Heilpflanzenkunde (Phytotherapie)

Begründer:

Die Heil­pflan­zen­kun­de ist fast so alt wie die Mensch­heit selbst. Die ers­ten Auf­zeich­nun­gen über Heil­pflan­zen stam­men aus vor­christ­li­cher Zeit von den Sume­rern (etwa 5. Jahr­tau­send v. Chr.). Auch Schrift­rol­len der Ägyp­ter (um 1500 v. Chr.) und Auf­zeich­nun­gen der Grie­chen (z.B. Homers Ili­as) bele­gen, daß die Heil­kraft der Pflan­zen im Alter­tum eine gro­ße Rol­le spielte.

Das Wis­sen um die Heil­pflan­zen wur­de von Gene­ra­ti­on zu Gene­ra­ti­on ver­erbt, vie­les ging ver­lo­ren, neu­es wur­de erar­bei­tet, so daß die moder­ne Phy­to­the­ra­pie eine Mischung aus altem Wis­sen und moder­ner For­schung darstellt.

Ausführung:

Heil­pflan­zen müs­sen als Heil­mit­tel auf­be­rei­tet wer­den. Für Ver­brau­cher, die kei­ne Kennt­nis­se über Anpflan­zung, Pfle­ge und Auf­be­rei­tung von Heil­pflan­zen besit­zen, emp­fiehlt es sich, auf fer­ti­ge Pro­duk­te zurückzugreifen.

Es gibt fol­gen­de Mög­lich­kei­ten, Heil­pflan­zen aufzubereiten:

  • Frisch­pflan­zen­saft wird aus der zer­klei­ner­ten Pflan­ze mit Hil­fe eines Ent­saf­ters gewon­nen. Er ent­hält die was­ser­lös­li­chen Wirk­stof­fe, Vit­ami­ne, Mine­ral­stof­fe, Zucker­stof­fe und das pflanz­li­che Fasergerüst.
  • Tee­mi­schun­gen eig­nen sich für Abko­chun­gen, Auf­güs­se und Kalt­aus­zü­ge. Die Zube­rei­tung rich­tet sich nach der jewei­li­gen Pflan­ze und Anwen­dung (sie­he Kapi­tel →Selbst­hil­fe).
  • Tink­tu­ren und Extrak­te wer­den in Ver­bin­dung mit Alko­hol oder Was­ser meist trop­fen­wei­se ver­ab­reicht. Ach­tung: Für Alko­hol­kran­ke nicht geeignet.
  • Bade­zu­sät­ze mit Heil­pflan­zen­ex­trak­ten gibt es als fer­ti­ge Pro­duk­te. Es kön­nen jedoch auch äthe­ri­sche Öle (Aro­ma­the­ra­pie) oder Tee­mi­schun­gen beim Bad zuge­ge­ben werden.
  • Trop­fen, Dra­gées, Säf­te, Arz­nei­wein oder Zäpf­chen Die­se Zube­rei­tun­gen wer­den als Phy­to­phar­ma­kon oder Phy­to­the­ra­peu­ti­kum bezeich­net und sind aus fri­schen oder getrock­ne­ten Heil­pflan­zen hergestellt.

Das Ange­bot von Heil­pflan­zen­pro­duk­ten ermög­licht ein brei­tes Ein­satz­ge­biet bei vie­len Erkran­kun­gen oder zur Vorbeugung.

Wirkungsweise:

Die Wir­kung jeder Heil­pflan­ze hängt von dem Zusam­men­spiel ihrer Inhalts­stof­fe ab. Da es immer meh­re­re Wirk­stof­fe sind, die zum Tra­gen kom­men, kann eine Heil­pflan­ze auch bei ver­schie­de­nen Erkran­kun­gen wirk­sam sein.

Beson­ders wich­ti­ge Heil­pflan­zen-Wirk­stof­fe sind Bit­ter­stof­fe, äthe­ri­sche Öle, Gly­ko­si­de, Gerb­stof­fe, Fla­vo­no­ide, Kie­sel­säu­re, Sapo­nine, Schleim­dro­gen sowie Mine­ra­li­en, Vit­ami­ne und Spu­ren­ele­men­te. Jeder Wirk­stoff hat sei­ne Heil­an­zei­gen. So wir­ken Bit­ter­stof­fe appe­tit­an­re­gend und ver­dau­ungs­för­dernd; Gerb­stof­fe kön­nen bei Zahn­fleisch­ent­zün­dun­gen oder gegen Durch­fall ein­ge­setzt wer­den, Kie­sel­säu­re gleicht Schä­di­gun­gen in Haut, Nägeln und Haa­ren aus, Sapo­nine lösen Hus­ten und wir­ken als Blut­rei­ni­gungs­kur usw.

Die­se Wirk­stof­fe sind nicht alle in jeder Heil­pflan­ze ent­hal­ten, son­dern befin­den sich in ver­än­der­ten Gewichts­an­tei­len in ver­schie­de­nen Pflan­zen. Je nach Erkran­kung wer­den eine oder meh­re­re Heil­pflan­zen aus­ge­wählt, die den ent­spre­chen­den Wirk­stoff in grö­ße­rer Kon­zen­tra­ti­on enthalten.

Status:

Die Wirk­sam­keit von Heil­pflan­zen ist unbe­strit­ten und kann für vie­le Heil­pflan­zen wis­sen­schaft­lich nach­ge­wie­sen wer­den. Die für Phy­to­the­ra­pie zustän­di­ge Kom­mis­si­on des Bun­des­ge­sund­heits­am­tes hat für über 250 Heil­pflan­zen posi­tiv wer­ten­de Cha­rak­te­ris­ti­ken erstellt. Sie sol­len die Qua­li­tät der Pflan­zen sichern und beschrei­ben außer­dem Wir­kun­gen, Neben­wir­kun­gen und Kontraindikationen.

Weit ver­brei­tet ist jedoch der Glau­be, daß Heil­pflan­zen kei­ne schäd­li­chen Wir­kun­gen her­vor­ru­fen kön­nen. Das ist falsch! Wich­tig ist, vor der Ein­nah­me von Heil­pflan­zen­pro­duk­ten eine genaue Dia­gno­se der Erkran­kung vom Arzt oder Heil­prak­ti­ker erstel­len zu las­sen. Heil­pflan­zen ent­hal­ten näm­lich hoch­wirk­sa­me Stof­fe, die bei fal­scher Anwen­dung auch uner­wünsch­te Neben­wir­kun­gen her­vor­ru­fen kön­nen. Des­halb soll­te sich eine Selbst­ver­ord­nung auf den äußer­li­chen Gebrauch beschrän­ken. Die Ein­nah­me von kon­zen­trier­ten Pro­duk­ten und Säf­ten ist mit dem Arzt oder Heil­prak­ti­ker abzuklären.

Quel­le
© Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Honos Ver­la­ges, Köln, 2010.

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