Der Winter naht. Nun ist im Kräuter-Garten oder auf dem Balkon wirklich nichts mehr zu tun. Oder vielleicht doch? Stefan Rust, Gartenkustos Botanischer Garten, Hamburg, gibt Tipps für die letzte Ausgabe unserer Serie rund um Kräuter in diesem Jahr.
Die Pflanzen haben sich zurückgezogen. Stille kehrt in die Gärten ein, auch auf dem Balkon gibt es nichts mehr zu tun. Diese Zeit des Rückzugs können Gärtner für sich nutzen. “Jetzt sind die Erinnerungen an den Sommer noch frisch”, sagt Rust, “und können dazu dienen, die Planungs- und Pflanzphasen des vergangenen Jahres Revue passieren zu lassen”. Dazu gehört für Rust auch, sich klar zu machen was gut oder vielleicht sogar schief gelaufen ist beim Wachstum der Pflanzen oder der Ernte. “Habe ich mir realistische Ziele gesetzt oder mich übernommen?” Diese Frage, ehrlich beantwortet, kann im nächsten Jahr helfen, die Gartenarbeit stressfreier anzugehen. Gab es Schädlinge, die vielleicht schon ein zweites Jahr die Kräuter geplagt haben? Gartenfachbücher helfen, mögliche Fehler beim Standort, Pflege oder Düngung zu klären. “Mit Plänen, die wirklich umgesetzt werden können oder neuen Erkenntnissen über mögliche Pflegefehler, macht die Planung oder Umgestaltung für das nächste Jahr gleich wieder Spaß”, so Rust.
Aufräumen und Vorbereiten
“Es bietet sich an, die Ruheperiode, auch zum Aufräumen zu nutzen”, so Rust. Die Blumentöpfe oder Kübel aus Plastik, die nicht verwendet werden, sollten vor dem Wegstellen gründlich mit Seifenlauge bis in die Ecken hinein ausgewaschen werden. “Vor allem, wenn die Pflanzen krank gewesen sind”, sagt Rust. Damit wird vermieden, dass die Schädlinge überwintern und im nächsten Jahr wiederkommen. Die Plastiktöpfe werden dann im trockenen Keller eingelagert und stehen im Frühjahr, sobald sie gebraucht werden, bereit. Auch Tontöpfe werden überprüft. Zwar wird oft frostbeständige Ware verkauft, nur im Verlaufe der Jahre stellen sich feine Risse ein, die den Topf sprengen. Die Tontöpfe werden nur mit heißem Wasser und einer Bürste ordentlich gesäubert. Seifenlauge ist nicht geeignet, weil sie in den Ton einzieht. Und manche Pflanzen sind so empfindlich, dass sie auf die eingezogenen Seifenlaugen-Reste reagieren und nicht gedeihen.
Kräuter im Winter
Um im Winter noch Kräuter zu haben, kann z.b. Petersilie als Ballen in ein Frühbeet umgepflanzt werden. Das frostfreie Beet schützt die Pflanze und so kann bis in den Winter hinein, noch etwas geerntet werden. Schnittlauch aus den Freilandbeeten kann geteilt werden und in einen Topf auf dem Fensterbrett gesetzt werden. Die Pflanze treibt in der Wärme sehr schnell und dient dem täglichen Bedarf. “Allerdings verausgabt sie sich schnell”, so Rust. Deshalb kann der Schnittlauch nach zwei Monaten wieder in den Garten zurückgepflanzt und ein neuer auf die Fensterbank geholt werden. Da Schnittlauch sehr unempfindlich ist, überlebt er solche Umzüge ohne weiteres. Der Petersilien-Bedarf kann längerfristig durch eine Petersilienwurzel gedeckt werden. Denn die Petersilienwurzel vom Markt dient nicht nur als schmackhaftes Gewürz für eine Suppe: Wird sie eingepflanzt, treibt die Wurzel bald aus. Das frische Grün ist lecker für den täglichen Gebrauch.
“Um die Mühe der eigenen Ernte und des Trocknen zu bewahren, müssen die Vorräte regelmäßig überprüft werden”, sagt Rust. Denn es kann immer vorkommen, das sich Käfer oder Milben eingenistet haben. Oder beim Öffnen der Gläser riecht es nicht mehr so gut. “Dann kann sich Schimmel gebildet haben”, so Rust und empfiehlt den Inhalt lieber wegzuwerfen. “Ein Zeichen dafür, im nächsten Jahr, beim Trocknen der Kräuter noch besser zu arbeiten”.
Autorin
• Marion Kaden, Heilpflanzen-Welt (2004).
Quellen
Interview: Stefan Rust, Gartenkustos, Botanischer Garten Hamburg
weitere Infos
• 1. Vorbereitungen für Kräutergarten und ‑Balkon
• 2. Frühling: Gewürze auf dem Fensterbrett
• 3. Aussaat und Jungpflanzen
• 4. Gartenfreuden im Frühsommer
• 5. Hochsommer: Erntezeit
• 6. Herbstzeit