Zucker pur oder im Kuchen
fasste die amerikanische Wissenschaftlerin Laura A. Schmidt im JAMA, der wichtigsten medizinischen Zeitschrift der USA zusammen. Zahlreiche Studien kommen zu dem alarmierenden Ergebnis, dass regelmäßiger, übermäßiger Zuckerkonsum nicht nur für Übergewicht, Karies, sondern auch für viele weitere kostenintensive Erkrankungen verantwortlich ist.
Zuviel tägliche Zucker-Aufnahme wird in Wissenschaftskreisen als Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen oder die Entstehung chronischer Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Leberzirrhosen oder Demenz betrachtet. Eine eindeutige Verbindung von übermäßigem Zuckerkonsum wurde von Wissenschaftlern zudem mit der Entstehung von Bluthochdruck, Insulin-Resistenz und der Verschiebung von Lipiden in Verbindung gebracht. Die Zusammenfassung, dass zuviel Zucker Menschen nicht nur fett, sondern auch krank macht, sollte nachdenklich stimmen und Maßnahmen zur Regulierung des Zuckerkonsums folgen lassen, resümierte Schmidt in ihrer Arbeit. Sie stellte vor allem die Ergebnisse einer Langzeitstudie (über 15 Jahre) vor, deren Ergebnisse im Februar 2014 im JAMA erstmals veröffentlicht wurden. Die Wissenschaftler (Yang et al) schlugen vor, dass der Zucker, der über Nahrungsmittel täglich aufgenommen wird, bei Frauen nicht mehr als 25 Gramm und bei Männern 38 Gramm überschreiten solle. Sie empfahlen außerdem, Zucker generell zu einem Risikofaktor zu erheben – ähnlich wie Rauchen oder Alkohol.
Mexiko: Einführung einer Zucker-Steuer
Die mexikanische Regierung ist weltweit die erste Regierung, die seit Januar 2014 eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke (sugar-sweetend-beverage) erhebt, um dem überbordenden Übergewicht der mexikanischen Bevölkerung etwas entgegen zu setzen. 32,8 Prozent der mexikanischen Bevölkerung ist schwer übergewichtig (adipös: BMI ab 30). Unter vielem anderen zuckerhaltigem sind Soft-Getränke bei den Mexikanern sehr beliebt: Durchschnittlich trinkt jeder Mexikaner/ jede Mexikanerin 118 Liter/Jahr davon (1/2 Liter mindestens/Tag). Mexiko ist bisher das einzige Land weltweit, dass sich zu einer “Zucker-Steuer” entschieden hat. Gesundheits-Verantwortliche anderer Länder beobachten seither gespannt die Reaktionen, die vor allem von Soft-Getränke-Herstellern (Coca-Cola & Co) kommen. Denn diese befürchten einen “Domino-Effekt” nicht nur in den lateinamerikanischen Ländern, was für sie weitreichende wirtschaftliche Folgen mit sich bringen könnte – die Gegenstudien sind wohl schon auf den Weg gebracht…
Zucker gehört auf die Liste gesetzlich geregelter Zusatzstoffe
Dass Stillschweigen über die Schädlichkeit von Zucker gewahrt bleibt, verwunderte die amerikanische Wissenschaftlerin. Denn schließlich werden zum Beispiel Salz, Transfette oder zahllose andere Zusatzstoffe, die unter anderem die Haltbarkeit von Lebensmitteln gewährleisten sollen, sämtlich gesetzlich geregelt. Zucker hingegen, der in den täglichen Nahrungsmitteln vom Joghurt, Pizza, Brot bis zu den Wurstwaren enthalten sein kann, erfährt keinerlei Auflagen. Stattdessen steht Zucker nach wie vor auf der Liste der als generell sicher eingestuften Stoffe der amerikanischen Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln, stellte Schmidt fest. Auch in Europa oder in deutschen Landen sind keinerlei kritische Stimmen zu vernehmen – dafür sorgt die Lobby der Zucker-Produzierenden und Zucker-Verarbeitenden Lebensmittelindustrien, die erhebliche Umsatzeinbrüche befürchten.
Eigenverantwortung ist gefragt
Bis Regierungsvertreter dieses Problem erkennen und vielleicht sogar dagegen vorgehen, können noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen. Deshalb ist wie immer die Eigenverantwortlichkeit von Konsumenten gefragt, die sich des Ausmaßes des täglichen persönlichen Zuckerkonsums oft gar nicht bewusst sind.Um dem persönlichen, täglichen Zuckerkonsum auf die Schliche zu kommen, eignet sich ein Selbst-Test. Dazu gehört ein wenig Mühe, Drei-Satz-Rechnen und manchmal auch Akribie oder detektivisches Vorgehen: Denn oft ist es nicht leicht, den Zuckergehalt von Nahrungsmitteln festzustellen. Grundsätzlich sind auch Notizen förderlich, um die tägliche Zuckermenge zum Beispiel über einen längeren Zeitraum von 14 Tagen zu ermitteln. Doch der Aufwand lohnt sich und kann zu erstaunlichen Erkenntnissen führen:
Beim Lesen der Lebensmittelpackungen vom Saft, Joghurt, Pizza, Brot (!) bis hin zu den abgepackten Wurstauflagen kann Stauen aufkommen. Denn was die Nahrungsmittel grundsätzlich an Konservierungs- und Zusatzstoffen neben dem Zucker so alles enthalten, ist den meisten nicht bewusst (also geht es nicht nur um Zucker, sondern auch die anderen Inhaltsstoffe). Manchmal kann das Errechnen von Zucker auch schwierig werden, wenn einem z.B. die Zuckeranteile minimal erscheinen oder wie beim Brot vom Bäcker grundsätzlich keine Angaben gemacht werden. Doch nur ein unerschrockenes weiteres Dreisatz rechnen (oder Nachfragen) kann zu optimalen Ergebnissen führen. Übrigens sollte beim täglichen Latte Macciato, der mit Zucker versüßt wird (eine “Zuckerstange” enthält z.B. 4 Gramm Zucker) oder der beigelegte Keks unbedingt mit einbezogen werden in die tägliche Rechnung. Auf diese Weise kommen sehr schnell die 25 Gramm für Frauen oder 38 Gramm für Männer zusammen.
Lieber selbst kochen oder frisches Obst und Gemüse essen
Bio-Apfel schmecken immer
So betrachtet, können vergebliche Diät-Bemühungen oder Abnehmen in einem anderen Licht betrachtet werden. Klarer werden so auch die Empfehlungen grundsätzlich auf Fertigpizzen, Softdrinks, Fruchtsäfte, Schokolade, Kuchen möglichst zu verzichten (enthalten sehr viel Zucker) und statt dessen lieber Obst und Gemüse zu essen. Auch die Mahlzeiten wieder selbst zuzubereiten, bekommt einen anderen Sinn: Der Verzicht auf diese Waren bedeutet den Verzicht auf Zucker und damit die Kontrolle über das schädliche Genussmittel.
Autorin
• Marion Kaden, Heilpflanzen-Welt (April 2014).
Quellen
Schmidt, Laura A: New Unsweetend Truths About Sugar. Jama Internal Medicine. Published online February 3, 2014.