Roter Sonnenhut (Echinacea purpurea L.)
Echinacea purpurea (Roter Sonnenhut) entfaltet in vitro direkte antivirale Effekte gegen klinisch wichtige Influenzaviren, einschliesslich der Erreger der Neuen Grippe (“Schweinegrippe”), hat jetzt eine internationale Forschergruppe erstmals gezeigt [1]. Dabei bleibt auch nach der mehrfachen Behandlung der Influenzaviren mit einem speziellen Pflanzenextrakt eine virale Resistenzentwicklung aus. Zusätzlich konnten von den Wissenschaftlern wesentliche Elemente des Wirkmechanismus der antiviralen, infektionshemmenden Effekte von Echinacea aufgezeigt werden.
Hintergründe
Dass Echinacea direkte antivirale resp. virostatische Effekte haben könnte, wird schon länger vermutet [2]. In welchem – erheblichen – Umfang ein Echinacea purpurea-Frischpflanzenextrakt die Vermehrung einer Vielzahl relevanter viraler Erreger akuter Atemwegsinfektionen in vitro blockieren kann, konnte aber erst im Rahmen einer kürzlich publizierten Studie klar aufgezeigt werden [3]. Die Ergebnisse dieser Forschungen legten nahe – nicht zuletzt im Umfeld der aktuell grassierenden Schweinegrippen-Pandemie – die antivirale Wirkung gegenüber Influenzaviren genauer ins Auge zu fassen. Und dabei vor allem auch Stämme mit pandemischem Potential (*) zu berücksichtigen.
In vitro-Tests
Untersuchte Influenza-A-Viren
Subtypus | Stamm |
---|---|
H3N2 | A/Victoria/3/75 |
H5N1 | A/Thailand/KAN‑1/04 (*) |
H7N7 | A/FPV/Bratislava/79 |
H1N1 | A/Puerto Rico/8/34 |
H1N1v | A/Hamburg/1/09 (*) |
Untersucht wurden fünf Influenza‑A Stämme: H3N2 (Beispiel für saisonale Grippe), H5N1 (Beispiel für “Vogelgrippe”, humanpathogen), H7N7 (Beispiel für “Geflügelpest”), H1N1 (Beispiel für saisonale Grippe) und H1N1v (“Mexiko-Grippe / Schweinegrippe”, aktuelle Pandemie). Die Tests zur Infektiosität wurden im Plaque-Assay mit renalen Epithelzellen (MDCK-Zellen) durchgeführt. Die Zellkulturen wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in variierenden Konzentrationen mit dem Echinacea-Extrakt behandelt und dann das Ausmass der Infektionshemmung geprüft. Verwendet wurde ein standardisierter alkoholischer Extrakt aus frischem Kraut (95%) sowie Wurzeln (5%) von Echinacea purpurea (L.) Moench (Echinaforce®, A. Vogel Bioforce AG, Schweiz. In Deutschland nur über internationale Apotheken oder europäische Online-Apotheken erhältlich). Die Ergebnisse:
Virusinhibition Der Echinacea-Extrakt inhibierte in einer Dosierung ab 1,6 µg/ml und höher die Infektiosität aller untersuchten Influenzaviren um mehr als 99%. Die geprüften Echinacea-Konzentrationen lagen weit unter der für orale Anwendung empfohlenen Dosis (ca. 1,6 mg/ml). Der inhibierende Effekt blieb auch bei hohen Virenkonzentrationen erhalten (z. B. 105 PFU/ml).
Resistenzen Die Behandlung von H5N1 mit Echinacea führte auch nach mehreren Behandlungszyklen nicht zu viraler Resistenz. Gegen den parallel untersuchten antiviralen Wirkstoff Oseltamivir waren nach wenigen Behandlungszyklen hingegen fast 100% aller Viren resistent. Doch auch diese Influenzastämme wurden durch den Echinacea-Pflanzenextrakt noch zu über 99,9% gehemmt.
Mechanismen Die Ergebnisse von Hämagglutinin-Assays (HA), Untersuchungen zur intra-zelluären Bildung viraler Komponenten (Ribonukleoprotein(RNP)-Komplex = Replikationsmarker) und weitere Analysen – z. B. zu den Effekten unterschiedlicher Inkubationszeitpunkte – legen nahe: Der geprüfte Echinacea-Extrakt entfaltet seine antivirale Wirkung scheinbar über eine direkte Einwirkung auf die Viren schon sehr früh im Infektionsablauf. Noch vor der Infektion der Epithelzellen modifiziert Echinacea wahrscheinlich das virale Oberflächen-Eiweiss Hämagglutinin so, dass eine Virus-Adhäsion an zelluläre Rezeptoren ausbleibt. Somit können die Influenzaviren nicht mehr in Zellen eindringen. Dadurch bleibt naturgemäss, wie die starke Reduktion von RNP-haltigen Zellen zeigt, auch die intra-zelluläre Virusreplikation aus.
Resümee Angesichts der Herausforderungen der aktuellen Schweinegrippen-Pandemie ist aus virologischer Sicht jede zusätzliche prophylaktische oder therapeutische Option ein wünschenswerter Zugewinn für die Seuchenkontrolle. Dass eine etablierte Heilpflanze mit bereits bekanntem, multiplem antiinfektiösen Wirkspektrum sich auch als direkt antiviral wirksam gegenüber Schweinegrippe- und anderen Influenza-Viren herausstellt, ist überraschend. Zumal das molekulare Wirkspektrum eher auf eine unspezifische Wirkungsweise hindeutet, und daher nicht dem bisher meistdiskutierten Immunstimulations-Modell entspricht. Jetzt gilt es zu klären, wie bedeutsam der antivirale Effekt von Echinaforce klinisch bei pandemischen oder saisonalen Influenzainfektionen wie der Schweinegrippe ist. Die Autoren der vorgestellten Studie sind der Auffassung, dass Echinaforce als Standardzubereitung eine nützliche, leicht verfügbare, erschwingliche und mögliche Ergänzung empfohlener Standardmassnahmen der Influenzakontrolle darstellt.
Autor
• Rainer H. Bubenzer, (Dezember 2009).
Quellen
1. Pleschka S, Stein M, Schoop R, Hudson JB: Anti-viral properties and mode of action of standardized Echinacea purpurea extract against highly pathogenic avian Influenza virus (H5N1, H7N7) and swine-origin H1N1 (S‑OIV). Virol J. 2009 Nov 13;6(1):197ff. (Abstract, Volltext).
2. Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, HagerROM 2006 (Hrsg. W. Blaschek, S. Ebel, E. Hackenthal, U. Holzgrabe, K. Keller, J. Reichling und V. Schulz), Springer, Heidelberg, 2006.
3. Sharma M, Anderson SA, Schoop R, Hudson JB: Induction of multiple pro-inflammatory cytokines by respiratory viruses and reversal by standardized Echinacea, a potent antiviral herbal extract. Antiviral Res. 2009 Aug;83(2):165–70 (Abstract).
4. Nationale Forschungsplattform für Zoonosen (International Workshop): Novel strategies to fight respiratory viral diseases. Berlin, 12.–13.10.2009.
weitere Infos
Echinaceae purpureae herba (Purpursonnenhutkraut).
Echinaceae purpureae radix (Purpursonnenhutwurzel).
Echinacea gegen Erkältung