Allen Heilpflanzen-Anwendern muss klar sein: Mit Arzneimitteln – auch wenn sie auf rein pflanzlicher Basis hergestellt sind – sollte kein leichtfertiger Umgang gepflegt werden. “Nur weil etwas natürlich ist, ist es noch lange nicht in allen Fällen vollkommen ungefährlich”, erklärt die promovierte Biologin und ausgewiesene Heilpflanzen-Expertin Dr. rer. nat. Heidi Braunewell, Dozentin an der Reformhaus-Fachakademie in Oberursel. Eine kompetente Beratung ist daher unbedingt notwendig. Nur mit sachkundiger Hilfestellung kann sichergestellt werden, dass eine passende und wirksame Naturarznei gefunden wird und unliebsame Nebenerscheinungen im Rahmen der Anwendung vermieden werden.
Reformhaus: Tradition und hohe Standards
Basierend auf den Lehren der alten Naturheilklassiker wie Paracelsus [3], Hufeland [4] oder Sebastian Kneipp [5] setzen deutsche Reformhäuser seit über 100 Jahren auf die Heilkraft von Pflanzen. Die Naturarzneimittel folgen somit von Anfang an den Prinzipien der milden und nebenwirkungsfreien Erfahrungsmedizin (“mite-Phytotherapie”). Bis heute hat die Branche kontinuierlich einen umfangreichen Wissens- und Erfahrungsschatz aufgebaut – sowohl in der Anwendung von Naturarzneien als auch bei deren Herstellung und Produktion.
“Typisch für die Reformhaus-Arzneien: Es sind ganze Wirkstoffkomplexe der Pflanzen enthalten und nicht nur einzelne Extrakte. Man geht davon aus, dass sich die verschiedenen Bestandteile sinnvoll ergänzen und so das gesamte Wirkungsspektrum ausmachen”, sagt Braunewell. Gleichzeitig gelten für alle zugelassenen freiverkäuflichen Arzneimittel in den Fachgeschäften mindestens die Grundsätze des Deutschen Arzneimittelbuches. Wirksamkeitsnachweis und Dokumentation möglicher Risiken und Nebenwirkungen wurden bei der rechtlichen Arzneimittelzulassung erbracht. Darüber hinaus gelten die Qualitätsrichtlinien der neuform Vereinigung Deutscher Reformhäuser eG, d. h. die verwendeten Rohstoffe stammen vorzugsweise aus ökologischem Anbau oder aus kontrollierter Wildsammlung, sie sind rückstandsarm und werden schonend und weitestgehend wert erhaltend verarbeitet. Viele, auch neue Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft bestätigen die Wirksamkeit mild wirkender Phytotherapeutika.
Pflanzliche Helfer für viele Anwendungsgebiete
Reformhäuser bieten für leichte bis mittelschwere Beschwerden von Kopf bis Fuß ein breites Spektrum an pflanzlichen Naturarzneimitteln an. Von der allgemeinen Stärkung und Kräftigung über Erkältungskrankheiten, Magen- und Verdauungsbeschwerden, Kreislaufproblemen bis hin zu Harnwegsinfektionen reichen die Einsatzgebiete und Angebote von Naturheilmitteln im Reformhaus. Es gibt sie als Tonika, Heilpflanzensäfte, Tropfen, Tees und Tabletten.
Viele Reformhäuser haben Naturarzneimittel-Fachberater
Um die fachkompetente Beratung im Reformhaus sicherzustellen, muss in jedem der rund 2.000 Fachgeschäfte mindestens ein arzneilich sachkundiger Reformhaus-Fachberater zur Verfügung stehen, der häufig sogar zusätzlich als Naturarzneimittel-Berater qualifiziert ist. “Diese Leute wissen genau, dass z. B. kampferhaltige ätherische Öle keinesfalls für die erkältungsgeplagte Kinderlunge geeignet sind, weil Kinder darauf mit einer Art Atemlähmung reagieren können”, benennt Braunewell nur einen der möglichen Fälle, in denen Verbraucher/Patienten wesentlich auf Fachkenntnisse von Beratern angewiesen sind. Eine Anwendung pflanzlicher Arzneimittel sollte daher immer mit einer ergänzenden medizinischen oder sachkundigen Beratung – zum Beispiel eben im Reformhaus – einhergehen, empfiehlt die Expertin für Naturheilkunde.
Fundierte Aus- und Fortbildung an der brancheneigenen Reformhaus-Fachakademie
Die Beratungskompetenz von Reformhaus-Fachberatern gründet auf einer mindestens sechswöchigen Ausbildung an der Reformhaus-Fachakademie (Oberursel), die durch eine Prüfung abgeschlossen und mit einem Sachkundenachweis ergänzt wird. Viele Fachberater haben eine zusätzliche Ausbildung als Heilpflanzen- und Vitalstoffberater. In zwei Intensivseminaren über je sechs ganze Tage werden in der Fortbildung die Wirkungsweisen und Einsatzmöglichkeiten von Heilpflanzen und Vitalstoffen bei verschiedenen Krankheitsbildern oder auch zur Stärkung des allgemeinen Wohlbefindens vermittelt. Beide Seminare schließen mit einer Prüfung ab. Bislang sind rund 200 Heilpflanzen-Fachberater qualifiziert worden.
- Infos zur Ausbildung als Heilpflanzen- und Vitalstoffberater/in (derzeit nur für Reformhaus-MitarbeiterInnen).
“In der Fachberater-Ausbildung lernen die Reformhaus-Mitarbeiter die Inhaltsstoffe und Wirkungen der Heilpflanzen genau kennen. Die Heilpflanzen- und Vitalstoffberater-Ausbildung vertieft dieses Wissen und ergänzt es um die Wirkweisen der einzelnen Pflanzen. Mit der Kenntnis über molekulare Wirkmechanismen befinden sie sich damit auf der Höhe der aktuellen Forschungsergebnisse. Die Bedeutung der Monografien für die Qualität und Sicherheit der Arzneipflanzen ist den Fachkräften im Reformhaus ebenso vertraut wie spezielle Inhalte, die besondere Bedeutung für die Beratung haben. Hier sind vor allem profunde Kenntnisse zu Wechselwirkungen und Nebenwirkungen zu nennen, die den Kunden Sicherheit geben, das Richtige für sich zu tun. Heilpflanzen- und Vitalstoffberater geben bewährte praxiserprobte und durch Studien untermauerte Empfehlungen zur richtigen Dosierung und Anwendungsweise weiter”
Dr. Heidi Braunewell
Für interessierte Kunden des Reformhauses stehen ebenfalls Kurse an der “Akademie für gesundes Leben” offen, in denen sie sich profundes Wissen über Naturarzneien aneignen können.
- Infos zur “Akademie für gesundes Leben” Beispiele
- Gesundheitsberater / Gesundheitsberaterin, ganzheitliche Gesundheit, ärztlich geprüft
- Fastenleiter / Fastenleiterin (dfa), ärztlich geprüft
Hinweis: Auf der Website von “neuform Vereinigung deutscher Reformhäuser” (www.reformhaus.de), finden sich auch zahlreiche gesundheitliche Verbrauchertipps, zum Beispiel “Tipps zur Selbstmedikation”. Auch die zahlreichen Gesundheits-Ratgeber, die naturheilkundliche Maßnahmen in den Vordergrund stellen, enthalten viele wertvolle Hinweise für Vorbeugung, Behandlung oder Leben mit akuten oder chronischen Krankheiten (Allergie, Bluthochdruck, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Diabetes, Erkältungskrankheiten, Fettstoffwechselstörung, Gicht und erhöhte Harnsäure, Krebserkrankungen, Leber‑, Galle‑, Bauchspeicheldrüse-Problemen, Magen-Darmerkrankungen, Neurodermitis, Nieren‑, Blase‑, Prostata-Erkrankungen, Osteoporose, rheumatische Erkrankungen, Wechseljahrsbeschwerden, Zöliakie und Sprue).
Autoren
Nadine Körner, Reformhaus Information, Oberursel. Rainer H. Bubenzer, presseteam volksdorf – Hamburger Medizinredaktion, , Heilpflanzen-Welt (2006).
Quellen
1. World Wildlife Fund (WWF): Heillose Nachfrage – Zum Weltgesundheitstag am 7. April – Immer mehr wichtige Heilpflanzen sind bedroht. Frankfurt, 5.4.2006.
2. Institut für Demoskopie: Naturheilmittel 2002 – Wichtigste Erkenntnisse aus Allensbacher Trendstudien, Allensbach.
3. Paracelsus: Zwischen Legende und sagenhaftem Ruhm.
4. Christoph Wilhelm Hufeland: Hufelands Selbstbiographie.
5. Biographie von Sebastian Kneipp.