Bürstenmassage: Mit Streicheleinheiten zur Gesundheit

Bürs­ten: Wei­che und har­te Borsten

Die Bürs­ten­mas­sa­ge hat im Lau­fe der Zei­ten einen Wan­del erfah­ren: Sie wur­de frü­her als eine klas­si­sche Anwen­dung zur Abhär­tung betrach­tet, heu­te ist sie mehr Teil von Well­ness-Ange­bo­ten zur Stei­ge­rung des Wohl­be­fin­dens. Dabei ist sie mehr: Ein gutes, preis­wer­tes und wirk­sa­mes Mit­tel zur Gesund­heits­vor­sor­ge. Sie macht Mor­gen­muf­fel mun­ter, stärkt die Abwehr, hilft die Haut­struk­tur ver­bes­sern oder wirkt sogar mil­dernd bei chro­ni­schen Erkrankungen.

Das A und O einer Bürs­ten­mas­sa­ge ist: Sie macht Spaß und ist wohl­tu­end. Ein paar Spiel­re­geln sind zu beach­ten. Eine Bürs­ten­mas­sa­ge soll­te immer mit einer oder meh­re­ren wei­chen, sau­be­ren Bürs­ten durch­ge­führt wer­den. Am bes­ten eig­nen sich Bürs­ten mit Schweins­bors­ten. Beim Kauf lässt sich durch ein­fa­ches Strei­chen über den Hand­rü­cken schnell aus­pro­bie­ren, ob die Bors­ten als ange­nehm emp­fun­den wer­den. Har­te Bürs­ten oder ande­re drah­tig-sprö­de Uten­si­li­en aus der­bem oder künst­li­chem Mate­ri­al gehö­ren nicht zu einer guten Bürs­ten­mas­sa­ge. Sie kön­nen weh tun oder emp­find­li­che Haut ver­letz­ten. Die Vor­stel­lung ist falsch, dass nur durch har­tes, deut­lich spür­ba­res Bürs­ten die Durch­blu­tung tat­säch­lich geför­dert wird oder der Abhär­tung dient. Tat­säch­lich gilt: Eine ange­mes­se­ne – dem per­sön­li­chen Emp­fin­den nach mit leich­tem Druck durch­ge­führ­te – Bürs­ten­mas­sa­ge ist immer ange­nehm und bele­bend. Wei­che Bors­ten und leich­tes Strei­chen genü­gen, um die Haut­durch­blu­tung anzu­re­gen. Die Bürs­ten­mas­sa­ge kann als klei­nes 10-minü­ti­ges Ritu­al alle zwei bis drei Tage durch­ge­führt wer­den, so die ein­hel­li­ge Exper­ten­mei­nung. Da sie eine anre­gen­de Wir­kung hat, kann sie gut am Mor­gen zum Bei­spiel nach der Gym­nas­tik oder auch am Abend (nach dem Sport) durch­ge­führt wer­den. Kurz vor dem Schla­fen­ge­hen zu bürs­ten ist hin­ge­gen kei­ne gute Idee – dann wird die Nacht garan­tiert schlaflos.

Regelmäßige Bürstenmassage: Positive Wirkungen von Kopf bis Fuß

Eine regel­mä­ßi­ge Bürs­ten­mas­sa­ge hat posi­ti­ve Wir­kun­gen auf den gesam­ten Orga­nis­mus (ent­we­der direkt oder reflek­to­risch über Ner­ven­ver­schal­tun­gen und Signal­stof­fe). Durch das leich­te Strei­chen der Haut wer­den ver­mehrt gefäß­ak­ti­ve Stof­fe (Hist­ami­ne) gebil­det, die das Herz-Kreis­lauf-Sys­tem anre­gen (wich­tig zum Bei­spiel bei zu nied­ri­gem Blut­druck). Eine Bürs­ten­mas­sa­ge ver­bes­sert die Durch­blu­tung der Haut. Dadurch fließt das Blut des Kör­pers ver­mehrt in das fei­ne Kapil­lar­sys­tem unse­res größ­ten Organs. Durch die­se Umver­tei­lung des Blu­tes kann es Ver­rin­ge­rung des Blut­wi­der­stan­des in den grö­ße­ren Adern zu einer Absen­kung eines erhöh­ten Blut­drucks (Hyper­to­nie) kom­men. Men­schen mit Erkran­kun­gen des rheu­ma­ti­schen For­men­krei­ses (Rheu­ma, Poly­ar­thri­tis, Arthro­se und ande­re) kön­nen sowohl durch ver­mehr­te Durch­blu­tung als auch eine Anhe­bung der Schmerz­schwel­le Erleich­te­rung ihrer chro­ni­schen Beschwer­den erfah­ren. Durch die ver­stärk­te Haut-Durch­blu­tung wird zudem der Rück­strom des Blu­tes in Rich­tung Herz ange­regt, wodurch der Venen- und Lymph­fluss ver­mehrt wird (wich­tig zum Bei­spiel bei “dicken Füßen” oder ande­ren ver­stärk­ten Was­ser-Ein­la­ge­run­gen). Und nicht zuletzt ver­bes­sert regel­mä­ßi­ges Bürs­ten die Haut­elas­ti­zi­tät wesent­lich (gut zum Bei­spiel bei “Oran­gen­haut”) und akti­viert das Abwehr­sys­tem des Kör­pers, des­sen Funk­tio­nen wesent­lich in der Haut gela­gert sind (zum Bei­spiel Vit­amin D‑Bildung). Nicht umsonst ist die Bürs­ten­mas­sa­ge ist ein klas­si­sches Ver­fah­ren der “Abhär­tung”.

Organbereiche (Beispiel-Anwendungen)

  • Haut (gestör­te Haut­durch­blu­tung, Nei­gung zu kal­ten Hän­den und Füßen, Ray­naud-Krank­heit, ver­rin­ger­te Haut­elas­ti­zi­tät, ver­schlech­ter­te Hautheilung)
  • Bin­de­ge­we­be (Cel­lu­li­tis, Gewebsrheumatismus/​ Fibro­my­al­gie, Öde­me, “Bin­de­ge­webs-Schwä­che”)
  • Herz-Kreis­lauf­sys­tem (gestör­ter Blutdruck)
  • Funk­ti­ons­stö­run­gen inne­rer Orga­ne (“schwa­cher” Magen, Darmträgheit)
  • Bewe­gungs­ap­pa­rat (Rheu­ma, rheu­ma­to­ide Arthri­tis, Arthrose)
  • Immun­sys­tem (Infekt­nei­gung)

Wer nicht bürsten sollte

Bürs­ten­mas­sa­gen wer­den aber nicht immer gut ver­tra­gen. Krampf­adern bei­spiels­wei­se soll­ten nie­mals direkt, son­dern groß­räu­mig umbürs­tet wer­den. Leicht ner­vö­se oder erreg­ba­re Men­schen, wie auch jene, die an einer Schildddrü­sen-Erkran­kung lei­den, soll­ten auf eine Bürs­ten­mas­sa­ge ver­zich­ten oder die­se erst nach Rück­spra­che mit ihrem behan­deln­den Arzt durch­füh­ren. Das glei­che gilt für Men­schen, die eine über­emp­find­li­che Haut haben und bei­spiels­wei­se zur Quad­del­bil­dung nei­gen oder beim fes­te­ren Zupa­cken sofort rote Stel­len bekom­men. Die­se Reak­tio­nen wei­sen auf eine Hist­amin-Über­emp­find­lich­keit hin bzw. eine Nei­gung zu Allergien.

Kontraindikationen (Anwendung nur nach ärztlicher Rücksprache)

  • (chronisch-)entzündliche, infek­tiö­se, all­er­gi­sche oder dege­ne­ra­ti­ve Hauterkrankungen
  • aku­te Ent­zün­dun­gen der Gefä­ße von Haut oder Bin­de­ge­we­be (zum Bei­spiel Thrombophlebitis)
  • dege­ne­ra­ti­ve Gefäß­er­kran­kun­gen (zum Bei­spiel Vari­ko­sis, also Krampfaderbildung)
  • emp­find­li­che Haut (Quad­del­bil­dung, schnel­le Rötung)
  • Schild­drü­sen-Erkran­kun­gen
  • “Neur­asthe­nie”, also die Nei­gung zu ver­stärk­ter Reak­ti­on von Psy­che und Ner­ven­sys­tem auf inne­re oder äuße­re Reize

Vorgehen

Eine Bürs­ten­mas­sa­ge soll­te nach die­sem Sche­ma erfol­gen: Bei den Extre­mi­tä­ten begin­nend (am wei­tes­ten vom Her­zen ent­fernt) in Rich­tung Kör­per­mit­te (zum Herzen).

Gebürs­tet wird mit leich­tem Druck in einer strei­chen­den Bewe­gung. Wich­tig ist die Rich­tung des Strei­chens: Rhyth­mi­sche, lang­sa­me, gleich­för­mi­ge Streich­be­we­gun­gen in Rich­tung Herz.

Begon­nen wird mit dem rech­ten Fuß (am wei­tes­ten weg vom Her­zen). Vom Fuß hin zum Unter­schen­kel, die Vor- und Rück­sei­te gleich­mä­ßig aus­strei­chen. Vom Unter­schen­kel dann zum Ober­schen­kel bis zur rech­ten Pohälfte.

Dann den lin­ken Fuß in glei­cher Wei­se bürs­tend aus­strei­chend wie den rech­ten: Fuß – Unter- und Ober­schen­kel bis zur lin­ken Pohälfte.

Arme: Begin­nend mit der rech­ten Hand zum Unter­arm, vom Unter- zum Ober­arm. Von der lin­ken Hand bis hin­auf zum lin­ken Oberarm.

Kopf: In strei­chen­den Bewe­gun­gen vom Schei­tel zum Haar­an­satz bürs­ten. Wer sich täg­lich ohne­hin mit einer Haar­bürs­te aus Bors­ten bürs­tet (Ver­bes­se­rung der Durch­blu­tung der Kopf­haut, Ver­tei­lung des Haar­fetts) wird viel­leicht auf die­sen Teil verzichten.

Gesicht: Nur wer mag. Hier ent­schei­det das Wohl­ge­fühl über die Rich­tung und Stär­ke der Strei­chun­gen, die durch den Kauf einer klei­nen Mini­bürs­te manch­mal leich­ter zu voll­zie­hen sind.

Hals: Vom Haar­an­satz des Kop­fes den Hals hin­un­ter (zum Her­zen hin) rund­her­um leicht aus­strei­chen. Nacken und Schul­tern, danach den Rücken vom Po hin­auf – hier wird eine Bürs­te mit lan­gem Stil benötigt.

Bauch: Wich­tig! In Rich­tung des Ver­lau­fes des Dick­dar­mes bürs­ten (sonst kann eine Ver­stop­fung fol­gen): Begin­nend auf der rech­ten, unte­ren Bauch­sei­te, lang­sam auf­wärts in klei­nen strei­chen­den Bewe­gun­gen bis zum Rip­pen­an­satz unter­halb des Magens zur lin­ken Sei­te strei­chen von dort nach unten. 3–4 Mal in die­sem Uhr­zei­ger­sinn streichen.

Brust­korb: Über die Rip­pen­bö­gen nach oben zu den Schlüs­sel­bei­nen in die Mit­te unter den Busen streichen.

Wich­tig: Reak­tio­nen und Ver­än­de­run­gen beob­ach­ten, und die Mas­sa­ge dar­auf ein­stel­len. “Ange­nehm, bele­bend, wohl­tu­end” ist das obers­te Gebot.

Bürstenmassage – Anwendung

Nass: ein­mal die Woche, im Bade­was­ser (Tem­pe­ra­tur höchs­tens 38 Grad) + die glei­chen Rich­tun­gen wie bei der Trocken-Massage

Tro­cken: alle 2–3 Tage etwa 10 Minu­ten lang + Ver­wen­dung wei­cher Bürs­ten + Streich-Rich­tun­gen beach­ten: Von den Extre­mi­tä­ten (rech­ter Fuß begin­nend) hin zur Körpermitte

Nach der Mas­sa­ge: die Bürs­ten nach der Mas­sa­ge immer gut waschen und über der Hei­zung oder in der Son­ne trock­nen, um die Keim­bil­dung gering zu halten.

Hygiene ist das A und O

Nach der Mas­sa­ge soll­te geduscht wer­den, damit die abge­schil­fer­ten Haut­par­ti­kel­chen abge­wa­schen wer­den kön­nen. Auch die ver­wen­de­ten Bürs­ten (oder ande­ren Uten­si­li­en) müs­sen einer gründ­li­chen Rei­ni­gung unter­zo­gen wer­den. Damit sich kei­ne Bak­te­ri­en im feuch­ten Milieu ent­wi­ckeln kön­nen, wer­den die gerei­nig­ten Bürs­ten zum Trock­nen über die Hei­zung oder in die Son­ne gelegt (UV-Strah­lung zer­stört Keime).

Nasse Bürstenmassage

Eine Bürs­ten­mas­sa­ge kann auch wäh­rend des Duschens oder Badens vor­ge­nom­men wer­den. Sie wird genau­so wie die tro­cke­ne Bürs­ten­mas­sa­ge durch­ge­führt, nur eben in Anwe­sen­heit von Was­ser. Wich­tig ist dabei, dass Was­ser­tem­pe­ra­tur 38 Grad Cel­si­us nicht über­steigt. Denn schon war­mes Was­ser allein führt zu einer erheb­li­chen Gefäß­er­wei­te­rung, die durch die Bürs­ten­strei­chun­gen noch ver­stärkt wird. Des­halb ist eine nas­se Bürs­ten­mas­sa­ge nur etwas für kreis­lauf­sta­bi­le Men­schen. Dies gilt auch für das emp­feh­lens­wer­te kur­ze kal­te Abdu­schen nach der Anwen­dung. Wie auch nach Kneipp­schen Was­ser-Anwen­dun­gen soll­te die Haut nach Bad und Mas­sa­ge am bes­ten von allei­ne trock­nen (im war­men Badezimmer).

Nichts für Ungeduldige

Bürs­ten­mas­sa­gen wir­ken erst bei regel­mä­ßi­ger Anwen­dung über einen län­ge­ren Zeit­raum (meh­re­re Mona­te). Nur mit Regel­mä­ßig­keit und Geduld lässt sich die Ver­bes­se­rung der Gewe­be-Durch­blu­tung und ‑Ent­wäs­se­rung sowie der Bin­de­ge­webs­struk­tur errei­chen. Wer sich also einen straf­fen Po und cel­lu­li­tis­freie Ober­schen­kel erbürs­ten möch­te, fängt am bes­ten jetzt schon an – dann zeigt sich der Erfolg zur nächs­ten Bade­sai­son. Und: Nur regel­mä­ßi­ges Wei­ter­ma­chen, viel­leicht durch eine ritua­li­sier­te Bürs­ten­mas­sa­ge zu fest­ge­leg­ten Zei­ten, nützt der Gesund­heit und dem Wohl­be­fin­den. Wer sich an die rosi­ge Haut und die woh­li­ge Wär­me “danach” erst gewöhnt hat, wird die Bürs­ten­mas­sa­ge bald nicht mehr mis­sen wollen.

Wunderwerk Haut

Die Haut ist unser größ­tes und schwers­tes Organ. Sie erreicht bei Erwach­se­nen eine Flä­che von 1,5 bis 2 Metern und bringt etwa ein Sechs­tel des Kör­per­ge­wichts auf die Waa­ge. Die Haut erfüllt vie­le Auf­ga­ben: So schützt sie den Kör­per vor äuße­rer Käl­te, Hit­ze und UV-Strah­­lung. Durch Fett­ein­la­ge­rung in ihre unte­re Haut­schich­ten wapp­net sie den Kör­per eben­falls vor äuße­rem Druck, Stoß oder Rei­bung. Mit ihrem Säu­re­schutz­man­tel bekämpft sie das Ein­drin­gen frem­der Kei­me oder sorgt dafür, dass kei­ne che­mi­schen Sub­stan­zen in den Kör­per gelan­gen können.

Sie hat eben­so Funk­tio­nen, um das Kör­per­in­ne­re zu schüt­zen: Über den Blut­fluss wird nicht nur die Nähr­stoff­ver­sor­gung der Haut gere­gelt, son­dern auch die Kör­per­tem­pe­ra­tur: Bei Käl­te zie­hen sich bei­spiels­wei­se die Blut­ka­pil­la­ren zusam­men. Damit dringt wenig Blut dringt an die Haut­ober­flä­che, und die Kör­per­wär­me kann nicht ent­wei­chen. Bei Wär­me hin­ge­gen wei­ten sich die Blut­ka­pil­la­ren, Blut strömt ver­stärkt in Rich­tung der Ober­flä­che, Wär­me wird nach außen abge­ge­ben – die Kör­per­wär­me sinkt. Reicht das nicht aus, pro­du­zie­ren Schweiß­drü­sen, die in der Haut ange­sie­delt sind, Schweiß. Die­ser ver­duns­tet dann an der Haut­ober­flä­che und sorgt für zusätz­li­che Kühlung.

Die Haut ist unser größ­tes Kon­takt­or­gan zur Umwelt. Über sen­so­ri­sche Drü­sen­or­ga­ne, die in der Haut ein­ge­bet­tet sind, neh­men wir Hit­ze, Käl­te oder Schmerz wahr. Oder wir über die sen­so­ri­schen Drü­sen­or­ga­ne tas­tend oder füh­lend Kon­takt zu unse­rer Umwelt auf. Ent­schei­dend vom ers­ten Tag des Lebens an ist auch und vor allem der Kon­takt zu unse­ren Mit­men­schen. Nicht zuletzt ist sie “Aus­hän­ge­schild” für das see­li­sche, gesund­heit­li­che Befin­den eines jeden Menschen.

Kleine Bürstenkunde

Das Hand­werks­zeug ist wich­tig. Grund­sätz­lich gilt: Ver­wen­den Sie Bürs­ten mit Natur­bors­ten und las­sen Sie kei­ne soge­nann­ten Plas­tik­bürs­ten mit Nop­pen an Ihre Haut! Neh­men Sie auch Abstand von Bil­lig­an­ge­bo­ten, wie sie bei­spiels­wei­se in Dis­ko­unt­lä­den als “Well­ness-Pake­te” zu haben sind. Da Ihnen Ihre Haut am nächs­ten ist, las­sen Sie sich die Bürs­ten etwas kos­ten. Bei ent­spre­chen­der Bürs­ten-Pfle­ge haben Sie lan­ge etwas davon. Sie kön­nen sich beim Kauf von Bürs­ten bera­ten las­sen oder pro­bie­ren aus, wel­che Bürs­ten­art (Besatz­dich­te der Haa­re) und Haar­stär­ke sich ange­nehm anfühlt. Men­schen unter­schei­den sich nicht nur vom Haut­typ her, son­dern auch von der Wahr­neh­mung, wann was ange­nehm ist. Daher sind all­ge­mei­ne Rat­schlä­ge fehl am Platz. Pro­bie­ren geht also über Stu­die­ren. Die Bürs­ten­aus­wahl ist groß: Bürs­ten mit lan­gen (für den Rücken) und kur­zen Sti­len, aus Pfer­de­haar oder Schwei­ne­bors­ten, mit unter­schied­li­chen Län­gen und Ver­ar­bei­tung. Übri­gens: Ech­te Bürs­ten­mas­sa­gen-Fans haben unter­schied­li­che Bürs­ten­ar­ten und ‑For­men, mit denen sie arbeiten.

Ross­haar: Bürs­ten aus Pfer­de­haar sind beson­ders weich. Sie bestehen aus dem Mäh­nen- und Schweif­haar von Pfer­den. Die Haar­qua­li­tät ist abhän­gig von der Pfer­de­ras­se, Hal­tung und der jah­res­zeit­li­chen Gewin­nung (Winter=kräftigeres Haar). Pfer­de­haar­bürs­ten eig­nen sich für emp­find­li­che Haut (Gesicht, Dekol­le­té). Sie sind auch etwas für Klein­kin­der. Klein­kin­der, die es mögen, las­sen sich ger­ne über den Kopf strei­chen und wer­den ruhig dabei.

Schwei­ne­bors­ten: Die Bors­ten wer­den ent­we­der vom Haar­kleid eines Haus­schweins (Win­ter­kleid) oder von Wild­schwei­nen gewon­nen. Rich­ti­ge Bors­ten wach­sen Schwei­nen erst ab dem vier­ten Lebens­jahr. Da die meis­ten euro­päi­schen Schwei­ne die­ses Lebens­al­ter in der Mas­sen­hal­tung nicht errei­chen, wer­den die Bors­ten in Chi­na gewon­nen und gleich ver­ar­bei­tet. Die dor­ti­gen Haus­schwei­ne errei­chen das not­wen­di­ge Lebens­al­ter. außer­dem ist die Qua­li­tät der Bors­ten wegen der Frei­land­hal­tung gut. Die Gewin­nung von Bors­ten ist auf­wen­dig, daher erklärt sich der Preis echter

Haar­bürs­ten: So wird das Roh­ma­te­ri­al häu­fi­ger gewa­schen und des­in­fi­ziert. Danach wird es nach brauch­ba­ren und unbrauch­ba­ren Bors­ten sor­tiert und vor der Ver­ar­bei­tung zu Bürs­ten getrock­net, gebürs­tet und gezupft.

Wild­schwei­ne lie­fern die längs­ten, kräf­tigs­ten und hoch­wer­tigs­ten Natur­bors­ten. Vom Wild­schwein­haar­kleid wer­den unter­schied­li­che Schnit­te ver­wen­det: Das Deck­haar ist beson­ders hart und wider­stands­fä­hig – hier­aus wer­den Haar – und kräf­ti­ge Kör­per­bürs­ten gefer­tigt. Beim zwei­ten Schnitt wer­den die wei­che­ren Haa­re für hoch­wer­ti­ge Klei­der oder Kör­per­bürs­ten gewon­nen – die Ver­ar­bei­tung ist die­sel­be wie bei den Bors­ten der Hausschweine.

Pflan­zen­haar­pro­duk­te, Sisal: Es gibt Hand­schu­he und Pads oder Bürs­ten aus Natur­pro­duk­ten. Ein ger­ne ver­wen­de­tes Mate­ri­al für Mas­sa­ge-Hand­schu­he oder gefloch­te­ne “Rücken­schrub­ber” ist Sisal. Sisal-Aga­ven (Aga­ve sisal­a­na) lie­fern wider­stands­fä­hi­ge Fasern, die auch ger­ne in der Indus­trie (Sei­le, Indus­trie­bürs­ten) Ver­wen­dung fin­den. Weil Sisal auch stark saug­fä­hig ist, emp­fiehlt sich ein beson­ders hygie­ni­scher Umgang mit die­sen Pro­duk­ten: Nach der Ver­wen­dung mit Was­ser soll­ten sie vor der nächs­ten Mas­sa­ge gut durch­ge­trock­net sein, damit sich kei­ne Kei­me bilden.

Luffa – für Babyhaut

Wer eine beson­ders emp­find­li­che Haut hat oder zu All­er­gien neigt, kann die Bürs­te durch einen Luf­fa-Schwamm erset­zen. Luf­fa (Luf­fa cylind­ri­ca, Luf­fa aegyp­ti­ca), auch Schwamm­kür­bis genannt, gehört zur Fami­lie der Kür­bis­ge­wäch­se (Cucur­bit­aceae). Die rei­fen, gur­ken­för­mi­gen Früch­te der Luf­fa-Pflan­ze (Vor­kom­men tro­pi­sches Asi­en, Afri­ka, Nord­ame­ri­ka) wer­den ver­wen­det. Nur sie ent­hal­ten im getrock­ne­ten Zustand ein Gefäß­bün­del­netz, dass in der Mit­te durch­ge­schnit­ten in erstaun­li­cher Wei­se mensch­li­chen Blut­ge­fä­ßen ähnelt. In den Anbau­ge­bie­ten hat Luf­fa neben den rei­ni­gen­den auch medi­zi­ni­sche Anwen­dun­gen: In Chi­na wird der Schwamm gegen para­ly­ti­sche Krank­hei­ten, Hus­ten und chro­ni­sche Bron­chi­tis ver­ord­net. Auch volks­me­di­zi­ni­sche Zube­rei­tun­gen aus Luf­fa zur Vor­beu­gung gegen Infek­tio­nen und Erkäl­tun­gen sind bekannt.

Japa­ni­sche Wis­sen­schaft­ler ent­deck­ten 1991, dass Luf­fa-Schwäm­me leicht anti­all­er­gi­sche Eigen­schaf­ten haben. Somit eig­net sich der vege­ta­bi­le Schwamm für Erwach­se­ne, die eine emp­find­li­che, zu All­er­gien nei­gen­de Haut haben. Dies ist auch der Hin­ter­grund für den Ein­satz von Luf­fa in zahl­rei­chen homöo­pa­thi­schen Kom­plex­mit­teln. Die beson­de­re Tex­tur des Schwam­mes eig­net sich auch zur Pfle­ge von Baby­haut: Wird der Luf­fa-Schwamm gut durch­feuch­tet, saugt er sich voll und bekommt eine beson­ders wei­che Tex­tur, die sich auch zur Mas­sa­ge von Babys eignet.

Selbstversuch

Bürs­ten Sie Ihren rech­ten Unter- oder Ober­schen­kel und beob­ach­ten dann, was mit dem lin­ken Kör­per­teil pas­siert. Sie wer­den bemer­ken, dass die gestei­ger­te Durch­blu­tung (Rötung der Haut), die Sie nur auf der rech­ten Sei­te durch das Bürs­ten in Gang gesetzt haben auch auf der lin­ken Sei­te ein­tritt. Die­se Wir­kung ent­steht, weil gegen­über­lie­gen­de Kör­per­be­rei­che vom glei­chen Abschnitt des vege­ta­ti­ven Ner­ven­sys­tems inn­veriert sind und – qua­si reflek­to­risch – auf Rei­zung gleich­sin­nig reagieren.

Die­se sei­ten­glei­che Ver­schal­tung kann im Zusam­men­hang mit der Bürs­ten­mas­sa­ge the­ra­peu­tisch genutzt wer­den: Bei­spiel “offe­nes Bein” (“Ulcus cru­ris”) bei Pati­en­ten mit fort­ge­schrit­te­nem Dia­be­tes. Weder der betrof­fe­ne Unter­schen­kel und schon gar­nicht das Geschwür selbst soll­ten zum Zweck der eigent­lich wün­schens­wer­ten Durch­blu­tungs-Stei­ge­rung gebürs­tet wer­den. Der gesun­de Unter­schen­kel hin­ge­gen darf sehr wohl mit einer Bürs­ten­mas­sa­ge behan­delt wer­den. Der Reiz wird dabei vom gesun­den Bein über das sym­pa­thi­sche Ner­ven­sys­tem via zen­tra­les Ner­ven­sys­tem auf das erkrank­te Bein über­tra­gen. Und führt dort zu der gewünsch­ten Wir­kung – der kon­tra­la­te­ra­len Durch­blu­tungs-Zunah­me. Die­se Reiz­be­hand­lung soll­te mit wei­cher oder gege­ben­falls nas­ser Bürs­te durch­ge­führt wer­den. Anfangs höchs­tens 1–2 x pro Woche für jeweils 2–5 Minu­ten. Bei guter Ver­träg­lich­keit kann die Zahl und/​oder Dau­er der Anwen­dun­gen leicht gestei­gert wer­den. Wich­tig: Die­se The­ra­pie funk­tio­niert vor allem dann, wenn die ner­ven­ver­mit­tel­ten, reflek­to­ri­schen Haut­re­ak­tio­nen noch hin­rei­chend funk­tio­nie­ren. Fehlt auch nach meh­re­ren Anwen­dung jede Mit­re­ak­ti­on des nicht-behan­del­ten Unter­schen­kels, sind wei­te­re Behand­lun­gen nicht rat­sam. Die medi­zi­ni­sche Basis-Behand­lung des Ulcus cru­ris soll­te in jedem Fall fort­ge­setzt werden.

Autorin
• Mari­on Kaden, Natürlich.
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