Mausarm
© Robert Kneschke – Fotolia
Häufige, einseitige, monotone Fehlbelastungen von Händen, Armen oder Schultern ohne ausreichende Erholungsphasen führen zum “repetitive strain injury”-Syndrom (RSI-Syndrom, englisch für “Schädigung durch wiederholte Überbelastung”, deutsch oft “Mausarm” genannt). Ein “Syndrom” ist eine Reihe von typischen, zusammengehörenden Beschwerden, die jedoch nicht bei allen Betroffenen in der gleichen Verteilung, Häufigkeit oder Stärke vorkommen. Oft führt die schulmedizinische Behandlung nur zu einer vorübergehenden Linderung der Beschwerden. Nach Ende der Therapie kehren dann Missempfindungen, Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen wieder zurück. Das ist ein klares Zeichen, dass die Fehlbelastungen weiter anhalten und/oder die Erkrankung nicht angemessen ausgeheilt ist. Ein wichtiges Element einer erfolgreichen Therapie sind naturheilkundliche Behandlungsverfahren.
Beim RSI-Syndrom sind anfangs keine deutlichen körperlichen Schäden am Bewegungsapparat nachweisbar. Erst wenn die Störung länger anhält, kommt es immer häufiger zu diagnostizierbaren Schädigungen wie Entzündungen der Sehnenscheiden, Verdickungen und andere krankhafte Veränderungen der Sehnen oder Sehnenansätze an den Knochen. Auch fortgeschrittene Erkrankungen wie Entzündungen von Sehnen und Sehnenscheiden, Tennisarm oder Golfspiel-Ellbogen sowie degenerative Erkrankungen von Hand‑, Ellbogen- oder Schultergelenken beruhen oftmals auf einseitiger Überlastung. Die vielen Bezeichnungen der Erkrankungen beziehen sich auf das Ausmaß der Entzündung (Endsilbe “-itis”) oder der Degeneration (Endsilbe “-ose”), auf die betroffenen Strukturen (zum Beispiel Tendovaginitis für Sehnenscheiden-Entzündung) oder die Lokalisierung (zum Beispiel Karpaltunnel-Syndrom, also ein Beschwerdekomplex bei dem Nervengewebe im Bereich der Handwurzel eingeklemmt ist).
Hintergrund
Sehnen (Tendinis) bestehen aus kräftigem Bindegewebe. Sie sind weißlich glänzende, enorm reißfeste Ausläufer der Skelettmuskeln, befestigen diese an den Knochen und übertragen so die Muskelkraft auf die Knochen. Dort, wo sie durch viel Reibung besonders gefährdet sind (vor allem in Gelenknähe), verlaufen sie gebündelt durch einen Tunnel, die sogenannte Sehnenscheide (Vagina tendinis). Bei einseitiger, oft wiederholter Überbelastung des Arms – zum Beispiel häufige Tennis-Rückhand – sind Überreizungen möglich. Viel öfter als beim Sport führen jedoch einseitige Hand- und Fingerbelastungen am Arbeitsplatz zu entzündlichen Reizungen (Benutzung der Computertastatur und anderes). Zumeist am Knochenansatz (Epikondylitis), im Bereich der Sehnenscheiden (Tendovaginitis) oder in den Sehnen selbst (Tendinitis). Beim Tennis-Ellbogen ist der Sehnenansatz des Ellbogens entzündet oder geschädigt, beim Computer- oder Mausarm dagegen Sehnen oder Sehnenscheiden in der Nähe des Handgelenkes.
Tennisellbogen
© absolutimages – Fotolia
Egal welche Beschwerden mit welchem Namen bei Ihnen genau diagnostiziert worden sind: Für alle häufigeren Störungen gibt es Ratgeber, viele Informations-Websites im Internet oder zahllose Broschüren (besonders, wenn eine Störung auch als arbeitsbedingt eingeschätzt wird, wie zum Beispiel der Mausarm). Weitere Infos finden Sie zum Beispiel auf den Seiten Ihrer Krankenkasse, von Ärzte- oder Heilpraktiker-Verbänden, Physiotherapeuten, Sport- und Fitness-Trainern, Ihrer Berufsgenossenschaft oder des Wikipedia-Lexikons:
Infos Wikipedia
• Repetitive Strain Injury-Syndrom, RSI-Syndrom, Mausarm
• Sehnenscheidenentzündung, Tendovaginitis, Peritendinitis, Paratendinitis
• Karpaltunnelsyndrom, Medianuskompressionssyndrom
• Tennisellenbogen, Epikondylopathie, Epikondylose, Epikondyalgie
• Ganglion, “Überbein”
• Berufskrankheit
Die folgenden Informationen sollen Ihnen helfen, die Entstehung, Behandlung und Vorbeugung der Störungen grundsätzlich zu verstehen. Dazu ist Wissen über wichtige naturheilkundliche Unterstützungen notwendig. Und über Möglichkeiten, den Beschwerden im Lebensalltag zu begegnen und ihnen vorzubeugen.
Falsches Zähneputzen: Beispiel für chronische Fehlbelastung
Belastungen von Körpergeweben sind bei gesunden Menschen unproblematisch, wenn sie gut verteilt stattfinden und genügend Zeit zur Erholung zwischendurch vorhanden ist. Ein krasses krankmachendes Beispiel für eine Fehlbelastung kennen Zahnärzte: Millionen von Menschen putzen tagtäglich ihre Zähne und schützen sich so wirkungsvoll vor Zahnfäule (Karies). Einige tausend Menschen putzen ihre Zähne aber so mechanisch gleichförmig, stark und fast schon wie eine Maschine, dass ihre Zähne horizontale belastungsbedingte Rillen oder Kerben vor allem in der Nähe des Zahnhalses entwickeln. Die am übrigen Tag mit dem Speichel ausgeschiedenen natürlichen Mineralstoffe vermögen es jetzt nicht mehr, diese Schäden zu reparieren. Folgen: Die Zähne werden allmählich zerstört und die Betroffenen leiden zunehmend an unangenehmen und schmerzhaften Beschwerden.
Dieses beeindruckende Beispiel zeigt das Wesen einer Fehlbelastung. Was krank macht, ist oftmals nicht die Belastung selbst. Sondern ihre Einseitigkeit, ihre Monotonie, ihre ständige Wiederholung auf engem Raum ohne Abwechslung. Was zudem krank macht, ist eine fehlende Erholung. Also ausreichende Ruhezeiten oder auch völlig andere Aktivitäten mit wiederkehrender Durchblutung und Nährstoffversorgung der überlasteten Gewebe. Eigentlich wissen wir das alle! So wie nach starkem Stress mal die “Seele baumeln” muss, um sich zu erholen, müssen auch unsere Gewebe und Organe nach übermäßiger Belastung Zeit zur Erholung haben.
Buntes Tape alleine reicht oft nicht …
© Andre Bonn – Fotolia.com
Ein anderes krasses Beispiel waren die Kassiererinnen an Supermarktkassen: Sie mussten Tag aus Tag rund 15 bis 18 Tonnen an Waren an der Kasse bewegen (das ist etwa ein halber beladener Groß-LKW an Gewicht!). Selbst bei heutigen Laufband-Kassen besteht immer noch ein hohes Maß einseitiger Überbelastung.
RSI: Beschwerden kommen erst allmählich
Anders als bei einem Knochenbruch oder einer akuten Lebensmittel-Vergiftung führt eine chronische Fehlbelastung zunächst “nur” zu gestörten Funktionen. Die Beschwerden sind dabei am Anfang meist schwach ausgeprägt und werden erst allmählich stärker und stärker. Hiervon wissen die Betroffenen solcher Funktions-Störungen ein Lied zu singen – eine bunte Vielfalt von Beschwerden ist möglich:
Beschwerden
• Schmerzen bei Bewegung und Ruhe
• Druckschmerz (vor allem beim Tennis-Ellbogen)
• Verlust an Kraft, Beweglichkeit und Sensibilität (Taubheitsgefühl)
• Missempfindungen (Kribbeln, Ziehen, Kältegefühl)
• Fehlbewegungen, Muskelkrämpfe
Funktions-Störungen: Eine Domäne der Naturheilkunde
Viele dieser Beschwerden sind unklar, manchmal fließend, nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen. Dies ist typisch für Funktions-Störungen im Organismus. Gerade bei chronischen Funktions-Störungen, bei denen noch keine anatomischen Schäden entstanden sind, kann die Naturheilkunde und ihre vielfältigen Verfahren hilfreich sein. Einige der besonders wirksamen Verfahren:
“Deutsche” Akupunktur
• Ausleitende Verfahren – Hiermit werden, meist in räumlicher Nähe der Beschwerden, körperliche Heilungsreize gesetzt, die zum Beispiel die lokale Durchblutung fördern. Neben der Akupunktur hat sich auch die “Deutsche Akupunktur” (→ Baunscheidtieren) besonders bewährt. Hierbei werden mehrere Quadratzentimeter Haut über den betroffenen Stellen mit einem speziellen Gerät – dem “Lebenswecker” – leicht punktiert. Ein besonderes Baunscheidtier-Öl führt dann zu leichter Blasenbildung der Haut und einem über Stunden bis Tage anhaltenden Heilungsreiz.
• Physikalische Therapie – Hierzu gehört die “Wassertherapie” nach Prießnitz oder Kneipp, die vor allem erfreulich beschwerdelindernd wirkt. Ähnliches gilt für Massagen und andere manuelle Therapien. Bei fortgeschrittenem Erkrankungsbild ist auch die Bewegungstherapie durch erfahrene Therapeuten wichtig – zunächst mit assistierter Mobilisation der Gliedmaßen, dann mit aktiven Bewegungen im schmerzfreien Raum, zum Beispiel in Bewegungsbädern. Zur physikalischen Therapie gehört auch eine Reihe von elektrotherapeutischen Maßnahmen, bei denen leichte Ströme Heilungsreize setzen (Physiotherapeut).
• Heilpflanzen – Ohne Frage sind zahlreiche Heilpflanzen eine wirksame Hilfe bei Sehnenscheidenentzündungen, Tennisarm oder Golfellbogen. Die wichtigsten sind Bergwohlverleih (Arnica montana) und Beinwell (Symphytum officinale). Wenn Sie das vertragen, sind auch feucht-warme Kompressen aus Heublumen (Gramini flos) oder Breiumschläge aus weißen Senfsamen (Sinapis alba) hilfreich.
Rhododendron-cp-Salbe – die naturheilkundliche Option bei Karpaltunnel-Syndrom, Tennisarm oder Sehnenscheiden-Entzündung.
• Spagyrik – Die speziellen, aus der alchemistischen Medizin stammenden Heilmittel der Spagyrik werden gerne bei Tendovaginitis und anderen Funktions-Störungen im Schulter-Arm-Bereich eingesetzt. Vor allem die Rhododendron cp-Salbe (PZN 5957487), die entweder als Salbenverband über Nacht aufgetragen wird. Oder bei einer sanften Massage des betroffenen Gelenkes oder Arms über 10–15 Minuten einmassiert wird. Gerade bei Symptomen wie Missempfindungen, Taubheitsgefühlen oder Schmerzen ist die Anwendung der Rhododendron cp-Salbe hilfreich. Selbst wenn die Knochen mitbetroffen sind, wie zum Beispiel beim Fersensporn, leistet die Salbe wertvolle Dienste. Die Salbe enthält neben rostfarbener Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) auch blauen Eisenhut (Aconitum napellus), Hundsrose (Rosa canina), Rosmarin (Rosmarinus officinalis) und Weinrebe (Vitis vinifera).
• Neuraltherapie – Gerade bei starken Schmerzen kann die Neuraltherapie akut sehr erleichternd sein. Doch sie wirkt durchaus auch therapeutisch heilend, sollte jedoch nur von spezialisierten Ärzten für Naturheilkunde durchgeführt werden.
• Homöopathie – Chronische Funktions-Störungen sind eine Domäne dieser eigenwilligen Therapie. Empfehlenswert ist die Behandlung durch erfahrene, kompetente “klassische” Homöopathen (Arzt oder Heilpraktiker).
Sport – (k)ein Allheilmittel
Es erscheint etwas widersinnig, bei Störungen und Krankheiten, die durch körperliche Über- und Fehlbelastung entstanden sind, ausgerechnet sportliche Aktivitäten zur Vorbeugung und Behandlung vorzuschlagen. Doch sportliche Aktivierung (außerhalb der akuten Erkrankungs-Phase) ist unbedingt notwendig für eine erfolgreiche Heilung. Zum einen, wie auch bei rheumatischen Leiden, damit die Strukturen des Bewegungsapparates – zum Beispiel Gelenke, Sehnenscheiden oder Muskeln – aktiviert und physiologisch ernährt werden. Zum anderen, damit sich schmerzhafte Fehlhaltungen durch RSI-Beschwerden nicht auf den Körper “ausbreiten” und dort zum Beispiel später sogar zu Rückenschmerzen führen. Längere “Schonung” oder die passive manuelle Therapie beim Physiotherapeuten können zwar beim Heilungsverlauf etwas helfen. Sportliche Betätigungen, die Spaß machen, schmerzfrei sind und eher spielerisch den Bewegungsapparat aktivieren (Ballsport, Schwimmen und anderes) sind auf Dauer jedoch wichtiger. Die Sportart, die zu den Beschwerden geführt hat, zum Beispiel Tennis oder Golf, sollte natürlich erst mal nur eingeschränkt praktiziert werden. Lassen Sie sich von Ihrem Orthopäden entsprechend beraten oder fragen Sie einen erfahrenen Sportmediziner (diese haben es bei der Betreuung von (Leistungs-)Sportlern immer wieder mit vergleichbaren Überlastungs-Störungen zu tun).
Autor
• Rainer H. Bubenzer, multi MED vision – Berliner Medizinredaktion (1. Mai 2014).
Bildnachweis
• Robert Kneschke – Fotolia (42090204).
• absolutimages – Fotolia (57240699).
• Andre Bonn – Fotolia (29993666).
weitere Infos
Die Spayrik des Theodor Krauß als Fortführung der Mattei’schen Elektrohomöopathie
Bluthochdruck: Vieles spricht für naturmedizinische Behandlung
Die Aktualität der Alchemie und die Hartnäckigkeit der Astrologie