Begründer:
Kurbehandlungen waren schon in der Antike bekannt – damals bestanden sie jedoch hauptsächlich aus Bäderanwendungen, z. B. in Heilquellen. Heute gibt es ein breites Kurangebot, das auf ganzheitliche Therapie ausgerichtet ist und verschiedene Patientengruppen gezielt anspricht.
Ausführung:
Die Vielzahl der Kurangebote läßt sich wie folgt einteilen:
- Bäder-Kuren umfassen ein breites Angebot von Wasserbehandlungen mit Schwerpunkt Bad. Es gibt Hefe- und Trubbäder gegen Hautkrankheiten, hydroelektrische Bäder zur Anregung der Nervenfunktion, hypotonische Bäder gegen chronisch-entzündliche Krankheiten, Kohlensäure‑, Sauerstoff- und Luftperlbäder, die das Herz-Kreislauf-System anregen, Fieber- und Schlenzbäder zur Entgiftung über die Haut sowie die bekannten Thermalbäder, Solebäder und Schwefelbäder mit verschiedenen Heilanzeigen.
- Diätkuren sind zum einen für Übergewichtige gedacht, die stark “abspecken” müssen, weil ihr Übergewicht körperliche Schäden hervorruft, und zum anderen für Untergewichtige, die dringend zunehmen müssen, damit ihr Körper zu neuen Kräften kommt und seine Funktionsfähigkeit wieder hergestellt wird. In beiden Fällen sind Diäten oder Ernährungskuren angeordnet, die unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden müssen.
- Erholungskuren stärken bei allgemein schlechter Konstitution und dienen der Entspannung und Harmonisierung der Seele nach größeren Belastungen oder Lebenskrisen.
- Frauen-Kuren sind speziell auf die Behandlung von typischen Frauenleiden ausgerichtet und enthalten verschiedenste Anwendungen, die körperliche und seelische Probleme behandeln.
- Klima-Kuren bzw. Luft-Kuren finden in heilklimatischen Luftkurorten statt und bessern allein schon durch das Einatmen der Luft Erkrankungen der Atemwege, Allergien, Stoffwechselstörungen und nervöse Erschöpfungszustände.
- Kneipp-Kuren beinhalten Anwendungen der Kneipp-Therapie mit entsprechenden Heilanzeigen.
- Mutter-und-Kind-Kuren sind für Frauen gedacht, die ihre Kinder nicht für längere Zeit betreuen lassen können und sie deshalb mit zur Kur nehmen müssen. Diese Kuren sind auf die Behandlung der Frauen ausgerichtet, beziehen die Kinder jedoch in das Geschehen mit ein.
- Rehabilitationskuren (Nachsorgekuren) sind nach schweren Erkrankungen oder Verletzungen angezeigt.
- Revitalisierungskuren sollen die Leistungsfähigkeit von Körper und Geist wiederherstellen, helfen jedoch auch gegen vorzeitige geistige und körperliche Alterserscheinungen, die auf Überlastung zurückzuführen sind.
- Sucht-Entziehungskuren helfen von einer Sucht loszukommen. Sie sind angezeigt bei Alkoholismus, Medikamentensucht, Drogensucht, Magersucht, Bulimie.
- Trinkkuren stellen meist eine begleitende Kurmaßnahme dar. Dabei werden mineralhaltige Heilwässer gegen Magen‑, Darm‑, Gallen‑, Leber‑, Nieren- oder Harnwegsleiden in großer Menge getrunken.
- Eine Sonderform ist die Behindertenkur, die behinderten Menschen einen Kuraufenthalt in einer behindertengerechten Einrichtung ermöglicht. Die Anwendungen sind auf die entsprechende Behinderung zugeschnitten.
Jede Kur hat einen speziellen Schwerpunkt, der die persönliche Erkrankung heilen soll. Es gibt Anwendungen, die in vielen Kuren gleichzeitig vorkommen, da sie das allgemeine Wohlbefinden unterstützen. Außerdem bietet fast jede Kur Zusatzangebote wie Massagen, autogenes Training, Mal- oder Tanztherapie, die diesen Schwerpunkt unterstützen oder ausgleichen. Allgemein haben Kuren das Ziel, die Patienten vom (oft belastenden) Alltag zu lösen, ihnen Ruhe und Zeit zu schenken, sich wieder auf sich selbst zu besinnen und dadurch zu mehr körperlichem, geistigem und seelischem Wohlbefinden zu gelangen. Die so herbeigeführte Erholungssituation hilft entscheidend mit, Erkrankungen schneller und nachhaltiger auszukurieren.
Wirkungsweise:
Kuren bringen immer eine Veränderung der Lebensumstände mit. Dadurch entfällt die Alltagsbelastung, der Patient kann sich neu orientieren und umstimmen. Dadurch findet oft eine “Neuorganisation” der Körperfunktionen statt. Die Seele gelangt zu mehr Ruhe, der Körper regeneriert sich, Herz-Kreislauf, Organe und das Immunsystem gelangen zu mehr Kraft.
Die speziellen Wirkungsweisen richten sich nach Art der Kur und den durchgeführten Anwendungen. In erster Linie kommen dabei die entsprechenden Heilanwendungen zum Tragen, die je nach Erkrankung verordnet wurden. So üben Wasseranwendungen oder ein Klimawechsel (Reizklima) heilsame Reize auf den Körper aus, die die verschiedenen Funktionen ankurbeln und die Selbstheilungskräfte wieder herstellen. Diätkuren oder Trinkkuren sind günstig für den Stoffwechsel und unterstützen den Körper bei der Entgiftung. Bei reinen Erholungskuren kann die “Seele baumeln” und neue Kraft “getankt” werden. Sie bessern nicht nur den mentalen, sondern auch den physischen Zustand.
Bewegungstherapien während der Kur oder einfach nur der Aufenthalt an frischer Luft erhöhen die Sauerstoffaufnahme durch den Organismus und optimieren damit den Sauerstoffaustausch in den Zellen. Der Patient fühlt sich leistungsfähiger und sieht in der Regel auch “gesünder” aus. Meist ist es jedoch die gesamtheitliche Wirkung der durchgeführten Anwendungen, Ernährungsmaßnahmen, Bewegungstherapien und Ruhephasen, die den Patienten rundum gesunden läßt.
Status:
Heilkundige und Mediziner aller Richtungen stimmen darin überein, daß eine Kur eine wichtige Maßnahme zur Gesunderhaltung oder zur Heilung eines Menschen darstellt. Dabei ist es wichtig, daß eine Kur genau auf den Gesundheitszustand eines Patienten zugeschnitten wird. Die Verordnung der nötigen Anwendungen erfolgt durch den behandelnden Arzt. Die Durchführung der Anwendungen sowie die Überwachung des Gesundheitszustandes während der Kur erfolgt durch den Kurarzt und das medizinische Personal.
Die Kosten für eine stationäre Kur übernimmt die Krankenkasse bzw. die Versicherung. An den Unterbringungs- und Fahrtkosten einer ambulanten Kur kann sich der Versicherungsträger bis zu einer bestimmten Grenze beteiligen, muß es aber nicht. Eine vorherige Absprache mit dem Versicherungsträger ist erforderlich.
Quelle
© Mit freundlicher Genehmigung des Honos Verlages, Köln, 2010.