Der Tanz hat weltweit viele Ausdruckformen und Ziele: Er kennzeichnet religiöse Riten der Naturvölker, kann aber ebenso Ausdrucksform der Lebenfreude in modernen Industriestaaten sein. Er findet in festgefügten Formationen statt oder gestaltet sich frei nach Intuition. Er kann Kunst bedeuten oder in “Hoppserei” ausarten. Mit jeder Form des Tanzes wird jedoch eine körperliche und eine seelische Wirkung erzielt.
Die Idee, den Tanz als Therapie zu nutzen, stammt aus den USA. Dort entwickelten fünf Tanzpädagoginnen unabhängig voneinander Möglichkeiten, mit seelisch gestörten und geistig behinderten Kindern und Erwachsenen tänzerisch zu arbeiten.
Die Tanztherapie wurde bekannt und ausgebaut. Bald wurde erkannt, daß Tanz auch gegen viele körperliche und seelische Störungen helfen kann, die sich im Alltag begründen.
Heute umfaßt die Tanztherapie eine Vielzahl von Möglichkeiten, Musik und Bewegung zu vereinen. Tänzerische Bewegungsformen und Ausdrucksmöglichkeiten werden ganz auf die Zielgruppe zugeschnitten. Die Wirkungsweisen sind entsprechend vielfältig: Der Tanz kann Menschen aus der Isolation holen und Kontakt herstellen (ähnlich der Musiktherapie), er baut Hemmungen ab, wandelt inneren Druck in äußerliche Bewegung und gibt der Seele Möglichkeiten, Gefühle darzustellen. Die Bewegung beeinflußt den Stoffwechsel positiv, sie reduziert die Produktion von Streßhormonen und setzt Endorphine (Glückshormone) frei. Die Atmung wird vertieft, der Kreislauf kommt in Schwung, der Bewegungsapparat wird gestärkt. Tanztherapeuten verlangen keine Leistung, indem sie feste Tanzvorgaben machen, die z. B. im Formationstanz vorgeschrieben sind. Sie versuchen, ihren Patienten eine Ausdrucksform zu verschaffen, um sich von körperlichem und seelischem Druck zu befreien.
Quelle
© Mit freundlicher Genehmigung des Honos Verlages, Köln, 2010.