Musiktherapie

Musik, gemeint ist das Zusam­men­spiel von Rhyth­mus, Ton und Klang, gehört zu den ältes­ten Heil­me­tho­den rund um den Glo­bus. Beson­ders Natur­völ­ker benutz­ten schon früh Musik, um sich in bestimm­te Stim­mun­gen oder Zustän­de zu ver­set­zen. Musik ruft in jedem Men­schen Reak­tio­nen her­vor. Sie kann auf­hei­ternd oder beru­hi­gend wir­ken, sie kann Ein­drü­cke ver­mit­teln, Erin­ne­run­gen wach­ru­fen oder ver­schie­de­ne Din­ge sug­ge­rie­ren. Letz­te­res wird beson­ders ein­ge­setzt, um Ent­schei­dun­gen von Men­schen zu beein­flus­sen. Bei­spiel: Marsch­mu­sik setzt gan­ze Men­schen­mas­sen in Bewe­gung und lei­tet sie (even­tu­ell poli­tisch) in eine Rich­tung, ein­gän­gi­ge (Pop)musik im Kauf­haus soll die Kauf­ent­schei­dung posi­tiv beeinflussen.

Die Musik­the­ra­pie arbei­tet mit zwei Vari­an­ten: Zum einen blei­ben die Pati­en­ten pas­siv und las­sen Musik nur auf sich wir­ken, zum ande­ren wer­den sie aktiv und erzeu­gen selbst (mit Instru­men­ten oder Stim­me) Musik.

Die pas­si­ve Musik­the­ra­pie eig­net sich dazu, mit Men­schen in Kon­takt zu tre­ten, die sich nicht ver­ständ­lich machen kön­nen. Sie wird bei autis­ti­schen, geis­tig und kör­per­lich behin­der­ten und ver­hal­tens­ge­stör­ten Men­schen ein­ge­setzt, da sie leich­ter den Zugang zu die­sen Men­schen fin­det als Wor­te, Bli­cke und Berüh­run­gen. Ist der Kon­takt zu die­sen Pati­en­ten her­ge­stellt, kann eine wei­ter­füh­ren­de Behand­lung ein­ge­lei­tet wer­den. Die pas­si­ve Musik­the­ra­pie kann auch ande­re The­ra­pien unter­stüt­zen. So wird sie z. B. beglei­tend zu Bewe­gungs­the­ra­pien ein­ge­setzt, unter­stützt Ent­span­nungs­me­tho­den oder wirkt auf­bau­end bei Reha­bi­li­ta­ti­ons­maß­nah­men. Die pas­si­ve Musik­the­ra­pie kann auch von jedem Men­schen im All­tag selbst ange­wandt wer­den, indem er sei­nen Stim­mun­gen oder Akti­vi­tä­ten ent­spre­chen­de Musik hört.

Bei der akti­ven Musik­the­ra­pie geht es dar­um, Pati­en­ten ein Aus­drucks­mit­tel zu ver­schaf­fen. Ganz ihrem momen­ta­nen Zustand ent­spre­chend dür­fen sie Musik erzeu­gen, z. B. um sich Aggres­sio­nen, Frust oder Trau­er “von der See­le” zu musi­zie­ren. Der The­ra­peut kann jedoch bestimm­te Vor­ga­ben machen, die die Pati­en­ten erfül­len sol­len. Die akti­ve Musik­the­ra­pie wird ein­ge­setzt, um Pati­en­ten aus ihrer Iso­la­ti­on zu holen und Kon­tak­te her­zu­stel­len. Sie kann Pati­en­ten auch für eine wei­te­re Behand­lung “öff­nen” (Infor­ma­ti­on Adres­sen).

Quel­le
© Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Honos Ver­la­ges, Köln, 2010.

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