Bärlauch, der wilde Vetter des Knoblauchs

Er heißt Hexen­zwie­bel, Juden­zwie­bel, Wald­knob­lauch oder Zigeu­ner­lauch. Die Volks­me­di­zin ist erfin­de­risch, wenn es dar­um geht, einer lauch­ar­tig duf­ten­den Pflan­ze einen Namen zu geben. Heu­te hat man sich weit­ge­hend auf die Bezeich­nung Bär­lauch geei­nigt – und ent­deckt mit Erstau­nen, dass die Pflan­ze aus der Fami­lie der Lili­en­ge­wäch­se vol­ler Heil­kraft steckt.

Der Bär­lauch ist, was sei­ne Inhalts­stof­fe betrifft, eng mit dem Knob­lauch ver­wandt (bei­de ent­hal­ten Lauch­öle, sekun­dä­re Pflan­zen­stof­fe und Vit­ami­ne) und wird aus die­sem Grund auch als des­sen wil­der Bru­der oder Vet­ter bezeich­net. Im Gegen­satz zum Knob­lauch, der zu den best­un­ter­such­ten Heil­pflan­zen gehört und des­sen Wirk­sam­keit wis­sen­schaft­lich belegt ist, gibt es ent­spre­chen­de Stu­di­en für den Bär­lauch bis­her nicht. Die wis­sen­schaft­lich ori­en­tier­te Pflan­zen­heil­kun­de beginnt die Heil­kraft der Pflan­ze mit den wei­ßen stern­för­mi­gen Blü­ten gera­de erst zu entdecken.

Für die Volks­me­di­zin steht dage­gen schon lan­ge fest: Bär­lauch wirkt ähn­lich wie Knob­lauch (und die­se Ansicht ist ange­sichts der ähn­li­chen Zusam­men­set­zung sicher nicht aus der Luft gegrif­fen) und wird folg­lich auch bei den glei­chen Beschwer­de­bil­dern ein­ge­setzt. Dem­nach ist der “wil­de Knob­lauch” nicht nur gut für Herz, Kreis­lauf und Gefä­ße, son­dern hilft auch bei Magen- und Darm­stö­run­gen, Appe­tit­lo­sig­keit und all­ge­mei­nen Schwächezuständen.

Wie sehr die Erfah­rungs­heil­kun­de den Bär­lauch schätzt, geht aus einem alten Kräu­ter­buch von Pfar­rer Künz­le her­vor, in dem es heißt: “Wohl kein Kraut der Erde ist so wirk­sam zur Rei­ni­gung von Magen. Gedär­men und Blut wie der Bärlauch”.

Und so nut­zen Sie die Heil­pflan­ze: Bär­lauch soll­te stets frisch ver­wen­det wer­den, da er beim Trock­nen sei­ne Wirk­sam­keit ver­liert. Sam­meln Sie also das fri­sche Kraut im April oder Mai oder gra­ben Sie im Herbst die Zwie­beln aus. Kuli­na­ri­scher Früh­lings­tipp: Freun­de herz­haf­ter Wür­ze ver­wen­den Bär­lauch­kraut zum Wür­zen von Sala­ten, Gemü­sen und Sup­pen. Ein beson­de­rer Hit ist fri­sches Bär­lauch­kraut in Kom­bi­na­ti­on mit Weich­kä­se und Quark. Ein lecke­rer und aus­ge­spro­chen gesun­der Snack!

Ach­tung: Bär­lauch­blät­ter sind leicht mit den gif­ti­gen Blät­tern des Mai­glöck­chens oder der Herbst­zeit­lo­se zu ver­wech­seln. Wenn Sie Zwei­fel haben, zer­rei­ben Sie ein­fach ein wenig Kraut zwi­schen den Fin­gern. Steigt Ihnen star­ker knob­lauch­ähn­li­cher Geruch in die Nase, sind Sie auf der siche­ren Seite.

Autor
• Jens Mey­­er-Wege­­ner, Heil­pflan­­zen-Welt (2002).
Quel­len
• “Heil­pflan­zen”, Apo­the­ker M. Pahl­ow, Grä­fe und Unzer Verlag.
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