Bürsten: Weiche und harte Borsten
Die Bürstenmassage hat im Laufe der Zeiten einen Wandel erfahren: Sie wurde früher als eine klassische Anwendung zur Abhärtung betrachtet, heute ist sie mehr Teil von Wellness-Angeboten zur Steigerung des Wohlbefindens. Dabei ist sie mehr: Ein gutes, preiswertes und wirksames Mittel zur Gesundheitsvorsorge. Sie macht Morgenmuffel munter, stärkt die Abwehr, hilft die Hautstruktur verbessern oder wirkt sogar mildernd bei chronischen Erkrankungen.
Das A und O einer Bürstenmassage ist: Sie macht Spaß und ist wohltuend. Ein paar Spielregeln sind zu beachten. Eine Bürstenmassage sollte immer mit einer oder mehreren weichen, sauberen Bürsten durchgeführt werden. Am besten eignen sich Bürsten mit Schweinsborsten. Beim Kauf lässt sich durch einfaches Streichen über den Handrücken schnell ausprobieren, ob die Borsten als angenehm empfunden werden. Harte Bürsten oder andere drahtig-spröde Utensilien aus derbem oder künstlichem Material gehören nicht zu einer guten Bürstenmassage. Sie können weh tun oder empfindliche Haut verletzten. Die Vorstellung ist falsch, dass nur durch hartes, deutlich spürbares Bürsten die Durchblutung tatsächlich gefördert wird oder der Abhärtung dient. Tatsächlich gilt: Eine angemessene – dem persönlichen Empfinden nach mit leichtem Druck durchgeführte – Bürstenmassage ist immer angenehm und belebend. Weiche Borsten und leichtes Streichen genügen, um die Hautdurchblutung anzuregen. Die Bürstenmassage kann als kleines 10-minütiges Ritual alle zwei bis drei Tage durchgeführt werden, so die einhellige Expertenmeinung. Da sie eine anregende Wirkung hat, kann sie gut am Morgen zum Beispiel nach der Gymnastik oder auch am Abend (nach dem Sport) durchgeführt werden. Kurz vor dem Schlafengehen zu bürsten ist hingegen keine gute Idee – dann wird die Nacht garantiert schlaflos.
Regelmäßige Bürstenmassage: Positive Wirkungen von Kopf bis Fuß
Eine regelmäßige Bürstenmassage hat positive Wirkungen auf den gesamten Organismus (entweder direkt oder reflektorisch über Nervenverschaltungen und Signalstoffe). Durch das leichte Streichen der Haut werden vermehrt gefäßaktive Stoffe (Histamine) gebildet, die das Herz-Kreislauf-System anregen (wichtig zum Beispiel bei zu niedrigem Blutdruck). Eine Bürstenmassage verbessert die Durchblutung der Haut. Dadurch fließt das Blut des Körpers vermehrt in das feine Kapillarsystem unseres größten Organs. Durch diese Umverteilung des Blutes kann es Verringerung des Blutwiderstandes in den größeren Adern zu einer Absenkung eines erhöhten Blutdrucks (Hypertonie) kommen. Menschen mit Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises (Rheuma, Polyarthritis, Arthrose und andere) können sowohl durch vermehrte Durchblutung als auch eine Anhebung der Schmerzschwelle Erleichterung ihrer chronischen Beschwerden erfahren. Durch die verstärkte Haut-Durchblutung wird zudem der Rückstrom des Blutes in Richtung Herz angeregt, wodurch der Venen- und Lymphfluss vermehrt wird (wichtig zum Beispiel bei “dicken Füßen” oder anderen verstärkten Wasser-Einlagerungen). Und nicht zuletzt verbessert regelmäßiges Bürsten die Hautelastizität wesentlich (gut zum Beispiel bei “Orangenhaut”) und aktiviert das Abwehrsystem des Körpers, dessen Funktionen wesentlich in der Haut gelagert sind (zum Beispiel Vitamin D‑Bildung). Nicht umsonst ist die Bürstenmassage ist ein klassisches Verfahren der “Abhärtung”.
Organbereiche (Beispiel-Anwendungen)
- Haut (gestörte Hautdurchblutung, Neigung zu kalten Händen und Füßen, Raynaud-Krankheit, verringerte Hautelastizität, verschlechterte Hautheilung)
- Bindegewebe (Cellulitis, Gewebsrheumatismus/ Fibromyalgie, Ödeme, “Bindegewebs-Schwäche”)
- Herz-Kreislaufsystem (gestörter Blutdruck)
- Funktionsstörungen innerer Organe (“schwacher” Magen, Darmträgheit)
- Bewegungsapparat (Rheuma, rheumatoide Arthritis, Arthrose)
- Immunsystem (Infektneigung)
Wer nicht bürsten sollte
Bürstenmassagen werden aber nicht immer gut vertragen. Krampfadern beispielsweise sollten niemals direkt, sondern großräumig umbürstet werden. Leicht nervöse oder erregbare Menschen, wie auch jene, die an einer Schildddrüsen-Erkrankung leiden, sollten auf eine Bürstenmassage verzichten oder diese erst nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt durchführen. Das gleiche gilt für Menschen, die eine überempfindliche Haut haben und beispielsweise zur Quaddelbildung neigen oder beim festeren Zupacken sofort rote Stellen bekommen. Diese Reaktionen weisen auf eine Histamin-Überempfindlichkeit hin bzw. eine Neigung zu Allergien.
Kontraindikationen (Anwendung nur nach ärztlicher Rücksprache)
- (chronisch-)entzündliche, infektiöse, allergische oder degenerative Hauterkrankungen
- akute Entzündungen der Gefäße von Haut oder Bindegewebe (zum Beispiel Thrombophlebitis)
- degenerative Gefäßerkrankungen (zum Beispiel Varikosis, also Krampfaderbildung)
- empfindliche Haut (Quaddelbildung, schnelle Rötung)
- Schilddrüsen-Erkrankungen
- “Neurasthenie”, also die Neigung zu verstärkter Reaktion von Psyche und Nervensystem auf innere oder äußere Reize
Vorgehen
Eine Bürstenmassage sollte nach diesem Schema erfolgen: Bei den Extremitäten beginnend (am weitesten vom Herzen entfernt) in Richtung Körpermitte (zum Herzen).
Gebürstet wird mit leichtem Druck in einer streichenden Bewegung. Wichtig ist die Richtung des Streichens: Rhythmische, langsame, gleichförmige Streichbewegungen in Richtung Herz.
Begonnen wird mit dem rechten Fuß (am weitesten weg vom Herzen). Vom Fuß hin zum Unterschenkel, die Vor- und Rückseite gleichmäßig ausstreichen. Vom Unterschenkel dann zum Oberschenkel bis zur rechten Pohälfte.
Dann den linken Fuß in gleicher Weise bürstend ausstreichend wie den rechten: Fuß – Unter- und Oberschenkel bis zur linken Pohälfte.
Arme: Beginnend mit der rechten Hand zum Unterarm, vom Unter- zum Oberarm. Von der linken Hand bis hinauf zum linken Oberarm.
Kopf: In streichenden Bewegungen vom Scheitel zum Haaransatz bürsten. Wer sich täglich ohnehin mit einer Haarbürste aus Borsten bürstet (Verbesserung der Durchblutung der Kopfhaut, Verteilung des Haarfetts) wird vielleicht auf diesen Teil verzichten.
Gesicht: Nur wer mag. Hier entscheidet das Wohlgefühl über die Richtung und Stärke der Streichungen, die durch den Kauf einer kleinen Minibürste manchmal leichter zu vollziehen sind.
Hals: Vom Haaransatz des Kopfes den Hals hinunter (zum Herzen hin) rundherum leicht ausstreichen. Nacken und Schultern, danach den Rücken vom Po hinauf – hier wird eine Bürste mit langem Stil benötigt.
Bauch: Wichtig! In Richtung des Verlaufes des Dickdarmes bürsten (sonst kann eine Verstopfung folgen): Beginnend auf der rechten, unteren Bauchseite, langsam aufwärts in kleinen streichenden Bewegungen bis zum Rippenansatz unterhalb des Magens zur linken Seite streichen von dort nach unten. 3–4 Mal in diesem Uhrzeigersinn streichen.
Brustkorb: Über die Rippenbögen nach oben zu den Schlüsselbeinen in die Mitte unter den Busen streichen.
Wichtig: Reaktionen und Veränderungen beobachten, und die Massage darauf einstellen. “Angenehm, belebend, wohltuend” ist das oberste Gebot.
Bürstenmassage – Anwendung
Nass: einmal die Woche, im Badewasser (Temperatur höchstens 38 Grad) + die gleichen Richtungen wie bei der Trocken-Massage
Trocken: alle 2–3 Tage etwa 10 Minuten lang + Verwendung weicher Bürsten + Streich-Richtungen beachten: Von den Extremitäten (rechter Fuß beginnend) hin zur Körpermitte
Nach der Massage: die Bürsten nach der Massage immer gut waschen und über der Heizung oder in der Sonne trocknen, um die Keimbildung gering zu halten.
Hygiene ist das A und O
Nach der Massage sollte geduscht werden, damit die abgeschilferten Hautpartikelchen abgewaschen werden können. Auch die verwendeten Bürsten (oder anderen Utensilien) müssen einer gründlichen Reinigung unterzogen werden. Damit sich keine Bakterien im feuchten Milieu entwickeln können, werden die gereinigten Bürsten zum Trocknen über die Heizung oder in die Sonne gelegt (UV-Strahlung zerstört Keime).
Nasse Bürstenmassage
Eine Bürstenmassage kann auch während des Duschens oder Badens vorgenommen werden. Sie wird genauso wie die trockene Bürstenmassage durchgeführt, nur eben in Anwesenheit von Wasser. Wichtig ist dabei, dass Wassertemperatur 38 Grad Celsius nicht übersteigt. Denn schon warmes Wasser allein führt zu einer erheblichen Gefäßerweiterung, die durch die Bürstenstreichungen noch verstärkt wird. Deshalb ist eine nasse Bürstenmassage nur etwas für kreislaufstabile Menschen. Dies gilt auch für das empfehlenswerte kurze kalte Abduschen nach der Anwendung. Wie auch nach Kneippschen Wasser-Anwendungen sollte die Haut nach Bad und Massage am besten von alleine trocknen (im warmen Badezimmer).
Nichts für Ungeduldige
Bürstenmassagen wirken erst bei regelmäßiger Anwendung über einen längeren Zeitraum (mehrere Monate). Nur mit Regelmäßigkeit und Geduld lässt sich die Verbesserung der Gewebe-Durchblutung und ‑Entwässerung sowie der Bindegewebsstruktur erreichen. Wer sich also einen straffen Po und cellulitisfreie Oberschenkel erbürsten möchte, fängt am besten jetzt schon an – dann zeigt sich der Erfolg zur nächsten Badesaison. Und: Nur regelmäßiges Weitermachen, vielleicht durch eine ritualisierte Bürstenmassage zu festgelegten Zeiten, nützt der Gesundheit und dem Wohlbefinden. Wer sich an die rosige Haut und die wohlige Wärme “danach” erst gewöhnt hat, wird die Bürstenmassage bald nicht mehr missen wollen.
Wunderwerk Haut
Die Haut ist unser größtes und schwerstes Organ. Sie erreicht bei Erwachsenen eine Fläche von 1,5 bis 2 Metern und bringt etwa ein Sechstel des Körpergewichts auf die Waage. Die Haut erfüllt viele Aufgaben: So schützt sie den Körper vor äußerer Kälte, Hitze und UV-Strahlung. Durch Fetteinlagerung in ihre untere Hautschichten wappnet sie den Körper ebenfalls vor äußerem Druck, Stoß oder Reibung. Mit ihrem Säureschutzmantel bekämpft sie das Eindringen fremder Keime oder sorgt dafür, dass keine chemischen Substanzen in den Körper gelangen können.
Sie hat ebenso Funktionen, um das Körperinnere zu schützen: Über den Blutfluss wird nicht nur die Nährstoffversorgung der Haut geregelt, sondern auch die Körpertemperatur: Bei Kälte ziehen sich beispielsweise die Blutkapillaren zusammen. Damit dringt wenig Blut dringt an die Hautoberfläche, und die Körperwärme kann nicht entweichen. Bei Wärme hingegen weiten sich die Blutkapillaren, Blut strömt verstärkt in Richtung der Oberfläche, Wärme wird nach außen abgegeben – die Körperwärme sinkt. Reicht das nicht aus, produzieren Schweißdrüsen, die in der Haut angesiedelt sind, Schweiß. Dieser verdunstet dann an der Hautoberfläche und sorgt für zusätzliche Kühlung.
Die Haut ist unser größtes Kontaktorgan zur Umwelt. Über sensorische Drüsenorgane, die in der Haut eingebettet sind, nehmen wir Hitze, Kälte oder Schmerz wahr. Oder wir über die sensorischen Drüsenorgane tastend oder fühlend Kontakt zu unserer Umwelt auf. Entscheidend vom ersten Tag des Lebens an ist auch und vor allem der Kontakt zu unseren Mitmenschen. Nicht zuletzt ist sie “Aushängeschild” für das seelische, gesundheitliche Befinden eines jeden Menschen.
Kleine Bürstenkunde
Das Handwerkszeug ist wichtig. Grundsätzlich gilt: Verwenden Sie Bürsten mit Naturborsten und lassen Sie keine sogenannten Plastikbürsten mit Noppen an Ihre Haut! Nehmen Sie auch Abstand von Billigangeboten, wie sie beispielsweise in Diskountläden als “Wellness-Pakete” zu haben sind. Da Ihnen Ihre Haut am nächsten ist, lassen Sie sich die Bürsten etwas kosten. Bei entsprechender Bürsten-Pflege haben Sie lange etwas davon. Sie können sich beim Kauf von Bürsten beraten lassen oder probieren aus, welche Bürstenart (Besatzdichte der Haare) und Haarstärke sich angenehm anfühlt. Menschen unterscheiden sich nicht nur vom Hauttyp her, sondern auch von der Wahrnehmung, wann was angenehm ist. Daher sind allgemeine Ratschläge fehl am Platz. Probieren geht also über Studieren. Die Bürstenauswahl ist groß: Bürsten mit langen (für den Rücken) und kurzen Stilen, aus Pferdehaar oder Schweineborsten, mit unterschiedlichen Längen und Verarbeitung. Übrigens: Echte Bürstenmassagen-Fans haben unterschiedliche Bürstenarten und ‑Formen, mit denen sie arbeiten.
Rosshaar: Bürsten aus Pferdehaar sind besonders weich. Sie bestehen aus dem Mähnen- und Schweifhaar von Pferden. Die Haarqualität ist abhängig von der Pferderasse, Haltung und der jahreszeitlichen Gewinnung (Winter=kräftigeres Haar). Pferdehaarbürsten eignen sich für empfindliche Haut (Gesicht, Dekolleté). Sie sind auch etwas für Kleinkinder. Kleinkinder, die es mögen, lassen sich gerne über den Kopf streichen und werden ruhig dabei.
Schweineborsten: Die Borsten werden entweder vom Haarkleid eines Hausschweins (Winterkleid) oder von Wildschweinen gewonnen. Richtige Borsten wachsen Schweinen erst ab dem vierten Lebensjahr. Da die meisten europäischen Schweine dieses Lebensalter in der Massenhaltung nicht erreichen, werden die Borsten in China gewonnen und gleich verarbeitet. Die dortigen Hausschweine erreichen das notwendige Lebensalter. außerdem ist die Qualität der Borsten wegen der Freilandhaltung gut. Die Gewinnung von Borsten ist aufwendig, daher erklärt sich der Preis echter
Haarbürsten: So wird das Rohmaterial häufiger gewaschen und desinfiziert. Danach wird es nach brauchbaren und unbrauchbaren Borsten sortiert und vor der Verarbeitung zu Bürsten getrocknet, gebürstet und gezupft.
Wildschweine liefern die längsten, kräftigsten und hochwertigsten Naturborsten. Vom Wildschweinhaarkleid werden unterschiedliche Schnitte verwendet: Das Deckhaar ist besonders hart und widerstandsfähig – hieraus werden Haar – und kräftige Körperbürsten gefertigt. Beim zweiten Schnitt werden die weicheren Haare für hochwertige Kleider oder Körperbürsten gewonnen – die Verarbeitung ist dieselbe wie bei den Borsten der Hausschweine.
Pflanzenhaarprodukte, Sisal: Es gibt Handschuhe und Pads oder Bürsten aus Naturprodukten. Ein gerne verwendetes Material für Massage-Handschuhe oder geflochtene “Rückenschrubber” ist Sisal. Sisal-Agaven (Agave sisalana) liefern widerstandsfähige Fasern, die auch gerne in der Industrie (Seile, Industriebürsten) Verwendung finden. Weil Sisal auch stark saugfähig ist, empfiehlt sich ein besonders hygienischer Umgang mit diesen Produkten: Nach der Verwendung mit Wasser sollten sie vor der nächsten Massage gut durchgetrocknet sein, damit sich keine Keime bilden.
Luffa – für Babyhaut
Wer eine besonders empfindliche Haut hat oder zu Allergien neigt, kann die Bürste durch einen Luffa-Schwamm ersetzen. Luffa (Luffa cylindrica, Luffa aegyptica), auch Schwammkürbis genannt, gehört zur Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Die reifen, gurkenförmigen Früchte der Luffa-Pflanze (Vorkommen tropisches Asien, Afrika, Nordamerika) werden verwendet. Nur sie enthalten im getrockneten Zustand ein Gefäßbündelnetz, dass in der Mitte durchgeschnitten in erstaunlicher Weise menschlichen Blutgefäßen ähnelt. In den Anbaugebieten hat Luffa neben den reinigenden auch medizinische Anwendungen: In China wird der Schwamm gegen paralytische Krankheiten, Husten und chronische Bronchitis verordnet. Auch volksmedizinische Zubereitungen aus Luffa zur Vorbeugung gegen Infektionen und Erkältungen sind bekannt.
Japanische Wissenschaftler entdeckten 1991, dass Luffa-Schwämme leicht antiallergische Eigenschaften haben. Somit eignet sich der vegetabile Schwamm für Erwachsene, die eine empfindliche, zu Allergien neigende Haut haben. Dies ist auch der Hintergrund für den Einsatz von Luffa in zahlreichen homöopathischen Komplexmitteln. Die besondere Textur des Schwammes eignet sich auch zur Pflege von Babyhaut: Wird der Luffa-Schwamm gut durchfeuchtet, saugt er sich voll und bekommt eine besonders weiche Textur, die sich auch zur Massage von Babys eignet.
Selbstversuch
Bürsten Sie Ihren rechten Unter- oder Oberschenkel und beobachten dann, was mit dem linken Körperteil passiert. Sie werden bemerken, dass die gesteigerte Durchblutung (Rötung der Haut), die Sie nur auf der rechten Seite durch das Bürsten in Gang gesetzt haben auch auf der linken Seite eintritt. Diese Wirkung entsteht, weil gegenüberliegende Körperbereiche vom gleichen Abschnitt des vegetativen Nervensystems innveriert sind und – quasi reflektorisch – auf Reizung gleichsinnig reagieren.
Diese seitengleiche Verschaltung kann im Zusammenhang mit der Bürstenmassage therapeutisch genutzt werden: Beispiel “offenes Bein” (“Ulcus cruris”) bei Patienten mit fortgeschrittenem Diabetes. Weder der betroffene Unterschenkel und schon garnicht das Geschwür selbst sollten zum Zweck der eigentlich wünschenswerten Durchblutungs-Steigerung gebürstet werden. Der gesunde Unterschenkel hingegen darf sehr wohl mit einer Bürstenmassage behandelt werden. Der Reiz wird dabei vom gesunden Bein über das sympathische Nervensystem via zentrales Nervensystem auf das erkrankte Bein übertragen. Und führt dort zu der gewünschten Wirkung – der kontralateralen Durchblutungs-Zunahme. Diese Reizbehandlung sollte mit weicher oder gegebenfalls nasser Bürste durchgeführt werden. Anfangs höchstens 1–2 x pro Woche für jeweils 2–5 Minuten. Bei guter Verträglichkeit kann die Zahl und/oder Dauer der Anwendungen leicht gesteigert werden. Wichtig: Diese Therapie funktioniert vor allem dann, wenn die nervenvermittelten, reflektorischen Hautreaktionen noch hinreichend funktionieren. Fehlt auch nach mehreren Anwendung jede Mitreaktion des nicht-behandelten Unterschenkels, sind weitere Behandlungen nicht ratsam. Die medizinische Basis-Behandlung des Ulcus cruris sollte in jedem Fall fortgesetzt werden.
Autorin
• Marion Kaden, Natürlich.
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