Ägypterinnen wussten es schon vor 5.000 Jahren, Appenzeller Bauern halten sich noch heute dran: Ohrschmuck im sogenannten Augenpunkt des Ohrläppchens fördert und erhält die Sehkraft. Doch nicht alles, was am Ohr gut aussieht, ist auch gesundheitlich von Vorteil – schmuckbedingte Narben der Ohrmuschel können schon mal zu Kopf‑, Schulter- und Rückenschmerzen oder Reizdarm führen. Fehlt das Ohr ganz – so wie das Selbstporträt mit abgeschnittenem Ohr von Willem van Gogh (1889) zeigt -, gibt es solche Probleme allerdings nicht …
Ohr-Akupunktur
Viele Punkte auf der Ohrmuschel sind über Nerven mit Organen des Körpers verbunden. Im Bild sieht dies aus wie ein auf den Kopf gestellter Embryo. Werden vom Arzt ausgewählte Ohr-Punkte stimuliert (mit Akupunktur-Nadel, Laserlicht, Druckstift), führt dies zu heilenden Reizen auf innere Organe (ähnlich Fußreflexzonen-Massage). Seit den 60er-Jahren verwenden viele Heilpraktiker und Ärzte die moderne Ohr-Akupunktur (“Aurikulo-Therapie”). Die Kassen zahlen das Außenseiterverfahren nicht.
Narben
Wichtige Punkte am Ohrmuschel-Rand: Allergie (1), Ellbogen (2), Schultergelenk (3), Anspannung (4), Ober‑, Unterkiefer (5), Kummer/Depression (6), Innenohr (7), Auge (8).
Bei Nicht-Benutzung verschwindet die nach dem Stechen entstandene Haut innerhalb von Ohrlöchern. Folge: Das Loch wächst nach 1–2 Wochen wieder zu. Übrig bleibt meist Narbengewebe, das als kleine, sandkorngroße Knoten in der Ohrmuschel spürbar ist. Ohrloch-Narben in der Nähe von Ohrakupunktur-Punkten können durch Dauerreizung Organfunktionen im Körper stören. Beispiele: Beispiele: Ein Ohrring im Gebiss-Punkt (5) kann über Nervenreflexe zu Dauer-Zahnweh führen, eine Ohrlochnarbe beim Kummer-Punkt (6) über Verschaltung mit Gehirn-Gefühlszentren zu Depressionen. Andere typische Folgen: Schwindel, Kopfschmerzen, allergische Hautauschläge, Hexenschuss, Asthma, andauernde Nervosität oder Angst (Ausnahme: ein Ohrloch im Augenpunkt schwächt die Sehkraft nicht). Nachweisbare Organ-Schäden fehlen dabei oft. Weshalb viele Patienten mit ihren Beschwerden jahrelang und erfolglos von Arzt zu Arzt irren. Besser: Der Besuch eines Therapeuten, der auch Funktions-Störungen, die von der Ohrmuschel ausgehen, erkennen und behandeln kann (=Narben-Entstörung). Viel Erfahrung hiermit haben Ärzte und Heilpraktiker, die Ohr-Akupunktur, Neuraltherapie, Manualtherapie oder Akupunktur praktizieren.
Selbsthilfe
- Vermeiden Sie Entzündungen der Ohrlöcher (regelmäßiges Drehen der Ohrstecker v.a. nach Ohrloch-Stechen; tägliche Stecker-Reinigung zum Beispiel mit verdünnter Arnika-Tinktur; 1 Teil Tinktur auf 5 Teile Wasser).
- Ohrloch-Narben behandeln Sie für 1–2 Monate selbst: Täglich 1–2mal ein wenig Heilsalbe auftragen, die Arnika oder Sonnenhut enthält (Apotheke). Dann das Knötchen für 2–10 Minuten sanft massieren, zum Beispiel beim Fernsehen oder Lesen.
- Entzündungen, die nach 2–4 Tagen nicht abklingen, sollten ärztlich behandelt werden. Bis dahin tupfen Sie die entzündete Stelle täglich 3–4mal mit verdünnter Arnikatinktur ab. Dies fördert die Heilung und beugt größerer Vernarbung vor.
- Tragen Sie keinen Modeschmuck, der von außen auf die Ohrmuschel und damit auf Organpunkte drückt (zum Beispiel Ohr-Klammern).
- Verwenden Sie grundsätzlich nur Edelmetall-Ohrschmuck. Billige Metalle wie zum Beispiel Nickel fördern Allergien und Vergiftungen.
Tipp
Sind Sie gerade müde oder etwas abgespannt? Dann massieren und drücken Sie für 1–2 Minuten Ihre Ohrläppchen kräftig, aber ohne dass es wehtut. Dies regt das Gehirn an und weckt auf (wie Lehrer immer schon wussten …).
Autor
• Rainer H. Bubenzer, (März 2007)