Salicornia: Bewohner des Wattenmeeres
Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besteht in Deutschland, trotz aller Bemühungen von Gesundheitsverantwortlichen, ein milder Jodmangel (Grad I). Dies gilt vor allem auch für Schwangere und Stillende, die einen erhöhten Jodbedarf haben. Die Zwischenergebnisse der großen, derzeit vom Robert Koch-Institut durchgeführten Kohortenstudie DEGS (“Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland”) kommen sogar zu einer noch problematischeren Einschätzung: Sowohl viele Erwachsene als auch Schwangere in Deutschland haben eine ausgeprägt unzureichende Jodversorgung, die sich auch während der letzten Jahre – trotz aller Aufklärungsarbeit – nicht verbessert hat [1]. Lediglich bei Kindern ist eine Jodversorgung an der unteren Grenze der erwünschten Werte erzielt worden [2].
Wenn Menschen ausreichend jodiertes Kochsalz oder damit gewürzte Lebensmittel verwenden, ist die Verwendung zusätzlicher Jodpräparate nicht notwendig. Ist dies nicht der Fall, wird zur Vorbeugung eines Jodmangels Jod-Ergänzung/-Substitution empfohlen. Hieran, so zeigen die erwähnten Untersuchungen, halten sich viele Betroffene nicht, vor allem auch Schwangere nicht (die nur zu rund 50–60% in dieser Lebensphase notwendig werdende Jodergänzungspräparate einnehmen).
Salicornia: Roh als Beilage
Eine der Strategien, die Bevölkerung mit ausreichend Jod zu versorgen ist – neben der Verwendung von jodiertem Speisesalz (Mensch, Nutztiere) oder von Lebensmitteln mit erhöhtem Jodgehalt (Seefisch, Algen, Tang u. a.) – auch die Jod-Anreicherung von Nahrungs-Pflanzen [3]. Dabei wird auch davon ausgegangen, daß die Art des eingenommenen Jods dessen Verträglichkeit mitbestimmt. Organisch gebundenes Jod aus Pflanzen oder Meeresfischen kann problemloser aufgenommen und verstoffwechselt werden als anorganische, chemisch reine Jodverbindungen (“Bioverfügbarkeit”). Salicornia ssp. (Queller, Seespargel) ist eine bei uns heimische, am Meeresrand wachsende Salzpflanze (“Halophyt”) von besonderen Eigenschaften: Der Queller reichert Meersalz in hohem Maß an. Ja, er ist sogar die einzige Salzwiesenpflanze, die ohne diese Salzzufuhr nicht lebensfähig wäre. Hieraus ergibt: Auf Queller basierende Nahrungsergänzungsmittel (z. B. Salicornia Jod Pulver; PZN 88 69 631, außer Handel) haben neben ihrer heimischen Herkunft und der lebensnahen Salzverteilung (wie bei natürlichem Meersalz) auch einen besonders hohen Gehalt an pflanzlichem, gut verfügbarem Jod. Salicornia kann den täglichen Jodbedarfs vollwertig und biologisch decken.
Autor
Rainer H. Bubenzer, MultiMedVision Berliner Medizinredaktion (2011).
Quellen
[1] Satellitensymposium “Jodmangel in Deutschland – immer noch ein Problem?”, Arbeitskreis Jodmangel, 47. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, 11. März 2010.
[2] Thamm M, Ellert U, Thierfelder W, Liesenkötter KP, Völzke H: Jodversorgung in Deutschland – Ergebnisse des Jodmonitorings im Kinder und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2007 May-Jun;50(5–6):744–9.
[3] White PJ, Broadley MR: Biofortification of crops with seven mineral elements often lacking in human diets-iron, zinc, copper, calcium, magnesium, selenium and iodine. New Phytol. 2009;182(1):49–84.