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Kopfschmerzen gelten als häufigste Volkskrankheit – mehr als jeder zweite Mensch bei uns ist betroffen. Am häufigsten sind Spannungs-Kopfschmerz und Migräne. Spannungs-Kopfschmerz ist kürzer oder länger dauernder Schmerz, der im gesamten Kopf verspürt wird, oft ausstrahlend vom Nacken. Manchmal mit schmerzhaften Druckpunkten im Nacken- oder Schulterbereich. Migränetypisch sind pulsierend-pochende Kopfschmerzen (eher einseitig). Typisch sind manchmal auch Augenflimmern, Lichtscheu, Übelkeit, Erbrechen oder Lärm- und Geruchs-Empfindlichkeit. Oft wird nur mit Schmerzmitteln behandelt. Bei regelmäßiger Einnahme (also an mehr als etwa 10 Tagen im Monat) kann es aber zum Schmerzmittel-Kopfschmerz kommen. Hierbei führt gerade das Absetzen der Schmerzmittel zu Kopfschmerzen; es ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.
Möglichkeiten der Selbsthilfe
Viele Patienten mit chronischen Kopfschmerzen und Migräne sind medizinisch nicht diagnostiziert und/oder werden nicht angemessen behandelt (selbst wenn es im Einzelfall gute Behandlungs-Möglichkeiten gibt). Sehr viele Betroffene versuchen sich mit verschiedensten Maßnahmen selbst zu helfen (auch ergänzend zu einer medizinischen Behandlung). Einige der immer wieder wirkungsvollen Methoden:
• Die erste Maßnahme bei allen Arten von Kopfschmerzen ist zunächst einmal das Aufsuchen von frischer, freier Luft in einer natürlichen, möglichst lärmfreien Umgebung – zum Beispiel ein Spaziergang, bei dem man ordentlich ein- und ausatmet. Man kann sich auch auf einen Stuhl setzen, für eine Minute die Augen schließen und mit streichenden Bewegungen der Finger die Augenbrauen entlang nach außen streichen.
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• Das Inhalieren ätherischer Öle im Sinne einer Aromatherapie vermag oftmals vorbeugend und lindernd zu helfen. Eine besondere Akutwirkung besitzt das auf der Haut stark kühlend empfundene Pfefferminz- oder Minzöl. Von diesem – oder einer entsprechenden alkoholischen Verdünnung (zum Beispiel etwa 10 Prozent Minzöl in Franzbranntwein oder 40-prozentigem Alkohol mischen) – werden wenige Tropfen auf bestimmte Punkte im Stirn- oder Schläfenbereich oder auch hinter den Ohren aufgetupft. Der sofort spürbare Kältereiz bewirkt – wie bei der Akupressur – über Reflexe eine rasch eintretende Besserung (bei Bedarf 2- bis 3‑mal täglich, jeweils 1 bis 2 Tropfen Extrakt auf Stirn oder Schläfen einreiben).
• Bei Migräne wirksam ist die Heilpflanze Pestwurz (1 bis 3 Kapseln, 1- bis 3‑mal täglich, als Behandlung zwischen den Anfällen geeignet).
• In der akuten Migränephase: Im abgedunkelten Raum hinlegen.
• Kalte Kompressen (Umschläge), also feuchtkalte Tücher, in entspannter Lage und einem abgedunkelten Raum auf Schläfen, Stirn oder Nacken gepresst, können akute Beschwerden lindern. Wenn zusätzlich etwas Pfefferminzöl auf Stirn und Schläfen gerieben wird, kann dies den Effekt steigern und verlängern. Auch Eisbeutel auf die Stirn gelegt, wirken schmerzlindernd.
• Selbstmedikation mit bewährten Präparaten aus der spagyrischen Medizin, zum Beispiel Viscum album cp-Fluid S der JSO-Komplex-Heilweise (→ weitere Infos) auf Grundlage der Heilpflanze Mistel.
• Bei Spannungskopfschmerz kann auch Wärme Wunder bewirken. Zum Beispiel eine warme Heusack-Auflage oder Rotlicht im Nackenbereich (jeweils 2- bis 3‑mal täglich, 15 Minuten lang).
• Bei Druck- und Schmerzgefühl im Stirnbereich kann auch eine Akupressur versucht werden, wobei man mit den Fingerspitzen einen mittelstarken Druck, etwa 10 bis 20 Sekunden lang, auf den schmerzempfindlichsten Punkt etwa in der Mitte der Augenbrauen gleichmäßig ausübt. Oftmals lässt mit dem Verschwinden des erzeugten Druckschmerzes auch der Kopfschmerz deutlich nach. Bei einer bewährten anderen Akupressur-Anwendung werden erst beide Ohrläppchen gerieben, dann mit Daumen und Zeigefinger der Nasenrücken auf Höhe der Augenwinkel und schließlich werden kreisend die Schläfen massiert.
• In der Temperatur ansteigende Arm- und Fußbäder haben sich besonders gegen akute Spannungskopfschmerzen bewährt. Noch intensiver ist der Heilreiz bei einem 15-minütigen heißen Fußbad, wenn zwei Eßlöffel Senfmehl in das Wasser eingerührt worden sind.
• Heilungsfördernd wirken: Kopf ruhig halten, ausreichend Schlaf, Bewegung an der frischen Luft.
• Bei Migräne immer auch an eine Ernährungsumstellung denken: Besonders wirksam kann der Verzicht auf anfallsauslösende Nahrungsmittel sein (zum Beispiel der Naturstoff Tyramin, der besonders in Käse, Rotwein oder Schokolade enthalten ist) oder Zusatzstoffe (zum Beispiel der Geschmacksverstärker Glutamat in Fertigprodukten wie Suppen oder Soßen). Bei manchen Betroffenen hilft auch Rauch-Stopp weiter.
• Zur Migräne-Vorbeugung: Schonung vor zu starken äußeren Reizen wie Kälte, Lichtblitze, Flimmern, lauten Geräusche, starken und heftigen Bewegungen. Und: Zuviel Alkohol, Schlafmangel und zu viel Stress vermeiden.
• Schmerztagebuch: Wenn die Ursache von Kopfschmerz-Anfällen medizinisch nicht zu klären ist, kommen Faktoren wie Stress, Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, falsche Lebensgewohnheiten (Tabak- oder Alkoholkonsum) oder spezielle Wetterlagen in Betracht. Ein Schmerztagebuch, in dem alltägliche Ereignisse und Handlungen in zeitlichem Zusammenhang mit den Kopfschmerzen notiert werden, kann beim Aufdecken individueller Auslöser helfen.
Warnung: Einer alleinigen Behandlung mit Schmerzmitteln (Analgetika) können schwerwiegende Gesundheitsprobleme folgen. Besonders bei längerer Anwendung sind verschiedene Nebenwirkungen zu befürchten. Eines davon ist die Verschlimmerung von Kopfschmerzen bei Analgetika-Dauerverwendern (auch noch nach Ende der Einnahme!).
Medizinisch-naturheilkundliche Therapie
Eine erstaunliche Linderung von Kopfschmerz-Beschwerden kann immer wieder mit naturheilkundlichen Behandlungen erreicht werden. Oft wird es dafür jedoch nötig sein, verschiedene Therapien individuell bei Betroffenen zu überprüfen, um herauszufinden, welche Maßnahmen persönlich am besten helfen. Eine solche individualisierte Therapie-Optimierung schließt weitgehend aus, dass es unter der Behandlung zu einer Verschlimmerung von Beschwerden kommt. Im folgenden sind einige Maßnahmen aufgezählt, die ein natu“chronisch’ genannt. Oft haben die Schmerzen dann keinen Zusammenhang mehr mit der ursprünglichen rmedizinisch erfahrener Arzt oder Heilpraktiker individuell auswählen und zur Therapie vorschlagen wird:
Wassertren – fast ein Allheilmittel
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Wasseranwendung/Kneipp Die Durchblutung von Kopf und Gehirn lässt sich mit warmen und kalten Wasseranwendungen beeinflussen. Allerdings reagieren Menschen individuell sehr unterschiedlich: Bei den einen helfen kalte Gesichtsgüsse gut, andere ziehen kalte oder warme oder wechselwarme Fußbäder vor; wieder andere schwören auf mild-warme Kräuterbäder mit den ätherischen Ölen von Melisse, Lavendel, Fichtennadel oder Rosmarin. Zur Vorbeugung sind aufbauende Kneipp“sche Anwendungen sinnvoll. Bisweilen können auch eine regelrechte Kneippkur oder richtig durchgeführte Saunabesuche helfen.
Pflanzliche Schmerzmittel Manche Patienten erreichen durch Einnahme von salicylhaltigen pflanzlichen Schmerzmitteln aus Pappel- oder Weidenrinde einen befriedigenden Erfolg. Wichtig zu wissen: Die Zeit bis zum Wirkungseintritt kann anfangs deutlich länger sein als bei chemischen Mitteln. Mehr zur Kopfschmerz-Vorbeugung dienen pflanzliche Beruhigungsmittel aus Baldrian, Hopfen oder Melisse, bei Stress und bei schlechter Stimmung auch aus Johanniskraut.
Physikalische Therapie Atem- und Übungsbehandlung werden im beschwerdefreien Intervall empfohlen. Zum Beispiel Atemtherapie nach Ilse Middendorf (“erfahrbarer Atem”). Erfahrungsgemäß bringen gerade bei der Migräne spezielle Massagen von Rücken, Nacken und Kopfbereich (“Migräne-Massage”) eine lang anhaltende oder dauerhafte Besserung.
Was sind eigentlich chronische Schmerzen?
Dauer-Schmerzen oder immer wiederkehrende Schmerzen über mehr als 6 Monate Dauer werden “chronisch” genannt. Oft haben die Schmerzen dann keinen Zusammenhang mehr mit der ursprünglichen Krankheit, sie “verselbständigen” sich. Bei uns leben etwa 5 bis 8 Millionen Menschen mit solch chronischer Schmerz-Krankheit. Viele bekommen durch die Dauerbelastung zusätzlich seelische Probleme (Schlafstörungen, Depressionen, Ängste). Die ganzheitliche Behandlung darf nicht alleine aus Schmerzmitteln bestehen, sondern sollte folgende Bereiche abdecken: Ärztliche Behandlung (Medikamente, Akupunktur, Neuraltherapie und andere Verfahren), Psychotherapie (Verhaltenstherapie, Hypnose, Entspannungsverfahren und andere Verfahren) sowie zumeist auch Bewegungs- und gymnastische Übungen. Achtung: Chronischer Schmerz kann oft wirksam behandelt werden, wobei die aktive Mitwirkung der Patienten besonders wichtig ist!
Seelenpflege Da Kopfschmerzen oft durch Stress und Ärger zumindest mitbedingt sind, ist auf eine möglichst regelmäßige Lebensweise mit ausreichend Schlaf zu achten. Auch die Berücksichtigung natürlicher Lebensrhythmen, vor allem der Sonne, ist wichtig. Die Nacht immer wieder zum Tag zu machen anstatt zu schlafen, führt zu einer Vielzahl von Gesundheitsstörungen. Die Förderung der Entspannung ist ebenfalls oft nützlich: Autogenes Training, progressive Muskelrelaxation, auflockernde Gymnastik, Yoga und Meditation werden oft empfohlen. Die wichtige medizinische Selbsthypnose führt zur heilsamen Entspannung, in der sich zum Beispiel über bildhafte Vorstellungen die Selbstheilungskräfte steigern lassen (je nach Dauer der Schmerzen mindesgtens 10 bis 20 Sitzungen zu je 30 bis 50 Minuten im Wochenabstand). Bei chronischen Spannungskopfschmerzen (manchmal auch bei Migräne) kann auch eine Verhaltenstherapie helfen (etwa 20 bis 30 Sitzungen zu 50 Minunten im Wochenabstand).
Sport Vorbeugend wichtig ist regelmäßiger, durchaus intensiverer Sport (allerdings in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt, um nachteilige Überbelastungen zu vermeiden).
Alternativmedizin Gut wirksam bei Kopfschmerzen sind Akupunktur, Neuraltherapie und besonders auch Homöopathie. Allerdings ist auch hier ein naturheilkundlich qualifizierter Therapeut notwendig, der auch keine Probleme haben darf mit dem Hausarzt oder einem beratenden Schmerzspezialisten zusammenzuarbeiten.
Zusammenfassung (wie vielleicht von Kräuterpfarrer Kneipp vorgeschlagen)
Wenn Erschöpfung durch Stress im Vordergrund stehen
- Abbau von Hektik und Reizüberflutung; Regelung des Tagesablaufes, Einbau von Erholungspausen; Entspannungstechniken; Zurückhaltung mit Alkohol, Nikotinabstinenz; mehr Nachtschlaf
- zur Abhärtung kleine, zunächst wechselwarme Wasser-Anwendungen, später kalte; Luftbäder; mild-warme Kräuterbäder
- aufbauende und ausgleichende Körperübungen und Gymnastik
- überwiegend laktovegetabile Kost; mineral- (Magnesium-) und vitaminreiche Kost
- bei Nervosität schwach beruhigende Heilpflanzen wie Baldrian, Hopfen oder Melisse; bei depressiver Stimmung Johanniskraut
Wenn Schlafstörungen im Vordergrund stehen
- für Leistungsermüdung durch angemessene körperliche Tätigkeit sorgen (Sport); wenn Mittagsruhe, dann nur kurz; Entspannungsverfahren; Beseitigung aller Störfaktoren im Schlafraum wie zum Beispiel Licht der Straßenlaterne; passendes Bett, Matratze, Bedeckung und Kopfkissen
- für warme Füße sorgen; abendliche temperaturansteigende Fußbäder oder mild-warme Vollbäder mit Melisse, Baldrian oder Lavendel; Knieguss, Tau- und Wassertreten
- Lösungs- und Atemtherapie, Gehen, Wandern, Gymnastik, Tanzen, Schwimmen; bei Verspannungen klassische Massage
- Abendmahlzeit nicht zu spät und nicht zu reichlich; zur Schlafenszeit etwas Milch mit Honig oder andere Schlafrituale
- Baldrian, Hopfen, Melisse oder Passionsblume, insbesondere als Tee oder Saft
Wenn depressive Verstimmungen/Depressionen im Vordergrund stehen
- ausreichend hoch dosierte Johanniskraut-Zubereitungen, auch als Tee oder Saft
- Atem- und Bewegungsübungen, auch in der Gruppe; Gehen, Wandern, Spiel und Sport. Milde Massage, auch Bürstenmassage
- aufbauende, warme und kalte oder wechseln warm-kalte Teilanwendungen, Vollbäder mit als angenehm empfundenen Kräuterzusätzen, Sauna, Luftbäder
- Kontakte mit Mitmenschen suchen und pflegen, morgens und mittags nicht zu lange schlafen; Musiktherapie, Aufenthalt in heller Umgebung und frischer Luft
- vollwertige Kost, evtl. vermehrt Rohkost; bei Übergewicht kalorienreduziert
Selbsthilfe bei Kopfschmerz/Migräne
- Verschiedene Kneipp-Anwendungen ausprobieren: Gesichtsguss, kalte, warme oder wechselwarme Fußbäder; Kräuterbäder mit Melisse, Lavendel, Fichtennadel oder Rosmarin
- Frische Luft atmen, auflockernde Atem- und Übungshandlungen; Massage von Rücken, Nacken, Kopf (“Migräne-Massage”), Akupressur
- Pfefferminzöl äußerlich; inhalieren angenehm duftender ätherischer Öle (Aromatherapie), Pappel- und Weidenrinde; zur Beruhigung Baldrian, Hopfen, Melisse; zur Stimmungsaufhellung Johanniskraut
- Vermeiden von schmerzauslösenden Bestandteilen in Getränken oder Lebensmitteln
- Regelmäßige, stressadaptierte Lebensweise; Autogenes Training, Yoga, Meditation
Autor
• Rainer H. Bubenzer, Heilpflanzen-Welt.de (Mai 2015).
Leseempfehlung
Lesenswert: Uehleke B, Hentschel HD: Das große Kneipp-Gesundheitsbuch. Trias, Stuttgart, 2014 (Buch bei Amazon bestellen).
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