Colchicum L.

Col­chi­cum L. (Zeit­lo­se, Licht­blu­me), Gat­tung der Lilia­ze­en, Kräu­ter mit dicker, von trock­nen brau­nen Hül­sen umge­be­ner, meist tief im Boden ste­cken der Zwie­bel­knol­le, grund­stän­di­gen, linea­li­schen Blät­tern, die bei vie­len Arten erst im Früh­jahr nach der in den Herbst fal­len­den Blü­te­zeit erschei­nen, meist ein­zeln (oder zu zwei oder drei) ste­hen­den Blü­ten mit trich­ter­för­mi­gem Peri­gon und sehr lan­ger, enger, größ­ten­teils im Boden ste­cken der Röh­re und oblon­ger oder kuge­li­ger, auf­ge­bla­se­ner, drei­fä­che­ri­ger, viel­sa­mi­ger Kap­sel. Etwa 30 Arten, meist im Ori­ent und in den Mit­tel­meer­län­dern. C. autum­na­le L. (Herbst­zeit­lo­se, Wie­sen­sa­fran, wil der Safran, Herbst­ro­se, nack­te Jung­fer, Hah­nen­klö­ten­wur­zel), in Deutsch­land, Mittel‑, West- und Süd­eu­ro­pa, auch in Alge­ri­en auf feuch­ten Wie­sen. Die hell lila­far­be­ne Blü­te erhebt sich im Herbst aus einer klei­nen Knol­le, die bis zum Früh­jahr sehr kräf­tig wird und die Blät­ter und die Frucht über den Boden her­vor­tre­ten läßt. Die Frucht reist, die Blät­ter ster­ben ab, und es ent­wi­ckelt sich im Herbst eine neue Blü­te aus dem früh ange­leg­ten neu­en Knösp­chen. Die Ent­wi­cke­lung ist also zwei­jäh­rig, und da man im Früh­jahr die Frucht­kap­seln, im Herbst die Blü­ten auf den Wie­sen sieht, so nann­te man die Pflan­ze fili­us ante patrem. Die fri­sche Knol­le, im Spät­som­mer gesam­melt, riecht wid­rig ret­tich­ar­tig, schmeckt süß­lich, dann scharf bit­ter und krat­zend, nach dem Trock­nen nur noch bit­ter; sie ent­hält als wesent­li­chen Bestandt­teil Col­chi­cin (0,066 Proz.). Die Samen sind fein­gru­big punk­tiert, braun, durch Aus­schwit­zung von Zucker etwas schmie­rig, geruch­los, schme­cken sehr bit­ter und ent­hal­ten 0,2–0,3 Proz. Col­chi­cin. Die Herbst­zeit­lo­se war schon den Alten bekannt und wur­de auch Eph­eme­ron genannt, weil man glaub­te, daß der­je­ni­ge, der eine Zwie­bel esse, an dem­sel­ben Tage ster­ben müs­se. Die Col­chi­ca venena der Alten haben von die­ser Pflan­ze den Namen. Störck zog die Zeit­lo­se 1763 in arz­nei­li­che Anwen­dung. Der Same und dar­aus berei­te­te Prä­pa­ra­te (Tink­tur, Wein) wer­den gegen Gicht, Rheu­ma­tis­mus, Was­ser­sucht etc. ange­wen­det; gro­ße Dosen wir­ken, wie auch die Wur­zeln und Blü­ten, stark gif­tig. Die Ver­gif­tungs­er­schei­nun­gen bestehen in Kopf­schmerz, Erbre­chen, bren­nen­dem Durst, star­ken Darm­ent­lee­run­gen, Schwä­che, Schwin­del, Zuckun­gen oder Krämp­fen, Tod meist am zwei­ten Tage. Man macht Magen­aus­spü­lun­gen und bekämpft die Sym­pto­me. Bis­wei­len soll man Col­chi­cum­sa­men betrü­ge­risch als Hop­fen­sur­ro­gat in der Bier­braue­rei ange­wen­det haben (vgl. Dra­gen­dorff, Herbst­zeit­lo­se im Bier, Frankf. 1877). Als Zier­pflan­zen kul­ti­viert man auch Spiel­ar­ten mit weiß­gel­ben, röt­lich­bun­ten, rosen­ro­ten und lila­far­be­nen Blü­ten sowie mit weiß­ge­streif­ten Blät­tern, und eini­ge and­re Arten, wie C. varie­ga­tum L., in Por­tu­gal, Sizi­li­en, auf Kre­ta und in Klein­asi­en ein­hei­misch, mit bunt­wür­fe­lig gefleck­ten Blü­ten, die auch im Herbst erschei­nen, die angeb­li­che Stamm­pflan­ze der bei den Alten und im Mit­tel­al­ter sehr geschätz­ten, plat­ten, herz­för­mi­gen, von allen Hül­len befrei­ten, als Her­mo­dat­teln (Her­mo­dac­ty­li) bekann­ten Knol­len. Aus groß­knol­li­gen Arten ent­wi­ckelt sich die Blü­te ohne Erde und Was­ser im Zimmer.

Vgl. Labor­de und Hou­dé, Le col­chi­que et la col­chi­ci­ne (Par. 1887).

Quel­le
Mey­ers Gro­ßes Kon­­­ver­­­sa­­ti­ons-Lexi­­kon (Sechs­te Auf­la­ge). Ein Nach­schla­ge­werk des all­ge­mei­nen Wis­sens. Sechs­te, gänz­lich neu­be­ar­bei­te­te und ver­mehr­te Auf­la­ge. Mit mehr als 16,800 Abbil­dun­gen im Text und auf über 1500 Bil­der­ta­feln, Kar­ten und Plä­nen sowie 160 Text­bei­la­gen. Leip­zig und Wien: Biblio­gra­phi­sches Insti­tut, 1905–1909 (Infos).

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