Schmerz – ein guter Freund?!

Blü­hen­de Weide

Schmerz ist exis­ten­ti­ell. Das Ver­ständ­nis von Bedeu­tung und Sinn­haf­tig­keit hat sich bis in die Moder­ne immer wie­der gewan­delt. Die heu­ti­ge Medi­zin bekämpft ihn, dekla­riert Schmerz­frei­heit als Ziel, will den Feind final ver­trei­ben. Doch die stei­gen­de Zahl chro­ni­scher Schmerz­er­kran­kun­gen und ein häu­fi­ges Behand­lungs­ver­sa­gen zei­gen die Gren­zen der Ideo­lo­gie von der unbe­ding­ten Mach­bar­keit medi­zi­nisch beding­ter Schmerz­frei­heit auf.

Schmerz kennt jeder Mensch: Er kann pochen, zie­hen, reis­sen und anfalls­ar­tig daher­kom­men. Er kann ste­tig pei­ni­gend, mehr oder weni­ger leicht ertrag­bar sein oder grau­sam und über­wäl­ti­gend bis hin zur Ohn­macht. Ein tie­fer Schmerz über­nimmt die Kon­trol­le über das Bewusst­sein – nichts ande­res exis­tiert dann mehr als der Schmerz, nur noch die­se hef­ti­ge Emp­fin­dung. Und: Schmer­zen sind nicht mit­teil­bar – sie gehö­ren in ein­zig­ar­ti­ger Wei­se nur den Betrof­fe­nen selbst.

Schmerz beglei­tet die Mensch­heit seit jeher. Durch ihn erlebt jeder Mensch unmit­tel­ba­re Leben­dig­keit und unaus­weich­lich sei­ne Exis­tenz, von der Geburt bis in den Tod. Mit dem The­ma Schmerz beschäf­tig­ten sich Men­schen aus sämt­li­chen Kul­tu­ren, auch und nicht zuletzt, weil Schmer­zen oft viel tra­gi­sches Leid mit sich brin­gen. Doch der Schmerz wur­de auch mit reli­giö­sen, phi­lo­so­phi­schen Vor­stel­lun­gen ver­knüpft, um die durch ihn beding­ten unfass­ba­ren Aspek­te des Lebens, die erschüt­tern­den Grenz­erfah­run­gen oder die exis­ten­zi­el­le Ver­zweif­lung sinn­voll erschei­nen zu las­sen. In tra­di­tio­nel­len, “pri­mi­ti­ven” Kul­tu­ren gehör­te Schmerz zur leid­vol­len Rea­li­tät: Ent­stamm­te er bei­spiels­wei­se einer schlecht ver­heil­ten Wun­de oder einer unheil­ba­ren Erkran­kung, muss­ten Men­schen den Schmerz als Lei­den akzep­tie­ren. Er wur­de zu einem unver­meid­li­chen Teil ihrer bewuss­ten Aus­ein­an­der­set­zung mit ihrem all­täg­li­chen Daein. Sei­ne Prä­senz wur­de und wird zudem oft als deut­li­ches Zei­chen nach Scho­nung und Rück­sicht­nah­me inter­pre­tiert. Aus dem einst als unheil­bar ver­stan­de­nen Schmerz muss­ten sich zwangs­läu­fig mensch­li­che Hal­tun­gen ent­wi­ckeln, um ihn erträg­lich wer­den zu las­sen: Er wur­de mit Demut, Pflicht­be­wusst­sein oder Got­tes­furcht als unab­wend­ba­re Erfah­rung des Lei­dens ange­nom­men, oft sogar mit Dank­bar­keit. Mensch­li­che Grö­ße zeigt(e) sich, wenn Schmerz mit Wür­de getra­gen wer­den kann (konn­te). Die­se erhal­te­ne Wür­de im Ertra­gen von Schmer­zen ist der Kern des Ondits vom “India­ner, der kei­ne Schmer­zen kennt”, nicht die Igno­ranz. Ivan Illich, ein fun­da­men­ta­ler Kri­ti­ker von moder­ner Medi­zin und unse­rer Gesund­heits­sys­te­me schrieb: “Kul­tur macht den Schmerz erträg­lich, indem sie ihn als Not­wen­dig­keit inter­pre­tiert: Nur als heil­bar auf­ge­fass­ter Schmerz ist uner­träg­lich” [1].

Der Akt des Schmerz Erlei­dens hat­te in der Mensch­heits­ent­wick­lung immer auch eine religiös‑, sinn­haf­te Dimen­sio­nen. Betrof­fe­ne haben sich in ihrer Pein und Not gefragt: War­um muss ich das erlei­den? Wie lan­ge noch? War­um gibt es ein sol­ches Übel? Kul­tu­ren boten Begrün­dun­gen für das Erlei­den des Schmer­zes an: Für die Moham­me­da­ner ist es Kis­met, das gott­ge­woll­te Schick­sal. Inder sehen ihn als Teil des Kar­mas, für Chris­ten ist er eine hei­li­gen­de Rück­wir­kung der Sünde.

Modern: Vermeiden des Schmerzes auch bei natürlichen Lebensvorgängen

Die Medi­zin ist seit jeher Teil der mensch­li­chen Kul­tur und spä­ter der Wis­sen­schaft. Hei­ler, Ärz­te, Natur­heil­kund­ler stan­den bezie­hungs­wei­se ste­hen im Auf­trag, den immer neu­en Anfech­tun­gen des Men­schen durch Schmerz, Krank­heit oder Todes­furcht zur Sei­te zu ste­hen. Im Lau­fe der Jahr­hun­der­te wan­del­te sich der Schmerz­be­griff und sei­ne Behand­lung ent­spre­chend der phi­lo­so­phi­schen Grund­la­gen, der mensch­li­chen Erkennt­nis­se oder zuletzt der phar­ma­ko­lo­gi­schen sowie tech­ni­schen Behand­lungs­mög­lich­kei­ten. Den Schritt in die Moder­ne berei­te­te die Auf­klä­rung. Phi­lo­so­phen schu­fen bahn­bre­chen­de Grund­la­gen: So pro­kla­mier­te René Des­car­tes bei­spiels­wei­se die Tren­nung von Kör­per und See­le [2]. Die­se ermög­lich­te medi­zi­ni­sche Ein­grif­fe, die bis dahin auf­grund der Gött­lich­keit des Men­schen und der von der christ­li­chen Kir­che gefor­der­ten Unver­sehrt­heit des mensch­li­chen Kör­pers undenk­bar waren. Einen Mei­len­stein setz­te die Ent­de­ckung der Anäs­the­sie im 19. Jahr­hun­dert: Die Fähig­keit des in-den-künst­li­chen-Schlaf-ver­set­zens und der vor­über­ge­hen­den außer Kraft­set­zung der Schmerz-Wahr­neh­mung (“Anal­ge­sie”) revo­lu­tio­nier­te die tech­nisch ori­en­tier­te, vor allem die ope­ra­ti­ve Medizin.

Heu­te sind schmerz­be­täu­ben­de Maß­nah­men in allen Lebens­be­rei­chen selbst­ver­ständ­lich – dafür haben auch inter­na­tio­nal agie­ren­de Kon­zer­ne gesorgt. Denn die Unter­drü­ckung des Schmer­zes ist zu einem ein­träg­li­chen Geschäft gewor­den und hat dazu geführt, daß Schmerz­mit­tel im rezept­frei­en Arz­nei­mit­tel­markt zu den bes­ten Umsatz­brin­gern gewor­den sind. Die Aus­schal­tung der Schmerz­wahr­neh­mung domi­niert heu­te selbst sol­che Berei­che, in denen Schmer­zen ein natür­li­ches Phä­no­men sind: Über 30 Pro­zent der Frau­en ent­schei­den sich heu­te für eine Kai­ser­schnitt-Geburt – nicht aus medi­zi­ni­schen Grün­den, son­dern um Schmer­zen unter der Geburt zu ver­mei­den. Die stei­gen­de Kai­ser­schnitt­ra­te könn­te dra­ma­ti­sche Fol­gen haben. Denn auch Geburts­schmerz hat wich­ti­ge Funk­tio­nen: Neu­es­te Stu­di­en bele­gen, dass Kai­ser­schnitt-Kin­der nicht die emo­tio­na­le Nähe zu ihren Müt­tern emp­fin­den kön­nen, wie Kin­der, die auf natür­li­che Wei­se zu Welt gebracht wur­den. Abge­se­hen, von der Fül­le medi­zi­ni­scher Pro­ble­me wäh­rend und nach der Geburt, die mit der Sec­tio caesarea einhergehen.

Chronische Schmerzen

In der moder­nen Schul­me­di­zin wird zwi­schen dem aku­ten und chro­ni­schen Schmerz unter­schie­den: Der aku­te Schmerz hat eine Warn- und Schutz­funk­ti­on. Er kann bei­spiels­wei­se durch Ver­let­zung (Schürf­wun­de), Gewe­be­schä­di­gung (Ver­bren­nung), Fehl­be­las­tung (zu lan­ges Ste­hen, Sit­zen) oder durch geis­ti­ge Über­be­las­tun­gen wie auch see­li­sche Not aus­ge­löst wer­den, also grund­sätz­lich durch Trau­ma­ti­sie­run­gen belie­bi­ger Art. Aku­ter Schmerz ist häu­fig gut loka­li­sier­bar und wird bei zei­ti­ger Abklä­rung und Behand­lung wie­der abkli­nen. Andau­ern­der oder regel­mä­ßig wie­der­keh­ren­der Schmerz (län­ger als sechs Mona­te) wird als chro­nisch bezeich­net. Cha­rak­te­ris­tisch ist sei­ne Abkopp­lung von der ursprüng­li­chen Ursa­che. Typi­sche Krank­heits­bil­der, die chro­ni­sche Schmer­zen aus­bil­den kön­nen: Migrä­ne, Clus­­ter-Kopf­­schmer­­zen, Tri­ge­mi­nus­neur­al­gie, Rücken­schmer­zen, Muskel‑, Kno­chen­schmer­zen, Psy­cho­ge­ne Schmer­zen, Schmer­zen auf­grund von Ope­ra­tio­nen. Chro­ni­fi­zier­te Schmer­zen wer­den auch als Schmerz­krank­heit bezeichnet.

Pfef­fer­min­ze (Men­tha Pipe­ri­ta): Das Öl gegen Kopfschmerzen

Laut Unter­su­chun­gen der Schwei­zer Gesell­schaft zum Stu­di­um des Schmer­zes lei­den 16 Pro­zent der Schwei­zer an chro­ni­schen Schmerzen.[3] (Deutsch­land: Laut Aus­kunft der Deut­schen Schmerz­li­ga lei­den vie­le Mil­lio­nen an chro­ni­schen Schmer­zen). Ihre leid­vol­le Gemein­sam­keit, neben der Schmerz­er­fah­rung: Eine oft lang­wäh­ren­de Odys­see durch Arzt­pra­xen. Und: Vie­le Betrof­fe­ne wis­sen noch nicht ein­mal, wor­an sie lei­den. Denn häu­fig erschwert ent­we­der eine unkla­re Sym­pto­ma­tik oder auch die Chro­ni­fi­zie­rung des Schmer­zes eine medi­zi­ni­sche Dia­gno­se. Pati­en­ten einer rheu­ma­ti­scher Poly­ar­thri­tis leben bis zu sechs Jah­re lang ohne ein­deu­ti­ge Dia­gno­se. Schmerz-Betrof­fe­ne gera­ten dann leicht in einen Teu­fels­kreis­lauf. Ohne Dia­gno­se bekom­men sie kei­ne spe­zi­fi­sche The­ra­pie ihrer Erkran­kung. Um den Schmer­zen zu ent­flie­hen, grei­fen sie zur Selbst­me­di­ka­ti­on und neh­men dabei schwer auf­tre­ten­de Neben­wir­kun­gen in Kauf: Die Ein­nah­me des Analge­ti­kums Ace­tyl­sa­li­cyl­säu­re (ASS) kann bei­spiels­wei­se schon nach drei Tagen zu Magen-Darm­blu­tun­gen füh­ren und sogar zu Magen­wand-Durch­brü­chen. Und eine sol­che wirk­sa­me Anal­ge­se ist kei­ne kau­sa­le The­ra­pie: Nach mög­li­cher­wei­se kurz­zei­ti­ger Schmerz­lin­de­rung kommt der Schmerz wie­der zurück, der Griff zu stär­ke­ren Prä­pa­ra­ten erscheint all­mäh­lich immer nöti­ger. Chro­ni­sche Schmerz­pa­ti­en­ten wer­den so zu chro­ni­schen Inan­spruch­neh­mern von Medi­zi­nal­dienst­leis­tern oder Arz­nei­mit­teln – sie gera­ten in eine sich zuneh­mend ver­selb­stän­di­gen­de Abhän­gig­keit. Und: Ent­täu­schung, Resi­gna­ti­on füh­ren Betrof­fe­ne in eine immer tie­fe­re Abwärts­spi­ra­le, die nicht sel­ten in sozia­ler Iso­la­ti­on endet. Denn Unver­ständ­nis und Rück­zug des sozia­len Umfelds (“Reiss dich doch zusam­men!”) sind nicht sel­ten. Als uner­träg­lich erleb­te Schmer­zen sind bei Schwer­kran­ken und/​oder Ster­ben­den eines der wich­tigs­ten Moti­ve, ihrem Leben ein Ende set­zen (las­sen) zu wollen.

Da weder Fami­lie noch Freun­de das Leid auf­fan­gen wol­len oder kön­nen, müs­sen Schmerz­kran­ke ihr Heil woan­ders suchen, wenn sie eine Lin­de­rung ihrer chro­ni­schen Schmerz wün­schen. Sie kön­nen auf das bei uns gut aus­ge­bau­te Medi­zin­sys­tem in Anspruch neh­men. Zum Bei­spiel haben sich zahl­rei­che schul­me­di­zi­ni­sche Reha- oder spe­zia­li­sier­te Schmerz­kli­ni­ken eta­bliert. Je nach Aus­rich­tung bie­ten die Kli­ni­ken auch umfang­rei­che phy­sio­the­ra­peu­ti­sche, kom­ple­men­tär­me­di­zi­ni­sche oder psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Ansät­ze. Auch die Schul­me­di­zin legt bei der Bewäl­ti­gung des Schmer­zes heu­te zuneh­mend Wert auf Ganz­heit­lich­keit: Von Gesprä­chen mit Psy­cho­lo­gen bis zum Erler­nen von Ent­span­nungs­ver­fah­ren oder Yoga wer­den unter ande­rem die­se Zie­le anvi­siert: Zum einen sol­len Betrof­fe­ne ler­nen, ihre Schmer­zen zu akzep­tie­ren, und sie in den All­tag zu inte­grie­ren. Zum ande­ren wer­den chro­nisch Schmerz­kran­ken Tech­ni­ken wie Ent­span­nungs- und Atem­übun­gen oder Acht­sam­keits­trai­ning bei­gebracht, um einen erträg­li­chen Schmerz­zu­stand zu hal­ten und damit schlim­me­re Schmerz­zu­stän­de zu ver­hü­ten. Betrof­fe­nen wird oft nahe­ge­legt, den Schmerz als “schwie­ri­gen oder lebens­lan­gen Beglei­ter” zu betrach­ten, mit dem sie nun bis an ihr Lebens­en­de aus­kom­men müssen.

Die Schul­me­di­zin in ihren Ansät­zen als falsch kri­ti­sie­rend, posi­tio­nie­ren sich eini­ge natur­heil­kund­li­che oder auch eso­te­risch ange­hauch­te Anbie­ter im “Schmerz-Busi­ness”. Ihr ein­fa­ches Cre­do: Wenn die Ursa­che des Schmer­zes tat­säch­lich beho­ben ist, wird Hei­lung pas­sie­ren. Wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en zei­gen kei­ne beson­de­ren Wirk­sam­kei­ten auf, im bes­ten Fall so wie bei Pla­ce­bo-Anwen­dun­gen (Aku­punk­tur bei Migrä­ne, Rücken­schmerz oder chro­ni­sche Knie­schmer­zen), und auch dann nur sym­pto­ma­tisch wie bei der kon­ven­tio­nel­len Medi­zin und nicht kura­tiv. Natur­heil­kund­li­che Anbie­ter set­zen vor­wie­gend auf regu­la­ti­ve The­ra­pien wie Neu­ral­the­ra­pie, Aku­punk­tur oder Homöo­pa­thie. Das Ziel: Durch Besei­ti­gung von Blo­cka­den und Akti­vie­rung der Selbst­hei­lungs­kräf­te aus der Erkran­kung und aus dem Schmerz her­aus­fin­den. Eini­ge eso­te­ri­sche Ange­bo­te basie­ren auf einer christ­lich-cal­vi­nis­tisch gepräg­ten Vor­stel­lun­gen: Schmer­zen sind dem­zu­fol­ge Aus­druck eines schick­sal­haft vor­ge­ge­be­nen Weges, und der Schuld die­sen ver­passt zu haben. “Wer­de end­lich der, der du eigent­lich bist”, wird bei­spiels­wei­se als Lösung pro­kla­miert. Betrof­fe­ne sehen sich einem über­wäl­ti­gen­den Ange­bot gegen­über: Mit scha­ma­nisch, eksta­ti­schen Tän­zen kön­nen sie den Schmerz aus­trei­ben. Oder sich mit kos­mi­schen Har­mo­nien in die Hei­lung füh­ren las­sen. Wenn die Hei­lung nicht erfolg­reich ist, blei­ben die Betrof­fe­nen als ein­zi­ge “Schul­di­gen” noch hoff­nungs­lo­ser und auch mone­tär ärmer zurück. Auch hier fehlt jeg­li­che wis­sen­schaft­li­che Evi­denz zur Wirk­sam­keit der Verfahren.

Ilich und ande­re sehen ein wesent­li­ches Pro­blem in der fort­schrei­ten­den Medi­ka­li­sie­rung der Gesell­schaft. Damit ist die Patho­lo­gi­sie­rung selbst natür­lichs­ter Lebens­er­schei­nung gemeint bei gleich­zei­ti­ger Über­ga­be der Ver­ant­wor­tung für das eige­ne Leben an “pro­fes­sio­na­li­sier­te” Dienst­leis­ter. Sei­en es hoch­de­ko­rier­te Schmerz­spe­zia­lis­ten einer Uni­kli­nik oder wei­se Gurus aus der dün­nen Luft des Hima­la­yas. Inter­es­sant ist, dass eine Viel­zahl chro­ni­scher Schmerz­pa­ti­en­ten bis heu­te den Ver­lo­ckun­gen die­ser Anbie­ter nicht erliegt, und ohne pro­fes­sio­nel­le “Hil­fe” und dank gele­gent­lich ver­wen­de­ter ein­fa­cher Schmerz­mit­tel ein weit­ge­hend nor­ma­les Leben leben. Auch die Mehr­zahl der Ärz­te wider­setzt sich kon­se­quent der “opti­mier­ten Schmerz­the­ra­pie”, die mit einer Viel­zahl von phar­ma­zeu­ti­schen Pro­duk­ten, mikro­chir­ur­gi­scher Ein­grif­fe und ande­ren Ver­fah­ren mög­lich sein soll. Eine Erklä­rung hier­für mag sein, daß Schmer­zen so essen­ti­ell mit uns als leben­di­gen Men­schen ver­knüpft sind, daß bei einer weit­ge­hen­den, anhal­ten­den Anal­ge­sie der Ver­lust grund­le­gen­der mensch­li­cher Eigen­schaf­ten droht. Aber dies kön­nen letzt­lich nur chro­ni­sche Schmerz­pa­ti­en­ten beant­wor­ten, die kei­ne “opti­mier­te, Maxi­mal­ver­sor­gung ihrer Schmerz­krank­heit” in Anspruch nehmen.

Autorin
• Mari­on Kaden, natür­lich leben (2012).
Quel­len
[1] Illich, Ivan: Die Neme­sis der Medi­zin. Die Kri­tik der Medi­ka­li­sie­rung des Lebens. Beck’sche Ver­lags­buch­hand­lung. 4 Auf­la­ge. 1995. S. 94
[2] Illus­trier­te Geschich­te der Medi­zin. Deut­sche Aus­ga­be: Andre­as & Andre­as, Ver­lang­s­an­stalt Ver­duz 1992. Band 2. Geschich­te der Chirurgie
[3] pain_proposal-european-consensus-report.pdf
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