Christa Spongring in ihrem Garten
© Ellen Hosbach
Der üppige Würz- und Kräutergarten der Bäuerin Christa Sponring, Tirol, gedeiht an einem sonnigen Ort in 800 Metern Höhe mit Blick auf das Inntal. Er ist Teil eines alten Bauernhofs in Weerberg, Nähe Innsbruck, in der schönen Karwendelregion. Auf dem Bio- “Tunelhof” gibt die Bäuerin auch Seminare über die Welt der “Kräuter und Un-Kräuter”. Die Passion zu Kräutern liegt ihr seit ihrer Kindheit im Blut. Der Hof der Eltern stand früher in einem abgelegenen Tal. Der nächste Arzt und oder Apotheker waren weit entfernt und nur über lange Fußwege zu erreichen. Kleine Verletzungen und Unpässlichkeiten der Kinder hatte ihre Mutter immer mit den guten, alten Hausmitteln aus der Natur und Küche behandelt. So lernte Sponring schon in ihrer Kindheit Kräuter zu sammeln. Arnika wurde beispielsweise bei kleinen Blessuren besonders geschätzt, aber auch Wiesensalbei. Rohe Kartoffeln halfen bei Verletzungen und Zwiebeln bei Ohrenschmerzen. Noch heute kann sich die Bäuerin an den unangenehmen Geruch von Zwiebeln und Schweinefett erinnern – ein altes Mittel bei Bronchitis. Oder an den leckeren Schlaftrunk der Mutter aus warmer Milch mit etwas Butter und Honig.
Ringelblumen und Malven
© Ellen Hosbach
“Jedes Jahr aufs Neue betrachte ich mit Staunen und Begeisterung die Üppigkeit der Kräuter und Pflanzenwelt in meinem Garten und in der “Wildnis” rund um den Bauernhof. Ich freue mich an der Blüten- und Farbenpracht und sauge förmlich ihren Duft und ihre Kräfte ein”, berichtet Sponring in einem Interview. In diesem ist auch mehr über ihre Kräuteranwendungen zu erfahren: Sie baut viele ihrer Kräuter‑, Heilpflanzen und Gewürze in ihrem Garten an. Oder sie nutzt die Wildkräuter der Umgebung. Geerntet werden die Pflanzen an sonnigen Tagen. Die Auswahl ist fast grenzenlos: Löwenzahn, Gänseblümchen, Gundelrebe, Spitzwegerich, Frauenmantel, Lavendel, Duftrosen, Thymian, Engelwurz, Alant, Königskerze, Melisse, Minze, Ringelblume, Rosmarin, Salbei und Johanniskraut. Die geernteten Pflanzen werden schonend auf dem Dachboden oder im Trockengerät bei 30–40 Grad getrocknet, um ihre Wirkstoffe optimal zu erhalten. Anschließend werden die Heilkräuter dunkel in Gläsern aufbewahrt. So behalten sie Duft‑, Farb- und Inhaltstoffe. Wurzeln von Beinwell, Meisterwurz, Alant, Blutwurz erntet Sponring im Herbst, wenn sich die Kräfte der Pflanzen in den Wurzeln vereinen, um sie dann zu trocknen oder in Öl und Alkohol anzusetzen.
Tipp:
Wer keine eigenen Kräuter sammeln kann oder wenn die eigene Ernte nicht optimal ist, kann sie in Apotheken und Natur-Kräuterläden kaufen.
Fußbäder .…. und die Füße schlagen Wurzeln
Regelmäßige, nicht zu heiße Fußbäder, am besten am Abend vor dem zu Bett gehen, sind eine Wohltat für die Füße, vor allem in Kombination mit einer Beinwell‑, Schafgarben- oder Rosmarin-Crème bzw. einer Ölmassage. Tipp: Im Anschluss daran kurz auf beide Füßen stellen, die Augen schließen und gedanklich Kontakt mit den Füßen aufnehmen. So “fest verwurzelt wie ein Baum” kann uns der Alltag nicht so schnell sprichwörtlich “den Boden unter den Füßen wegziehen”.
zu trocknende Kräuter im Sommer
© Ellen Hosbach
Bäder im Herbst und Winter sind erwärmend, wohltuend oder entspannend. Für Bäder eignen sich Kräuter wie Baldrian, Melisse oder Hopfen. Lavendel beruhigt, Thymian hat zudem eine desinfizierende Wirkung, Rosmarin regt die Blutzirkulation an. Thymian galt früher als “Antibiotikum der Armen”. Die antibiotische und keimtötende Wirkung ist ideal, um zum Beispiel mit einem Thymian-Öl Räume zu desinfizieren. Und: Ein bis zwei Tropfen Thymian-Öl mit etwas Honig verrührt, sind ein gutes Hustenmittel für Kinder.
Die Herstellung von Badesalzen für Fuß- oder Wannenbäder ist sehr einfach.
So wird“s gemacht: Die Zutaten vermischen, in ein Glas mit Schraubverschluss füllen und ca. 2 Wochen ziehen lassen. Wenn die Mischung fertig ist: Einen kleinen Stoffbeutel mit dem getrockneten Kräuter- und Blütengemisch (3 Esslöffel) in das Badewasser hängen.
Empfohlene Mischung: 250 Gramm Meersalz, 10 Gramm Yso, 10 Gramm Thymian, 10 Gramm Johanniskrau, 10 Gramm Lavendel, 1 Tropfen ätherisches Thymian‑Ö, 1 Tropfen ätherisches Lavendel-Öl.
Johanniskraut hat viele positive Wirkungen
Das “Arnika der Nerven” speichert als Sonnenpflanze besonders viel Licht und hellt das Dunkel auf. Seine Eigenschaften sind entzündungshemmend, nervenstärkend, beruhigend und schmerzlindernd. Das kräftig rote, stark antiseptische Heilöl ist ein hervorragendes Wundöl, besonders bei Narben. Zweimal täglich in kleinen Kreisen entlang der Wirbelsäule einmassiert, wirkt es wohltuend auf geplagte Bandscheiben und auf schwermütige Menschen. Mit Bienenwachs aus der Apotheke eingedickt, lässt sich damit ein sehr pflegender Lippenbalsam herstellen.
Beruhigende Gesichtsmaske für den Winter:
Wind und Kälte setzen unserer Gesichtshaut zu. Sie ist dankbar für eine Reinigung mit einem Peeling. Hautschuppen werden entfernt und die Durchblutung gefördert. Die Haut wird glatt und weich und freut sich dann auf eine reichhaltige Crème.Zutaten für die Maske: 1 EL Öl-Auszug aus Ringelblume oder Stiefmütterchen, 1 TL Dinkelgrieß, 1 TL getrocknete und gemahlene Kräuter ( z.B. von Stiefmütterchen, Frauenmantel, Melisse, Thymian), 1 TL Honig.
Die Zutaten miteinander vermischen, eventuell mit etwas warmem Wasser geschmeidig rühren. Einmal wöchentlich die Peeling-Maske auftragen und zehn Minuten einwirken lassen, danach mit einem weichen Tuch und reichlich Wasser entfernen.
Holunder und Wacholder- besonders wertvoll im Winter
“Vor dem Holunder soll man den Hut ziehen und vor dem Wacholder niederknien”, berichtet Sponring. Diese tiroler Weissheit zeigt die besondere Wertschätzung für die beiden Gewächse im Winter. Holunder reinigt Nieren und Magen und ist vor allem Menschen zu empfehlen, die viel sitzen. Er unterstützt das Immunsystem, ist blutreinigend, hilft vorbeugend gegen Erkältung. Holunder- und Lindenblütentee sind als ” Schwitztees” die Ersthelfer in Grippezeiten.
Tipp: Zwei Teelöffel Blüten reichen für eine Tasse Tee.
Dem violetten Farbstoff in den reifen Holunderbeeren, Sambucyanin, werden antioxydative Wirkungen zugeschrieben. Er gilt als “Radikalenfänger”. Der Saft soll schonend gewonnen und nicht über 50 Grad erhitzt werden. Rohe Beeren sind giftig! Der Beerensaft ist zudem stuhlfördernd und hustenlindernd.
Wacholder spült wunderbar den Blasen-Nierentrakt und stärkt wie auch Ackerschachtelhalm, Goldrute und Preiselbeere das Bindegewebe. Achtung: Wacholder darf bei Neigung zu Ödemen nicht verwendet werden!
Zwiebelwein, der Grippewein für Erwachsene
Ein 1/2 Kilo Zwiebeln werden geschält und püriert und zusammen mit 100 Gramm Bienenhonig in einem halben Liter Weißwein aufgefüllt, geschüttelt und eine Woche stehen gelassen. Dann wird der Wein gefiltert, in eine saubere Flasche gegossen. Sie wird dunkel und kühl gelagert. Bei Schnupfen, Husten, Grippe und Ähnlichem zuerst stündlich, später dreimal täglich einen Esslöffel vom Zwiebelwein einnehmen.
Königskerze – Kraftpflanze im Garten
Königskerzen
© Ellen Hosbach
Sie ist eine wahre Kraftpflanze im Bauerngarten, ihr aufrechter Wuchs steht für Geradlinigkeit im Menschen. Die goldgelben Blüten der Königskerze sind auch heute häufig in guten Hustentees zu finden. Wenn die Atemwege durch ständigen Hustenreiz in Mitleidenschaft gezogen sind, kann Tee aus den Königskerzenblüten mit etwas Honig helfen.Zubereitung: 1 Teelöffel Blüten mit 1/4 Liter siedendem Wasser aufgiessen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen. 3 Tassen pro Tag sind ausreichend. Königskerzentee, ob aus getrockneten oder frischen Blüten muss gut gefiltert werden, da ihre feinen Härchen reizen können.
“Es wächst, wie es der Mensch braucht”, so die Tiroler Bäuerin und Kräuterexpertin Christa Sponring. Wilde Kräuter schenkt uns die Natur fast das ganze Jahr. Sie sind sehr wertvoll für unsere Gesundheit, die Schönheit, denn enthalten viele wertvolle Vitalstoffe.
Wem die Rezepte und Tipps gefallen haben, kann mehr über das Leben auf dem Vitalhof- Tunelhof in Tirol erfahren und dort auch einmal Urlaub machen. Der Hof ist ideal für Familien mit kleinen Kindern.
Autorin
• Ellen Hosbach, Heilpflanzen-Welt (November 2014).
Ellen Hosbach Kommunikationsberatung, Kontakt: [email protected], Tel.: 040–37502647
Quellen
Christa Sponring, Vitalhof Tunelhof, A‑6133 Weerberg, Tirol
,
www.vitalhof-tunelhof.at
weitere Infos
• Frauenkräuter – Glückskräuter und Zauberpflanzen