Ilex L.

Ilex L. (Stech­pal­me, Hül­fe), Gat­tung der Aqui­fo­li­a­ze­en, Sträu­cher und Bäu­me mit abwech­seln­den, sel­ten haut­ar­ti­gen und hin­fäl­li­gen, meist leder­ar­ti­gen, glän­zen­den, blei­ben­den, ganz­ran­di­gen, sel­ten gezahn­ten oder dor­nig gezahn­ten Blät­tern, ach­sel­stän­di­gen Blü­ten in wenig­blü­ti­gen Dol­den­trau­ben und kuge­li­gen, vier- bis acht­ker­ni­gen Stein­früch­ten; etwa 170 Arten, meist in Ame­ri­ka. I. aqui­fo­li­um L. (gemei­ne Stech­pal­me, Stech­ei­che, Stech- oder Christ­dorn, Wald­dis­tel­strauch), bis 15 m hoher und 50 cm star­ker Baum oder Strauch mit blei­ben­den, kurz­ge­stiel­ten, eiför­mi­gen, leder­ar­ti­gen, wel­li­gen, buch­ti­gen, stark dor­nig gezahn­ten, spie­geln­den Blät­tern, kurz­ge­stiel­ten weiß­li­chen Blü­ten und schar­lach­ro­ten, erb­sen­gro­ßen Bee­ren, wächst auf fri­schem, beschat­te­tem san­di­gen oder kal­ki­gen Boden in der west­li­chen nord­deut­schen Zone (Rügen, Neu­vor­pom­mern, West­fa­len, Nie­der­rhein) sowie in Gebirgs­wäl­dern der süd­li­chen rhei­ni­schen Zone (Schwarz­wald, Voge­sen, Jura), in den Alpen (bis 1260 m), Ungarn, Kroa­ti­en, Istri­en. Sie ist nord­wärts durch Däne­mark und Süd­nor­we­gen, west­wärts durch Eng­land, West­frank­reich, Spa­ni­en bis Por­tu­gal, süd­wärts bis Sizi­li­en und die mitt­le­re Tür­kei, süd­öst­lich bis Trans­kau­ka­si­en und Per­si­en ver­brei­tet. Die Stech­pal­me wächst unge­mein lang­sam, und nach 80 Jah­ren erreicht sie nur eine mäßi­ge Höhe. Der Same keimt erst nach 11/2–2 Jah­ren. Man kul­ti­viert in Gär­ten und Park­an­la­gen gegen 70 Varie­tä­ten (auch ganz­ran­di­ge und panach­ier­te), und da die Stech­pal­me den Schnitt sehr gut ver­trägt und gutes Aus­schlags­ver­mö­gen hat, so wird sie mit bes­tem Erfolg auch als Hecken­pflan­ze benutzt. Das Holz ist unge­mein hart und dicht, im Kern grau oder braun, im Splint weiß und wird als fei­ne­res Tisch­ler­holz und zu Drechs­ler­ar­bei­ten benutzt. Die Blät­ter schme­cken bit­ter-schlei­mig und wur­den frü­her wie auch Rin­de und Bee­ren arz­nei­lich benutzt. Die Samen die­nen als Kaf­fee­sur­ro­gat. Die Zwei­ge benutzt man zu Krän­zen, zum Schmuck der Grä­ber und Kir­chen; aus der Geest Schles­wig-Hol­stein wer­den sie zu die­sem Zweck in gro­ßen Men­gen ver­sandt. I. para­gua­ri­en­sis Löse­ner (I. para­gu­ay­en­sis St. Hil.) lie­fert den Para­gu­ay­tee, Süd­see­tee, Perua­ner Tee, Maté. Man schlägt die Zwei­ge ab, zieht sie durch offe­nes Feu­er, erhitzt sie auf Hür­den über hel­lem Feu­er, läßt sie eini­ge Tage fer­men­tie­ren, trock­net sie dann über Feu­er voll­stän­dig und zer­stampft die Blät­ter mit höl­zer­nen Säbeln. Ratio­nel­ler geschieht die Rös­tung in Pfan­nen, Ofen etc. und die Zer­klei­ne­rung auf Müh­len. Das gro­be, hell­grü­ne Pul­ver riecht kraut­ar­tig, nach eini­gen Mona­ten aber ziem­lich aro­ma­tisch. Der Aus­guß wird ähn­lich wie der des chi­ne­si­schen Tees zube­rei­tet, schmeckt ange­nehm und riecht bal­sa­misch; am Mor­gen nüch­tern genos­sen, wirkt er erre­gend; man schätzt ihn als Ver­dau­ungs- und Erfri­schungs­mit­tel und genießt ihn zu allen Tages­stun­den, nament­lich auch um Sor­gen und Ermü­dung zu ver­scheu­chen, Stra­pa­zen leich­ter ertra­gen zu kön­nen. Man berei­tet dar­aus auch ein alko­hol­frei­es bier­ähn­li­ches Getränk, das als sehr erfri­schend und durst­stil­lend gerühmt wird. Als wirk­sa­men Bestand­teil ent­hält der Para­gu­ay­tee Kas­sein (etwa 1 Proz.), dazu Kaf­fee­gerb­säu­re, wenig äthe­ri­sches Ö, Cho­lin und reich­lich Kali- und Magne­si­a­sal­ze. Außer den genann­ten lie­fern noch vie­le I.-Arten Maté, eben­so aber auch Vil­la­re­sia con­gon­ha und mucro­na­ta (Ika­zi­na­ze­en), Dis­ca­ria (Col­le­tia) febri­fu­ga (Rham­na­zee), Loma­tia oblin­qua (Pro­teazee) und meh­re­re Sym­plo­cos-Arten (Sym­p­lo­ka­ze­en). Bis­her gewann man den Maté nur von wild wach­sen­den Pflan­zen, doch bemüht man sich jetzt, Kul­tu­ren anzu­le­gen. In Süd­ame­ri­ka bedie­nen sich ca. 11 Mill. Men­schen des Maté und der Kon­sum beträgt etwa 100 Mill. kg. Die Aus­fuhr nach Euro­pa ist unbe­deu­tend. Die Maté fin­det sich schon in den perua­ni­schen Grä­bern bei Ane­on, und die Gua­ra­ni-India­ner benutz­ten sie eben­falls als Genuß­mit­tel. I. Cas­si­ne Mich. (I. reli­gio­sa Barth., hei­li­ge Stech­pal­me. Appa­la­chen­tee, Caro­li­na­tee, indi­scher Tee), ein 3 m hoher Strauch mit klei­nen, leder­ar­ti­gen, läng­li­chen, gekerb­ten Blät­tern, unschein­ba­ren Blü­ten und roten Bee­ren, wächst in den süd­li­chen Staa­ten des öst­li­chen Nord­ame­ri­ka und gilt den Ein­ge­bor­nen wegen sei­ner kräf­ti­gen Wir­kung gegen aller­lei Krank­hei­ten als hei­lig. Bei ihren reli­giö­sen Ver­samm­lun­gen spie­len die Blät­ter eine gro­ße Rol­le. Der aus den Blät­tern berei­te­te Tee, Black­drink (schwar­zes Getränk), wirkt berau­schend. Die Blät­ter ent­hal­ten 0,011 äthe­ri­sches Ö, 2,409 Gerb­säu­re, 0,122 Kas­sein, 15,277 Stär­ke­mehl, Pek­to­se etc., 8,19 stick­stoff­hal­ti­ge Sub­stanz etc. Der Strauch erträgt unsern Win­ter, wenn man ihn an geschütz­ten Orten gut deckt. I. gon­gon­ha Lamb. in Bra­si­li­en lie­fert den Kas­si­nen­tee (Con­chon­ga, Can­gu­cha), I. Daho­on Walt. in Flo­ri­da den india­ni­schen Tee (Yau­pon).

Vgl. Neger und Vani­no, Der Para­gu­ay­tee (Stuttg. 1903); Moreau de Tours, Le maté (Par. 1904).

Quel­le
Mey­ers Gro­ßes Kon­­­ver­­­sa­­ti­ons-Lexi­­kon (Sechs­te Auf­la­ge). Ein Nach­schla­ge­werk des all­ge­mei­nen Wis­sens. Sechs­te, gänz­lich neu­be­ar­bei­te­te und ver­mehr­te Auf­la­ge. Mit mehr als 16,800 Abbil­dun­gen im Text und auf über 1500 Bil­der­ta­feln, Kar­ten und Plä­nen sowie 160 Text­bei­la­gen. Leip­zig und Wien: Biblio­gra­phi­sches Insti­tut, 1905–1909 (Infos).

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