbildung) bewirken Sie eine entspannende Harmonisierung des Verdauungssystems.
Meditation. Innerlich ganz zur Ruhe kommen, sich auf den Lauf des eigenen Atems konzentrieren, allmählich stressige Gedanken abschalten – das ist Meditation (einmal täglich für etwa 20 Minuten). Das muss nicht im Lotussitz passieren, auch ein Stuhl oder Sessel ist gut. Tipp: Stören laute Geräusche, helfen preiswerte Ohrstöpsel dabei, den Lärm und damit einen Auslöser von Stress wirksam abzuschalten.
Musik. Schon 15 Minuten täglich entspannende klassische Musik zu hören, verringert die Stressbelastung eines Menschen (niemals aber beim Autofahren!). Noch angenehmer wird es mit einem ätherischen Duftöl, besonders aus entspannend wirkendem Lavendel.
Stress (engl. Druck, Belastung, Spannung). Als Stress wird ein besonderer Reaktionszustand bezeichnet, wie er bei Überbeanspruchung auftreten kann. Beispielsweise durch vermehrte Muskelarbeit, Wärme, Kälte oder durch irgendwelche Reize und Schädigungen, wie Verletzungen, Verbrennungen, Blutverluste, Infektionen, Strahleneinwirkungen, Schocks sowie seelische Belastungen (Ärger, Freude, Leistungsdruck und anderes). Die Gesamtheit der Reaktionen bei lang andauernden oder häufigen Stresssituationen ist die sogenannte Anpassungsreaktion (Adaptationssyndrom). Der Körper reagiert unter anderem mit einer vermehrten Freisetzung von Signalsubstanzen wie Adrenalin oder Glucocorticoiden („Kortison“). Als Folge der gesteigerten Glucocorticoidproduktion vergrößert sich die Nebennierenrinde (der Hauptbildungsort dieser Signalstoffe). Die gesteigerte Hormonfreisetzung entspricht einer – bei akutem Stress sinnvollen – Notfallreaktion des Körpers und führt zu einer Mobilisierung von Leistungsreserven (zum Beispiel Blutdruck-Steigerung). Nach anfänglich gesteigerter Leistungsfähigkeit entwickelt sich später ein Erschöpfungszustand. Typische Symptome des Erschöpfungsstadiums sind Schlafstörungen, Kreislaufprobleme und Leistungsminderung.
Reizdarmsyndrom – Nur eine erfundene Krankheit?
Im Spiegel vom 11. August 2003 wurden das Reizdarmsyndrom (RDS) und andere funktionelle Störungen als „erfundene Krankheiten“ bezeichnet. Ein Argument: RDS „geht mit einer Fülle von Symptomen einher, die jeder schon einmal gespürt hat und die viele als normales Rumoren im Darm ansehen: Schmerzen, Durchfall und Blähungen“. Erst durch verfügbare Medikamente werde eine solche Störung dann zur „richtigen“ Krankheit. Dass diese Argumentation für viele Betroffene verletzend wirkte, ist klar. Nicht zuletzt, weil der in medizinischen Themen wenig erfahrene Spiegel-Autor die Schwere der Beschwerden und das Leid vieler Patienten mit funktionellen Störungen ignorierte. Wird seine „schlüssige“ Argumentation auf andere Krankheiten übertragen, wird die Unhaltbarkeit seiner Milchmädchenrechnung deutlich. Beispiel: Erst seitdem Medikamente gegen Kopfschmerzen zur Verfügung stehen (Acetylsalicylsäure, Paracetamol) wurden aus funktionellen Störungen wie Migräne, Spannungs- oder Clusterkopfschmerz – wenn man der Spiegel-Argumentation folgt – „richtige“ Krankheiten. Das ist natürlich Quatsch, da Kopfschmerzen schon immer eines der häufigsten Krankheitsbilder der Menschheit waren – ob mit oder ohne Medikamente.
Heilpflanzen
Die Wurzeln der Pflanzen-Heilkunde reichen bis zu den Anfängen der Menschheit zurück. Dieser natürliche Schatz an Heilpflanzen wurde immer ausführlich genutzt. Millionen Erwachsenen in Deutschland verwenden auch heute noch Naturheilmittel, über 70% würden es gerne tun. Vielen Menschen ist nicht klar, dass ein Großteil der heute verwendeten Arzneimittel zu etwa 90% aus dem großen Garten der Natur kommt. So stammen beispielsweise wichtige Medikamente zur Behandlung von Herzkrankheiten – nämlich Inhaltsstoffe des Fingerhutes (Digitalis purpurea) – aus dem Erfahrungsgut von englischen Laienbehandlern. Auch die Antibiotika stammen aus dem Medikamenten-Schatz der Natur. Ein weltweit bedeutendes Schmerzmittel, die Acetyl-Salicylsäure (Abk. ASS), ist ein schmerzlindernder und anti-entzündlicher Inhaltsstoff in der Weidenrinde.
Von den etwa 850.000 bekannten Pflanzenarten werden bisher nur etwa vier Prozent medizinisch von der Volks- und Naturheilkunde in aller Welt genutzt. Noch weniger sind von der modernen naturwissenschaftlichen Arzneitherapie integriert worden. Es bieten sich also ungeahnte Möglichkeiten für die Entdeckung neuer Heilpflanzen und neuer natürlicher Wirkstoffe. Hieran wird weltweit gearbeitet. Nicht zuletzt, weil moderne Technologien die Suche nach neuen Wirkstoffen in der Natur erheblich beschleunigt haben. Aus Sicht von Heilpflanzenexperten ist aber vorrangig, die Jahrhunderte alten Erfahrungen mit Heilpflanzen wissenschaftlich aufzuarbeiten, damit sie – auch heute – weiter für die Gesunderhaltung und Heilung von Menschen eingesetzt werden können und das alte Wissen nicht verloren geht.
Fragen und Antworten zu krampfartigen Bauchbeschwerden
Schmerzen und Blähungen durch Vollkost?
Ich (52) esse für mein Leben gerne Vollkorn-Produkte und Rohkost. Ich frage mich, ob meine häufigen krampfartigen Unterleibsschmerzen und chronischen Blähungen vielleicht damit zu tun haben (meine Frauenärztin konnte nichts finden)?
Roswitha T., Dresden
Das ist gut möglich: Ballaststoffreiche Vollkorn-Produkte oder Rohkost werden in Magen und Dünndarm unvollständiger zerlegt und aufgenommen als herkömmliche Kost. Folge: Viel Ballaststoffe und unverdaute Nahrungsteile erreichen den Dickdarm. Und damit unsere für unsere Gesundheit so wichtigen Dickdarm-Bakterien. Viele hiervon produzieren Gas (=blähende Darmwinde). Dies ist nicht ganz ungefährlich: Krampfartig drückende Leibschmerzen und sogar gelegentliche Störungen des Herzrhythmus (wegen räumlicher Nähe von Herz und linker oberer Dickdarmschleife) sind möglich. Tipp: Kauen Sie länger und verringern Sie den Ballaststoffanteil Ihrer Nahrung. Hinweis: Hinter ernährungsabhängigem, krampfartigem Bauchweh versteckt sich hunderttausendfach eine Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktose-Intoleranz). Weitgehender Verzicht auf Laktose beseitigt zumeist alle Beschwerden.
Unterleibsschmerzen: Heusack zur Entkrampfung
Immer wieder mal habe ich (29) leicht ziehende, krampfartige Unterleibsschmerzen. Mein Frauenarzt konnte trotz mehrerer Untersuchungen nichts finden. Eine Freundin hat mir jetzt einen Heusack empfohlen. Wie wende ich den eigentlich an und darf ich gleichzeitig ein entkrampfendes Medikament einnehmen?
Sarah B., München
Dämpfen Sie den Heusack (zum Beispiel aus der Apotheke) angefeuchtet in einem Kochtopf. Etwa eine Stunden lang, damit die Grashalme etwas weich werden. Er darf aber nicht im Wasser liegen! Anschließend nehmen Sie den heißen Heusack heraus, und lassen ihn kurz an der Luft abkühlen. Sobald er angenehm erträglich abgekühlt ist, legen Sie ihn auf den Unterleib und decken ihn mit einem Tuch ab, damit keine kühle Luft eindringen kann. Der Heusack bleibt liegen, bis nach etwa 1/2 bis 1 Stunde die Wärme nachlässt. Hinweis: Die entkrampfende Wirkung des Heusacks ist wegen der ätherischen Öle der Gräser zumeist besser als die einer Wärmflasche. Die kombinierte Anwendung zusammen mit krampflösenden Medikamenten wie Buscopan ist problemlos möglich und verbessert oftmals die Wirkung noch weiter.
Bei krampfartigem Unterleibsschmerz immer auch an Reizdarm denken
Wegen häufiger Unterleibsschmerzen (oft zusammen mit Blähungen) bin ich (40) schon oft beim Frauenarzt gewesen – nie wurde etwas gefunden. Was kann ich denn noch tun?
Anneke D., Berlin
Chronische Unterleibsschmerzen können zahlreiche andere Ursachen haben als Erkrankungen von Eierstöcken, Eileitern, Gebärmutter oder Scheide. Sehr häufig ist zum Beispiel eine Reizdarm-Erkrankung (Schmerzen, Blähungen, Verstopfung und Durchfall wechselnd) – sie kommt etwa bei einer von drei Frauen mit chronischen Unterleibsschmerzen vor. Auch vom unteren Rücken ausstrahlende Schmerzen, zum Beispiel chronischer Muskelhartspann mit Nervenschädigungen, können verantwortlich sein. Wichtig ist jetzt, dass Sie auch einmal Ihren Hausarzt befragen, und dieser Sie dann – je nach Notwendigkeit – zu anderen Fachärzten zur weiteren Untersuchung überweist.
Wie funktioniert ein Sitzbad?
Mein Hausarzt hat mir wegen meiner krampfartigen Unterleibsprobleme vor der Regel ein tägliches warmes Sitzbad verordnet, weitere Angaben habe ich (40) aber nicht. Wie funktioniert das denn nun?
Helga O., Bremen
Entspannende Sitzbäder können in speziellen Sitzbadewannen durchgeführt werden, aber auch in normalen Badewannen. Die Wanne wird soweit mit Wasser gefüllt, das es bis zur Höhe der Nieren reicht. Die Oberschenkel sollten etwa bis zur Mitte bedeckt sein. Die Füße stehen außerhalb auf einem kleinen Schemel (Sitzbadewanne) oder liegen auf dem Rand (Badewanne). Die Temperatur sollte 38–39 ºC betragen, das Bad höchstens 15 Minuten dauern. Der Oberkörper ist unbekleidet, aber in eine Wolldecke gehüllt. Am Ende des Bades kurz kühl abduschen, gut abtrocknen, dann 30–60 Minuten im Bett ruhen. Achtung: Wegen der Kreislaufbelastung sollten Frauen mit Herz-Kreislauf-Problemen kein Sitzbad zu Hause durchführen! Warme Sitzbäder haben nicht nur eine angenehm entkrampfende und wärmende Wirkung, sondern kräftigen gleichzeitig die Muskeln des Beckenbodens.
Hilfe zur Selbsthilfe: Heilpflanzen für die ganzheitliche Therapie
So wie ein kranker Mensch nicht alleine aus seinen Beschwerden besteht, sollte eine ganzheitliche Behandlung auf verschiedenen Füßen bestehen. Nur so ist eine moderne Medizin der ganzen Person möglich. Der Einsatz von Heilpflanzen-Tees ist dabei eine großartige, jahrtausendelang bewährte Methode, funktionellen Beschwerden im Bauchraum vorbeugend, behandelnd oder Therapie ergänzend zu begegnen.
• Bauchbeschwerden mit Blähungen und starker Darmgasentwicklung
Die Teemischung besteht aus gleichen Teilen (zum Beispiel jeweils 25 Gramm) Kümmelfrüchte (angestoßen), Fenchelfrüchte (angestoßen), Pfefferminzblättern und Kamillenblüten. Zubereitung: 1–2 Teelöffel dieser Mischung werden mit einer Tasse siedendem Wasser (etwa 150 ml) übergossen. Dann etwa 10 Minuten bedeckt ziehen lassen und schließlich durch ein Teesieb abseihen. Soweit nicht anders verordnet, mehrmals täglich 1 Tasse frisch zubereiteten Tee warm und schluckweise trinken. Hinweise: Teeaufgüsse mit Fenchelfrüchten sollten nicht über mehrere Wochen und nicht in sehr großen Mengen getrunken werden. Patienten mit Gallensteinleiden dürfen fenchelhaltige Tees nur nach Rücksprache mit dem Arzt verwenden.
• Krampfartige Magen-Darmbeschwerden
Diese Mischung besteht zu gleichen Teilen (zum Beispiel jeweils 25 Gramm) aus Melissenblättern, Tausendgüldenkraut, Pomeranzenschale und Baldrianwurzel. Zubereitung: 1 Teelöffel der Teemischung wird mit siedendem Wasser (ca. 150 ml, eine große Tasse voll) übergossen, bedeckt etwa 10 Minuten ziehen gelassen und dann durch ein Teesieb gegeben. Soweit nicht anders verordnet, 2- bis 3‑mal täglich 1 Tasse nach dem Essen trinken. Nicht süßen. Hinweise: Bei bitterstoffempfindlichen Menschen können Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden (Übersäuerung) auftreten. Besonders bei hellhäutigen Patienten kann die Haut lichtempfindlicher werden. Der Tee sollte bei Magen- oder Darmgeschwüren nicht verwendet werden.
• Krampfartige Unterleibs-Schmerzen während und zwischen den Regelblutungen
Diese bewährte Teemischung besteht aus Kamillenblüten (20g), Schafgarbenkraut (20g), Baldrianwurzel (10g), Johanniskraut (10g), Melissenblätter (10g), Fenchelfrüchte (angestoßen, 10g), Sennesblätter (5g) und Faulbaumrinde (5g). Zubereitung: 2 Teelöffel der Mischung mit 1/4 Liter kochenden Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Nach dem Abseihen schluckweise sehr warm trinken. Soweit nicht anders verordnet, 2‑mal täglich 2 Tassen Tee über einen Zeitraum von 4–6 Wochen trinken, am besten mit Honig gesüßt. Hinweise: Nicht verwenden bei Überempfindlichkeit gegen Korbblütler oder Fenchelallergie. Bei hellhäutigen Menschen sind Lichtüberempfindlichkeitsreaktionen möglich.
• Verstopfung, krampflösende Wirkung
Die Einnahme pflanzlicher Füll- und Quellmittel bei Verstopfung, wie beispielsweise Weizenkleie, Leinsamen oder Flohsamen, führen zwar zumeist zur gewünschten Wirkung. Allerdings regen sie die Bakterien des Dickdarms wie alle Ballaststoffe zu verstärkter Aktivität an. Folge sind dann vermehrte Darmwinde. Alternativ wirksam ist diese Schweizer Teemischung: Holunderblüten (10g), Anisfrüchte (angestoßen, 15g), Fenchelfrüchte (15g), Sennesschoten (50g), Süßholzwurzel (10g) und Bilsenkrautblätter (10g). Zubereitung: 2–3 Gramm der Mischung mit kochendem Wasser übergießen, bedeckt etwa 10 Minuten ziehen lassen, dann abseihen. Soweit nicht anders verordnet 1–2‑mal täglich jeweils 1 Tasse trinken. Hinweise: Ohne ärztliche Anweisung nicht länger als 1–2 Wochen anwenden. Es muss sichergestellt sein, dass keine akuten oder chronischen Erkrankungen der inneren Organe vorliegen (einschließlich Lungen und Herz). In Einzelfällen kann der Tee eine sogenannte „paradoxe“ Wirkung haben, also selber Leibkrämpfe auslösen.
• Durchfall
Bei akutem Durchfall ohne organisch erkennbare Ursachen kann eine Teemischung aus getrockneten Heidelbeeren (angestoßen, 40g), Melissenblättern (20g) und Kamillenblüten (20g) hilfreich sein. Zubereitung: Von der Mischung 2 Teelöffel mit etwa 250 ml kaltem Wasser übergießen und bedeckt zum Sieden erhitzen. Dann 10 Minuten ziehen lassen und abseihen. Sofern nicht anders verordnet, 2–3‑mal täglich eine Tasse trinken. Hinweis: Grundsätzlich ist bei länger anhaltenden Durchfällen auf eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung zu achten.
Hinweise
Viele Heilpflanzen sind äußerst wirksam. Deswegen sind einige Grundregeln zu beachten:
- Damit die medizinale Wirkung garantiert ist, sollten Heilpflanzen und Mischungen nur in Apotheken oder bei speziell qualifizierten Händlern gekauft werden.
- Wie andere Medikamente haben auch Heilpflanzen nicht nur die gewünschten heilsamen Wirkungen, sondern manchmal auch Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Präparaten. Immer sollte deshalb der Apotheker oder der behandelnde Arzt von der Verwendung von Medikamente und Heilpflanzen informiert werden.
- Wie bei allen Medikamenten sollten Schwangere und Kinder nur nach Rücksprache mit einem Arzt Heilpflanzentees verwenden.
- Zum Anstoßen von Heilpflanzenfrüchten zum Beispiel von Kümmel oder Fenchel reicht ein einfacher Küchenmörser aus. Das Anstoßen ist nötig, damit die ätherischen Öle im heißen Wasser frei werden.
Haben Sie ein Reizdarm-Syndrom?
Wenn Sie unter folgenden, andauernden oder wiederholten Beschwerden über mindestens drei Monate leiden, ist die Wahrscheinlichkeit eines Reizdarm-Syndroms (Abkürzung RDS) groß:
- (krampfartige) Bauchschmerzen oder Unbehagen im Zusammenhang mit Stuhlentleerung oder verbunden mit Veränderungen von Stuhlfrequenz oder Stuhlkonsistenz und
- mindestens drei der folgenden Kriterien eines unregelmäßigen Stuhlverhaltens über mindestens ein Viertel der Zeit:
- veränderte Stuhlfrequenz (deutlich häufigerer oder seltener Stuhlgang als früher),
- veränderte Stuhlkonsistenz (harter oder weich-wässeriger Stuhl),
- abwechselnd Verstopfung und Durchfall
- veränderte Stuhlpassage (anstrengend oder plötzlicher Drang, Gefühl der unvollständigen Entleerung),
- Schleimabgang oder
- Blähungen oder Völlegefühl.
Haben Sie ein prämenstruelles Syndrom?
Wenn Sie regelmäßig unter mehreren der folgenden, zumeist wenige Tage nach der Zyklusmitte und mit Beginn der Regelblutung wieder aufhörenden Beschwerden leiden, ist die Wahrscheinlichkeit eines prämenstruelles Syndroms (Abk. PMS) groß:
- Nervosität, innere Unruhe
- stark wechselhafte Stimmungen, depressive Verstimmung
- schmerzhafte Spannungen und Schwellungen der Brüste
- Völlegefühl, Verdauungsbeschwerden, oft krampfartige Unterleibsschmerzen
- Kopf- und Rückenschmerzen
- Hautveränderungen
- Hitzewallungen
- Gewichtszunahme durch Flüssigkeitseinlagerung, Gelenkschwellungen
Ernährung beim Reizdarm-Syndrom
Millionen Menschen leiden bei uns an einem Reizdarm-Syndrom (Abk. RDS). Diese Funktionsstörung wird zwar nicht durch Ernährungsfehler oder Mangelernährung verursacht. Da aber die Reaktionsweise des Darms oft stark verändert ist, beispielsweise Blähungen leicht unangenehme Krämpfe auslösen, sollte eine angemessene, individuell ausgerichtete Ernährung zum persönlichen Behandlungskonzept bei RDS gehören. Je nach Haupt-Beschwerde werden vier RDS-Typen unterschieden: Durchfall (Typ I), Verstopfung (Typ II), Blähungen und Schmerzen (Typ III) und Blähsucht und Gasbildung (Typ IV). Im Folgenden finden Sie Ernährungshinweise für jeden dieser vier Typen.
• Durchfall (Typ I)
Mit Durchfall versucht der Körper – biologisch betrachtet – schädliches im Darm so rasch wie möglich loszuwerden. Eine häufige Ursache sind Lebensmittel-Unverträglichkeiten, wie zum Beispiel Unverträglichkeit gegen Milchzucker (Laktose-Intoleranz) oder Getreide-Bestandteile (Zöliakie). Aber auch ganz normale Lebensmittel können an quälendem Durchfall, oft auch mit Krämpfen und Blähungen, schuld sein. Deshalb: Versuchen Sie selber durch eine sogenannte Ausschluss-Diät herauszubekommen, welches Lebensmittel verantwortlich ist (= Lebensmittel 2–3 Wochen lang aus der Ernährung verbannen, in einem Ernährungs-Tagebuch alles protokollieren). Finden Sie das schuldige Lebensmittel, vermeiden Sie es einfach in Zukunft konsequent. Wichtig: Bei chronischem Durchfall müssen Sie darauf achten, dass es zu keinem Wasser- oder Nährstoffmangel kommt. Viel trinken ist deshalb die wichtigste Maßnahme. Zudem sollte die Nahrung besonders energie‑, vitamin‑, und mineralstoffreich sein. Sehr energiehaltige Lebensmittel stammen vor allem aus der Gruppe der Fette. Leicht-verdauliche Nahrungsmittel wiederum stellen benötigte Energie rasch zur Verfügung. Tipp: Vorübergehend kann die Einnahme hochwertiger Vitamin- und Mineralstoffpräparate hilfreich sein.
• Verstopfung (Typ II)
Verzichten Sie auf „stopfende“ Lebensmittel. Hierzu gehören Kakao, Bananen, Heidelbeeren oder schwarzer Tee. Anstatt dessen vermehrt Ballaststoffreiches essen: Vollkornbrot, rohe Möhren, grüner Salat, Äpfel, Dörrpflaumen. Zudem gilt: Trinken Sie viel (1–2,5 Liter pro Tag), 1–2 Gläser Buttermilch täglich haben leicht abführende Wirkung. Tipp: Vergessen Sie nicht, dass milde Bauch-Massagen und regelmäßiger Ausdauersport (zum Beispiel 2–4‑mal pro Woche für 30–60 Minuten Joggen) ebenfalls eine nachhaltige Anti-Verstopfungswirkung haben.
• Blähungen und Schmerzen (Typ III)
Wie bei chronischen Durchfällen lassen sich bei krampfartigen Blähungen oder Schmerzen oft Lebensmittel-Unverträglichkeiten finden (siehe oben, „Durchfall“). Werden die individuell unverträglichen Nahrungsmittel oder auch Zubereitungsweisen (zum Beispiel Grillen) konsequent vermieden, bessern sich die Beschwerden oftmals. Zum Thema Ballaststoffe siehe unten, „Blähsucht und Gasbildung“. Grundsätzlich ist auch Vorsicht geboten bei: Hocherhitztem Fett, scharfen Gewürzen, gezuckerten Speisen und Getränken, Süßwaren, kalter Milch, kohlensäurehaltigen Getränken, Bohnenkaffee oder alkoholischen Getränke. Hilfreich sind blähungswidrige und entspannende Tees (Anis, Kümmel, Fenchel), die es als aromadicht verpackte Einzeltees in jeder Apotheke gibt.
• Blähsucht und Gasbildung (Typ IV)
Darmgase werden von Mikroorganismen im Dickdarm erzeugt, vor allem Bakterien. Diese für uns lebensnotwendige „Darmflora“ wird besonders von Nährstoffen „gefüttert“, die wir nicht oder nur teilweise verdauen. Leiden Sie besonders unter Blähungen, versuchen Sie deshalb den Anteil von unverdaulichen Ballaststoffen in der Nahrung zu verringern (besonders in Kombination mit zuckerhaltiger Nahrung). Vermeiden Sie zudem besonders blähungsfördernde Lebensmittel, wie zum Beispiel Bohnen, Linsen, Erbsen, Erdnüsse oder Sojabohnen. Schränken Sie auch den Konsum von Kohlsorten (zum Beispiel Sauerkraut), Zwiebeln und anderen sehr schwer verdaulichen Lebensmitteln ein.
Ernährung beim Prämenstruellen Syndrom
Jede vierte Frau leidet während der Tage vor den Tagen regelmäßig unter körperlichen und seelischen Beschwerden (zum Beispiel Brustspannen, Unterleibskrämpfe oder seelische Verstimmungen) – dem prämenstruellen Syndrom (Abk. PMS). Bei ansonsten gesunden Frauen kann eine Ernährungsumstellung oftmals Krämpfe und andere Beschwerden verringern oder sogar ganz zum Verschwinden bringen.
Je nachdem, welche Beschwerde-Art im Vordergrund steht, unterscheiden sich die nötigen Ernährungs-Maßnahmen. Typ A leidet besonders unter Wassereinlagerung (Ödem) und deren Folgen (Brust-Spannen, ‑Schmerzen, Unterleibskrämpfe, Blähungsgefühl, Blähbauch, dicke Füße). Bei Typ B dominieren die seelischen Veränderungen (Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Aggressivität, depressive Verstimmung).
Typ A‑Ernährung Wegen der tiefgreifenden Hormon-Umstellungen vor der Regel lagern viele Frauen mehr Wasser als sonst ein (=Gewichtszunahme). Vermeiden Sie es, aus diesem Grunde weniger zu trinken (Gefahr: verschlechterte Entgiftung) oder nicht-verordnete Entwässerungs-Tabletten zu nehmen (Gefahr: Mineralstoff-Mangel)! Anstelle dessen sollten Sie vor der Regel besonders viel trinken. So können die Nieren „getäuscht“ werden, sodass sie sogar vermehrt Wasser ausscheiden. Ratsam sind 2–3 Liter Wasser, Kräuter- und Früchtetee pro Tag. Gut ist auch Brennnesseltee (1–2 Tassen pro Tag), weil er die Wasser-Ausscheidung sanft anregt. Wichtig: Keine stark gesalzenen Lebensmittel (Fertignahrung, eingelegte Fische, Chips), Kaffee oder Schwarztee, da sie Ödeme fördern!
Typ B‑Ernährung Die Zunahme des weiblichen Geschlechtshormons Progesteron vor der Regel erhöht den Energie-Verbrauch des Körpers. Viele Frauen leiden dann an Heißhunger-Attacken. So können Sie jetzt darauf reagieren:
- Verringern Sie den Nahrungs-Fettanteil um 15%. Und ersetzen ihn durch stärkereiche Lebensmittel (Obst, Nudeln, Reis, Müsli, Vollkornbrot). Dies bessert leichte PMS-Beschwerden oftmals deutlich.
- Nehmen Sie statt stark Gezuckertem (Kuchen, Süßigkeiten) Lebensmittel, bei denen die Zucker-Aufnahme länger dauert (Rosinen, Datteln, Feigen). Dies hemmt Heißhunger-Attacken.
- Essen Sie weniger tierische (gesättigte) Fette (Butter, Pommes, Fleisch) und mehr pflanzliche (ungesättigte) Fette und Öle (z.B. Oliven‑, Distel-Öl, Fisch). Dies ist auch gut gegen Unterleibskrämpfe vor der Regel.
Helfen Ihnen die folgenden Ernährungs-Tipps, sollten Sie die Lebensmittel (in üblicher Menge, jeweils 2–4x pro Woche) verwenden.
Gefühlsschwankungen, Angst, Beklemmungen können mit Magnesium-Mangel zusammenhängen. Ergänzen Sie Ihr Essen mit magnesiumreichen Lebensmitteln (Weizenkleie, Sojaprodukte, Hirse, Sonnenblumenkerne, Leinsamen).
Krämpfe oder Kopfschmerzen vor der Regel werden bei manchen Frauen durch kalziumreiche Lebensmittel (Milch, Käse, Milchprodukte, Bohnen, Kohl) gelindert.
Veränderte Blutung (verlängert, unregelmäßig, Schmierblutung) gesunder Frauen kommt manchmal durch Östrogen-Mangel. Lebensmittel mit pflanzlichen Östrogenen (Tofu, Soja-Sprossen, ‑Flocken, Leinsamen) können das ‘Hormonkleid’ und damit die Blutungen normalisieren.
Autor
• Rainer H. Bubenzer, Gesundheitsberater, Bicomplexe.Heilpflanzen-Welt.de. Berlin, Mai 2011.