auch Hyposensibilisierung genannt, wird
- bei der Behandlung von Allergien eingesetzt und
- zur Überwindung von bestimmten Phobien (krankhaften Angstzuständen) angewandt, wenn sie sich etwa gegen Tiere, offene Plätze oder enge Räume richten.
Ausführung:
Allergien werden ausgelöst durch eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf körperfremde Substanzen, sogenannte Allergene, die in den Organismus gelangen. Als überschießend wird die Reaktion bezeichnet, weil das Immunsystem mit einem völlig übertriebenen Kraftakt auf die Fremdstoffe reagiert, die eigentlich gar keine Gefahr für den Körper darstellen. Es ist vielmehr die Reaktion des eigenen Immunsystems, die krank macht, nicht der Fremdstoff.
Es gibt verschiedene Wege, Allergien zu behandeln. Die Desensibilisierung versucht, das Immunsystem langsam an den betreffenden Stoff zu gewöhnen.
Zunächst wird durch einen Allergietest festgestellt, auf welche Stoffe der Patient allergisch reagiert. Läßt sich der Kontakt nicht vermeiden, weil das Allergen überall vorkommt (wie z. B. Gräserpollen), ist der Versuch einer Desensibilisierung sinnvoll. Dabei werden zunächst geringe Mengen des Allergens injiziert, später können die Dosen erhöht werden. Die Behandlung wird in einer Jahreszeit durchgeführt, in der das Allergen nicht in der Natur vorkommt, da es sonst Überlagerungen geben könnte.
Bei Phobien wird der Patient im Rahmen einer Psychotherapie mit dem “Gegenstand seiner Angst” konfrontiert — zunächst als Gesprächsgegenstand, dann zum Beispiel auf Bildern und schließlich in natura. Die Konfrontation muß immer freiwillig erfolgen.
Wirkungsweise:
Durch kleinste Dosen des Allergens soll das Immunsystem langsam an den Stoff gewöhnt werden. Die Bereitschaft, sofort überschießend zu reagieren, soll beseitigt werden. Der Nachteil: Bei der Desensibilisierung kann es zu einem anaphylaktischen Schock (=plötzliche allergische Reaktion eventuell mit Atemnot oder Kreislaufversagen) kommen. Es ist auch möglich, daß sich die Allergiebereitschaft auf andere Allergene verschiebt. Und: In vielen Fällen ist eine Desensibilisierung nicht möglich.
Die Konfrontation mit dem Angstauslöser löst im Körper eine (Flucht-)Reaktion aus. Kann der Patient dem Angstauslöser nicht entkommen, muß er die Situation aushalten. Der Körper kann jedoch nur über eine bestimmte Zeitspanne mit Angstsymptomen reagieren. Dann tritt ein Gefühl der Gleichgültigkeit ein. Psychologen behaupten, daß die Phobie geheilt ist, wenn dieser Zustand einmal erreicht wurde.
Status:
Desensibilisierung wird von naturheilkundlich orientierten Ärzten angewandt bei Kreuzallergien (Mehrfachallergie auf Inhaltsstoffe miteinander verwandter Pflanzen-oder Tierarten) und Inhalationsallergien (Allergien auf eingeatmete Stoffe). Das Verfahren weist viele Heilerfolge auf und wird deshalb weitestgehend anerkannt. Die Forschung auf diesem Gebiet ist jedoch noch nicht abgeschlossen.
Desensibilisierung im Rahmen der Phobiebehandlung ist umstritten, da sie nicht kalkulierbare Risiken enthält.
Quelle
© Mit freundlicher Genehmigung des Honos Verlages, Köln, 2010.