Der langfristige Heilungserfolg bei Nagelpilz, besonders an den Füßen, ist in der Praxis sehr viel schlechter als die hohe Wirksamkeit der Antipilzmittel wie zum Beispiel Ciclopirox-Nagellack Winthrop® erwarten lässt (über 80 Prozent). Sehr häufig kommt es beispielsweise zu Rückfällen. Die bei uns gültigen ärztlichen Behandlungs-Leitlinien stellen zu den möglichen Gründen eindeutig fest, dass die Einnahme oder äußere Anwendung antimykotischer Wirkstoffe alleine nicht ausreicht: “Während und vor allem nach Abschluss der antimykotischen Behandlung sollte erwogen werden, die Schuhe und Strümpfe zu desinfizieren, um eine Re-Infektion zu vermeiden” [1].
Desinfektion von Schuhe ist häufig schwierig
Doch bei den meisten Betroffenen und auch bei vielen Ärzten und Apothekern fehlt das Bewusstsein, dass es sich bei Nagelpilz um eine behandlungsbedürftige Infektionskrankheit im Zusammenhang mit einem Hygieneproblem handelt. Also um eine Erkrankung, die durch Mikroben – in diesem Fall Pilze – verursacht wird. Zum einen können diese sich ausbreiten. Zum anderen – auch im Fall einer erfolgreichen Behandlung der befallenen Nägel – kann es zu erneuten Infektionen und Erkrankungs-Beschwerden kommen, wenn die Erreger nicht aus der Lebensumwelt der Patienten beseitigt werden. Dies ist einfach bei Kleidungsstücken, Handtüchern oder Bettwäsche, bei denen heißes Waschen (über 60 Grad Celsius) die Pilze bzw. Pilzsporen erfolgreich ausschaltet. Anders bei Schuhen, die nicht hitzebehandelt werden können und deshalb ein großes Reservoir für erneute Infektionen mit Nagel- oder Fußpilzen bleiben können.
Die Desinfektion von Schuhen ist eine Hygiene-Herausforderung. Das Einsprühen flüssiger Antipilz-Wirkstoffe (zum Beispiel hochkonzentrierte Alkohole) oder die Anwendung von Bioziden (zum Beispiel Akacid) sind im Labor wirksam gegen Pilze. Genauso wie die Begasung mit giftigen Gasen (zum Beispiel Ozongas [2]) oder die Bestrahlung mit Pilz schädigendem UV-C-Licht [3]. Alle Verfahren haben jedoch nur begrenzte Wirksamkeit bei wirklichen Schuhen, die mit Nagel- oder Fußpilzsporen belastet sind. So dringen Alkohole, Biozide oder Gas oft nicht tief genug in das Gewebe ein, oder beschädigen empfindliche Schuhe. Oder das von außen angewandte UV-C-Licht erreicht gar nicht erst das Innere infizierter Schuhe. Für die in Medien empfohlene Desinfektion in normalen Mikrowellenherden gibt es zwar für Küchenzubehör, z. B. feuchte Wischtücher, wissenschaftliche Wirksamkeitshinweise, nicht aber für Schuhe [4]. Zu einer erfolgreichen, nachhaltigen Nagel- oder Fußpilzbehandlung mit Ciclopirox oder anderen Präparaten sollte deshalb die Überlegung gehören, zumindest Strümpfe und Schuhe grundsätzlich zu erneuern (neben Anwendung anderer Hygienemaßnahmen zum Eindämmen von Nagelpilzen).
Autor
• Rainer H. Bubenzer, MultiMedVision Berliner Medizinredaktion (2013).
Quellen
[1] Seebacher C, Brasch J: Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft zur Onychomykose. Dresden/Kiel, 2006 (https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013–003.pdf).
[2] Aditya KG, William B: Ozone gas effectively kills laboratory strains of Trichophyton rubrum and Trichophyton mentagrophytes using an in vitro test system. J Dermatolog Treat. 2012 Jul 25 (Direkter Link).
[3] Ghannoum MA, Isham N, Long L: Optimization of an infected shoe model for the evaluation of an ultraviolet shoe sanitizer device. J Am Podiatr Med Assoc. 2012 Jul;102(4):309–13 (Direkter Link).
[4] Park DK, Bitton G, Melker R: Microbial inactivation by microwave radiation in the home environment. J Environ Health. 2006 Dec;69(5):17–24 (Direkter Link).
[3add] Bitton G: Microbial inactivation by microwave radiation in the home environment. J Environ Health. 2007 May;69(9):6, 63 (Direkter Link).
weitere Infos
• Nagelpilz – ein Dauerbrenner bei (Hochleistungs-)Sportlern