Atropa L. (Tollkraut, Tollkirsche), Gattung der Solanazeen, kahle Kräuter mit einzeln stehenden Blättern, röhrig-glockigen Blüten und kugeligen, saftigen, vielsamigen Beeren. Zwei Arten. A. Belladonna L. (gemeine Tollkirsche, Wolfskirsche, Wolfswut, Teufelskirsche), mit fleischiger, ausdauernder Wurzel, bis 1,5 m hohem, ästigem Stengel, eiförmigen, zugespitzten, kurzgestielten, ganzrandigen Blättern, einzeln achselständigen, großen, hängenden, braunvioletten Blüten und glänzend schwarzer, säuerlich-süßer Beere auf dem sternförmig ausgebreiteten Kelch, wächst in Laubwäldern der Gebirgsgegenden in Europa und Westasien und ist eine der gefährlichsten inländischen Giftpflanzen. Sie enthält Atropin, Hyoscyamin und Apoatropin. Wurzel und Blätter enthalten überwiegend Hyoscyamin, die reisen Beeren nur Atropin. Wurzel und Blätter werden arzneilich benutzt. Bei Vergiftungen mit A. beobachtet man Trockenheit der Mund- und Rachenhöhle, Erweiterung der Pupillen, Sehstörungen, jagenden Puls, häufigeres und tieferes Atmen, gerötetes Gesicht, Harn- und Stuhlverhaltung, dabei schreckhafte Delirien, Halluzinationen (daher Tollkraut), Krämpfe, Bewußtlosigkeit und Tod durch Lähmung der Nervenzentren. Man sucht bei Vergiftungen Magen und Darm zu entleeren (hohe Eingießungen) und gibt Morphium. Die Pflanze wird zuerst von deutschen Ärzten und Botanikern des Mittelalters erwähnt. In Italien soll sie wegen der pupillenerweiternden Wirkung zu einem Schönheitswasser benutzt worden sein und davon den Namen Belladonna (“schöne Frau”) erhalten haben.
Quelle
Meyers Großes Konversations-Lexikon (Sechste Auflage). Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit mehr als 16,800 Abbildungen im Text und auf über 1500 Bildertafeln, Karten und Plänen sowie 160 Textbeilagen. Leipzig und Wien: Bibliographisches Institut, 1905–1909 (Infos).