Heilfasten

Begründer:

Das heu­te prak­ti­zier­te Heil­fas­ten ent­stand wahr­schein­lich aus der alten Tra­di­ti­on vie­ler Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten, regel­mä­ßi­ge Fas­ten­ta­ge ein­zu­hal­ten. Der ame­ri­ka­ni­sche Arzt Dr. Edward H. Dew­ey (1840–1904) gilt jedoch als Begrün­der, weil er das Voll- und Mor­gen­fas­ten in die Natur­heil­kun­de integrierte.

Ausführung:

Beim Heil­fas­ten wird auf fes­te Nah­rung ganz ver­zich­tet. Statt des­sen besteht die Ernäh­rung aus Flüs­sig­keit. Dabei gibt es meh­re­re Arten, Heil­fas­ten durchzuführen:

  1. Es wer­den aus­schließ­lich Tees und Heil­kräu­ter­auf­güs­se getrun­ken, zusätz­lich even­tu­ell Mine­ral­was­ser oder stil­les Was­ser. Die­se Art des Heil­fas­tens ist völ­lig kalo­rien­frei.

    Es emp­fiehlt sich, auf kör­per­li­che und geis­ti­ge Belas­tung zu ver­zich­ten, da der Kör­per sei­ne Leis­tungs­fä­hig­keit stark ein­schränkt. Besteht Leis­tungs­druck, kann es zu Erschöp­fungs­zu­stän­den und/​oder Kopf­schmer­zen kom­men. Das kalo­rien­lo­se Heil­fas­ten ist des­halb als Teil einer Kur oder wäh­rend eines Urlaubs am sinnvollsten.

  2. Es wer­den drei­mal täg­lich 100 Gramm Obst- oder Gemü­se­saft getrun­ken, die nicht mehr als 300 Kalo­rien ent­hal­ten soll­ten. Zusätz­lich wird Mine­ral­was­ser oder stil­les Was­ser auf­ge­nom­men. Obst- und Gemü­se­saft lie­fern dem Kör­per Vit­ami­ne, Mine­ral­stof­fe und Spu­ren­ele­men­te, so daß er sei­ne Leis­tungs­fä­hig­keit wei­test­ge­hend auf­recht erhal­ten kann.
  3. Es gibt Heil­fas­ten­ku­ren, die neben Kräu­ter­tee und Was­ser die Auf­nah­me einer soge­nann­ten Fas­ten­sup­pe erlau­ben — ein war­mer Gemü­se­sud, der nähr­stoff­arm ist, aber sät­ti­gend wirkt.
  4. Zum erwei­ter­ten Heil­fas­ten zäh­len aus­ge­wähl­te Ernäh­rungs­ku­ren wie zum Bei­spiel die Schroth-Kur und die Mayr-Kur. Sie füh­ren dem Kör­per mehr Nähr­stof­fe und Kalo­rien zu und leis­ten einen wesent­li­chen Bei­trag zum Umstim­men des Stoff­wech­sels.

Heil­fas­ten soll­te bewußt und kon­zen­triert durch­ge­führt wer­den, denn es hat nichts mit einer Schlank­heits­kur im übli­chen Sinn zu tun. Beim Heil­fas­ten geht es viel­mehr dar­um, dem Kör­per eine “Ver­schnauf­pau­se” von sei­ner täg­li­chen Ver­dau­ungs­tä­tig­keit zu gön­nen und ihm Gele­gen­heit zu geben, sich von Bal­last aller Art zu befreien.

Begon­nen wird eine Heil­fas­ten­kur mit der Ent­lee­rung des Darms. Dazu kann in war­mem Was­ser gelös­tes Glau­ber-oder Pas­sa­ge­salz getrun­ken oder ein Ein­lauf gemacht wer­den. In den ers­ten Tagen kann es zu einem see­li­schen Tief kom­men, weil Kör­per und Geist sich in einer unge­wohn­ten Situa­ti­on befin­den. Meist stellt sich jedoch schon am drit­ten Tag ein gewis­ses “Hoch­ge­fühl” ein — ein Zei­chen dafür, daß der Mensch sich von inne­rem Bal­last (im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes) befreit hat. Die­se Eupho­rie ver­wan­delt sich nach weni­gen Tagen in ein kör­per­li­ches Wohl­ge­fühl mit see­li­scher Aus­ge­gli­chen­heit. Damit ist das Ziel für den Heil­fas­ten­den erreicht. Abwei­chun­gen von die­sem Ablauf sind nor­mal und durch die per­sön­li­che Kon­sti­tu­ti­on bedingt.

Heil­fas­ten kann bei gesun­den Men­schen von einem Tag bis zu einer Woche dau­ern. Län­ge­res Heil­fas­ten (bis zu drei Wochen) soll­te nur unter ärzt­li­cher Auf­sicht erfol­gen. Nach einem mehr­tä­gi­gen Heil­fas­ten muß der Kör­per erst lang­sam wie­der an die Nah­rungs­auf­nah­me gewöhnt wer­den. Des­halb soll­te eini­ge Tage Schon­kost (Ernäh­rungs­the­ra­pien) geges­sen werden.

Wirkungsweise:

Durch den Nah­rungs­ent­zug ist der Kör­per gezwun­gen, die Ener­gie, die er zum Auf­recht­erhal­ten sei­ner Funk­tio­nen benö­tigt, aus ande­ren Quel­len zu gewin­nen. Er greift also die kör­per­ei­ge­nen Reser­ven an: Zunächst zieht er in Ener­gie umwan­del­ba­re Koh­len­hy­dra­te aus Mus­keln und Leber, dann gewinnt er Ener­gie, indem er kör­per­ei­ge­ne Fett­de­pots ver­brennt. Sicht­ba­re Fol­ge: Gewichts­ver­lust. Doch der Abbau von Kör­per­fett ist nur eine (ange­neh­me) Neben­wir­kung. Beim Heil­fas­ten kommt es viel­mehr dar­auf an, daß der Kör­per die Kraft, die er vor­her zur Nah­rungs­ver­ar­bei­tung brauch­te, jetzt ein­setzt, um Gif­te und Schla­cken aus­zu­schwem­men. Dabei ist die Flüs­sig­keits­auf­nah­me von drei Litern pro Tag sehr wich­tig, denn Flüs­sig­keit bin­det die Schad­stof­fe und hilft beim Aus­lei­ten. Beim Heil­fas­ten wird das Blut von Gift­stof­fen und Zell­ab­bau-Pro­duk­ten befreit. Es wird dünn­flüs­si­ger und kann bes­ser zir­ku­lie­ren. Pro­ble­me mit dem Blut­druck sowie die Fett­wer­te des Blu­tes nor­ma­li­sie­ren sich. Das Umstim­men des Stoff­wech­sels kann die Hei­lung ernäh­rungs­be­ding­ter Krank­hei­ten ein­lei­ten oder güns­tig beein­flus­sen. Auch die “Schä­den” einer unge­sun­den Lebens­wei­se kön­nen durch regel­mä­ßi­ges Heil­fas­ten beho­ben werden.

Status:

Heil­fas­ten ist in Schul­me­di­zin und Natur­heil­kun­de glei­cher­ma­ßen als wirk­sa­me The­ra­pie anerkannt.

Quel­le
© Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Honos Ver­la­ges, Köln, 2010.

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