Eine gelungene Mischung: Traumhafte Fotos von Natur, Wildkräutern und der Schweizer Bergwelt. Diese sind textlich gewürzt mit persönlichen Einsichten einer Pfarrerin. Ein gelungenes Rezeptbuch der besonderen Art und zu empfehlen als Weihnachtsgeschenk.
Das Buch “Wald und Wiese auf den Teller – Neue Rezepte aus der wilden Weiberküche” ist etwas Besonderes. Denn die Autorin Gisula Tscharner ließ viel Persönliches einfließen. Vielleicht auch, weil sie viele Jahre als Pfarrerin tätig war. Somit sind ihre Betrachtungen zum Leben und dem Wirken der Natur philosophisch angehaucht. Sie lässt ihren Eindrücken zur Natur, den Wildpflanzen oder auch Heilpflanzen freien Lauf.
Ein Beispiel zum Unkraut. Da schreibt sie: “Das Wort hat weder mit Unordnung noch mit Nicht-Kraut zu tun. In seiner ganzen Tiefe wird das Unkraut erst verständlich durch verwandte Wortbildungen wie etwa das Untier: Da ist ein Tier so groß, dass es mir Angst macht. Ein Unmensch gebärdet sich so extrem, dass er zur ernsthaften Bedrohung wird. […] Zum Unkraut werden Pflanzen, die mich unaufgefordert besuchen und mein Zuhause derart bedrängen, dass meine Blumenrabatten und Gemüsebeete darin zu verschwinden oder gar zu erschickten drohen […], – dann spätestens weiß ich, dass eine Unmenge Leben mir den Platz streitig zu machen sucht, im wahrsten Sinn sein Unwesen treibt”.
Es sind gerade Tscharners Einsichten, die dieses Buch von anderen Rezeptbüchern unterscheidet. Sie traut sich, Ungewöhnliches oder Sinnliches zu beschreiben. Damit schafft sie ein Umfeld, dass Lust macht, nicht nur im Buch zu stöbern, sondern sich selbst auf den Weg zu begeben, um mit Wildkräutern zu experimentieren. Hinzu kommt, dass der schweizerische AZ-Verlag ebenfalls (siehe Verweise unten) bei diesem Buch für ansprechende Fotos sorgt. Schließlich lebt ein Rezeptbuch auch von Fotos, die appetitanregend sind. Mit der Fotografin Ulla Mayer-Raichle wurde ein guter Griff getan. Denn die spezialisierte Foodfotografin beschäftigte sich genauso mit Natur- und Pflanzenthemen. Die entstandenen Fotos mit Wildpflanzen-Gerichten machen einem den Mund wässrig. Bunt eingestreut sind außerdem Naturimpressionen wie zum Beispiel von wundersam gewachsenen Baumwurzeln oder hübsche Wiesenblumenteppiche, die anregend auf zu planende, eigene Entdeckungstouren in Wald und Wiese wirken.
Die Autorin ist Schweizerin, die aus ihrer Liebe zur Schweizer Bergwelt keinen Hehl macht. Schon deshalb gebührt den wilden Berglandschaften mit ihren besonderen Wildkräutern Platz im Buch. Die überwiegende Auswahl an Wildpflanzen – und Beeren liegt jedoch auf Pflanzen, die überall anzutreffen sind: wie zum Beispiel Bärlauch, Giersch, Wermut, Holunder, Mehlbeeren, Schlehen oder wilder Lauch. Die Rezepte haben jahreszeitlichen Bezug und bieten für jeden Geschmack etwas. Ebenso der Schweregrad der Zubereitung: Da wird eine “Süße Blütenbutter”, vorgestellt, die einfach herzustellen ist. Der “Waldige Festschmaus im Winter” – ein Gericht mit getrockneten Pilzen und Polenta – braucht hingegen eigene Erfahrung zum Nachkochen. Denn neben der Rezeptur beschränkt sich die Beschreibung auf recht kurze Angaben.
Fazit: Das Buch ist ein schönes Geschenk für Natur- und Wildpflanzen-Köche oder solchen, die es werden wollen. Die Rezepte bieten jede Menge Freiräume zum Kombinieren oder Selbst ausprobieren. Die Präsentation und vor allem die persönlichen Texte können Anlass zu einem Schweizurlaub geben. Und: Tscharner zeigt sich als echte Natur – und Pflanzenfreundin. Sie versteht zu vermitteln, warum das Nutzen und Wahren der Ressourcen der Natur und Pflanzen so wichtig sind. Deshalb: sehr empfehlenswert!
Tscharner, Gisula: Wald und Wiese auf dem Teller.
AT Verlag, Baden, München. 2009. 23,90 €.
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Autorin
• Marion Kaden, Heilpflanzen-Welt (24.11.2010).