Medikamente gegen die Virusgrippe – eine Bestandsaufnahme (Teil 1 von 7)

Vira­le Infek­ti­ons­krank­hei­ten wie die Influ­en­za stel­len die Medi­zin vor eine beson­de­re Her­aus­for­de­rung. Dies wur­de zuletzt wie­der deut­lich, als 2005 die rea­le Mög­lich­keit einer fata­len Influ­en­za­pan­de­mie vie­len Health Pro­fes­sio­nals, Gesund­heits­ver­ant­wort­li­chen und der Bevöl­ke­rung kon­kret vor Augen geführt wur­de. Zwar ist die befürch­te­te Pan­de­mie bis­lang aus­ge­blie­ben, eini­ge Hand­lungs­op­tio­nen sind in der Zwi­schen­zeit jedoch schlech­ter gewor­den. Wel­che Ent­täu­schun­gen es vor allem bei den anti­vi­ra­len Medi­ka­men­ten gibt, an wel­chen Prä­ven­ti­ons- und The­ra­pie­kon­zep­te der­zeit gear­bei­tet wird und wel­che bemer­kens­wer­ten Optio­nen die Natur­heil­kun­de neu­er­dings bie­tet, stellt der fol­gen­de Bei­trag von Ste­phan Lud­wig – aus Sicht der moder­nen viro­lo­gi­schen For­schung – und Rai­ner H. Buben­zer – aus Sicht der moder­nen Natur­heil­kun­de – dar.

Prof. Dr. Stephan Ludwig

Zen­trum für Mole­ku­lar­bio­lo­gie der Ent­zün­dung (ZMBE)
West­fä­li­sche Wil­helms-Uni­ver­si­tät Münster,

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Lud­wig: Influ­en­za, die Virus­grip­pe, ist immer noch eine der gro­ßen Seu­chen der Mensch­heit. Trotz aller Impf­maß­nah­men for­dern seu­chen­ar­ti­ge Infek­tio­nen mit Influ­en­za­vi­ren Jahr für Jahr eine Viel­zahl von Todes­op­fern, gera­de auch in den Indus­trie­län­dern. Außer­dem sind krank­heits­be­ding­te Arbeits­aus­fäl­le ein immenser Kos­ten­fak­tor. Neben den sai­so­na­len Epi­de­mien tau­chen in grö­ße­ren Zeit­ab­stän­den immer wie­der hoch­pa­tho­ge­ne Influ­en­za­vi­ren auf, gegen die kein bestehen­der Impf­stoff wirk­sam ist. Die­se immer­wäh­ren­de Bedro­hung wur­de in jüngs­ter Zeit ganz beson­ders ins Bewusst­sein gerückt durch das Auf­tre­ten der Vogel­grip­pe­vi­ren des Sub­typs H5N1 beim Men­schen, einem Erre­ger, bei dem ein mög­li­ches pan­de­mi­sches Poten­ti­al beson­ders hoch ist. Die­ser beson­de­re Sub­typ stammt eigent­lich aus der Vogel­po­pu­la­ti­on, kann aber immer wie­der spo­ra­disch auf den Men­schen über­sprin­gen, wenn die­ser mit beson­ders hohen Virus­kon­zen­tra­tio­nen in Berüh­rung kommt. In Euro­pa scheint die Gefahr momen­tan nicht so offen­sicht­lich, da in letz­ter Zeit nur noch sehr sel­ten Fäl­le bei Vögeln auf­ge­tre­ten sind. Nichts des­to trotz ver­ster­ben in Asi­en immer noch regel­mä­ßig Men­schen durch Infek­tio­nen mit die­sem Virus­sub­typ, allei­ne 17 Tote in Indo­ne­si­en in 2008 (Quel­le: WHO, Stand 10. Sept. 2008). Dabei sind H5N1-Viren nur ein evi­den­tes Bei­spiel für die stän­di­ge Gefahr des Auf­tre­tens von neu­en hoch­ag­gres­si­ven Grip­pe­vi­ren. Sol­che pan­de­mi­schen Viren haben im zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert meh­re­re welt­wei­te Epi­de­mien mit zum Teil Mil­lio­nen von Todes­fäl­len aus­ge­löst. Die aktu­ell geführ­te inten­si­ve Dis­kus­si­on von Exper­ten und Ent­schei­dungs­trä­gern zeigt, dass wir gegen eine sol­che Pan­de­mie nur unzu­rei­chend gewapp­net sind und das ins­be­son­de­re auf­grund des Feh­lens eines frü­hen Impf­schut­zes die Fra­ge nach anti­vi­ra­len Sub­stan­zen ein hoch­wich­ti­ges Anlie­gen ist.

Rainer H. Bubenzer

Ber­lin. Heil­prak­ti­ker-Aus­bil­dung, Stu­di­um der Mathe­ma­tik und Medi­zin, Fach­jour­na­list für Medi­zin und Wissenschaft.

Das Pro­blem der Bekämp­fung von Grip­pe­vi­ren ist ihre enor­me Muta­ti­ons­häu­fig­keit, die sich durch die hohe Feh­ler­ra­te der vira­len Poly­me­ra­sen erklärt. Dadurch ändert sich das Erschei­nungs­bild die­ser Viren sehr schnell. Die­se Wand­lungs­fä­hig­keit macht die Her­stel­lung nicht nur geeig­ne­ter (d. h. pass­ge­nau­er) Impf­stof­fe son­dern auch wirk­sa­mer anti­vi­ra­ler Sub­stan­zen äußerst schwie­rig, da sehr leicht behand­lungs­re­sis­ten­te Virus­va­ri­an­ten ent­ste­hen kön­nen. Schon seit Mit­te der 1960er Jah­re gibt es das ers­te Anti-Influ­en­za-Medi­ka­ment, Aman­t­a­din. Es ist eigent­lich ein Mit­tel gegen Par­kin­son und ver­hin­dert, dass sich das Virus in der Zel­le ver­mehrt: Aman­t­a­din blo­ckiert vira­le Ionen­ka­nä­le, so dass das Erb­gut des Virus in der Wirts­zel­le nicht frei­ge­setzt wird. Da jedoch bereits weni­ge klei­ne Muta­tio­nen des Virus aus­rei­chen, um der Hem­mung zu ent­ge­hen, wer­den bei Behand­lung die Erre­ger sehr schnell resis­tent gegen Aman­t­a­din. Da das Medi­ka­ment außer­dem eini­ge unan­ge­neh­me Neben­wir­kun­gen hat, wird es kaum noch ver­wen­det. Die Cen­ters of Dise­a­ses Con­trol and Pre­ven­ti­on (CDC) in Atlanta/​USA haben bei­spiels­wei­se im Win­ter 2005/​2006 offi­zi­ell vor einer Ver­wen­dung von Aman­t­a­din abge­ra­ten, da vie­le der zir­ku­lie­ren­den Stäm­me resis­tent waren.

vor

Autor
• Rai­ner H. Buben­zer, Heil­pflan­­zen-Welt (2008).

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