Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts: Nr. 2, Bärentraubenblätter (1917)

Bären­trau­ben­blät­ter

Die Bären­trau­be, Arc­tosta­phy­los uva ursi Spren­gel, auch gele­gent­lich Mehl­bee­re oder Moos­bee­re genannt, ist ein nied­ri­ger, viel ver­zweig­ter Strauch. Von sei­ner kräf­ti­gen Pfahl­wur­zel lau­fen strah­len­för­mig Zwei­ge aus, die am Boden auf­lie­gen und nur an den Enden auf­ste­hen; sie sind 40–50 cm lang, hol­zig und an den Enden krau­tig, d. h. weich und grün. Die Blät­ter ste­hen an den nie­der­lie­gen­den Zwei­gen unge­fähr in einer Ebe­ne; ihr Stiel ist 3–5 mm lang und so wie die jun­gen Schos­se schwach behaart; die Blatt­flä­che ist unge­fähr 1,5–2 cm lang, 5–8 mm breit und etwa spa­tel­för­mig; die Blät­ter sind leder­ar­tig, auch im Win­ter grün, am Ran­de flach, nicht zurück­ge­rollt; sie sind kahl oder fast kahl, auf der Unter­sei­te nur wenig hel­ler als auf der Ober­sei­te; das enge Ader­netz ist deut­lich aus­ge­bil­det und ist auf der Ober­sei­te und der Unter­sei­te in die Blatt­flä­che ein­ge­senkt. Am Ende der Zwei­ge ste­hen weni­ge Blü­ten; sie besit­zen eine 5–6 mm lan­ge, krug­för­mi­ge Blu­men­kro­ne, die weiß ist, einen rosa­far­be­nen Rand hat und am obe­ren Ende fünf kur­ze Zip­fel trägt. Die Frucht ist eine pur­pur­ro­te, bee­ren­ar­ti­ge Stein­frucht von 7–8 mm Durchmesser.

Die Bären­trau­be ist in Deutsch­land ein­hei­misch in Gebir­gen, wie in den baye­ri­schen Alpen und dem süd­li­chen Schwarz­wald, kommt aber auch in san­di­gen tro­cke­nen Kie­fern­wäl­dern und auf Hei­den im nörd­li­chen Flach­lan­de vor. An man­chen Stel­len, wie z.B. in der Tuch­ler Hei­de in West­preu­ßen, fer­ner bei Thorn bedeckt sie wei­te Stre­cken in dich­ten Bestän­den. Ähn­lich tritt sie in Kie­fern­wäl­dern der Mark und auf den offe­nen Hei­den des Nord­wes­tens (Lüne­bur­ger Hei­de usw.) auf.

Die Blät­ter, die unter dem Namen Folia Uvae Orsi als Heil­mit­tel im Gebrauch sind, wer­den vom April bis Juli gesam­melt. Sie wer­den ein­fach mit der Hand von den Zwei­gen abge­streift und dann an der Luft oder bei künst­li­cher Wär­me sorg­fäl­tig getrock­net. Bei­gemisch­te Sten­gel­tei­le sind zu entfernen.

Ver­wech­selt kön­nen die Bären­trau­ben­blät­ter nur mit den Blät­tern des Prei­sel­beer­strauchs wer­den; aber die­se sind brei­ter, auf der Unter­sei­te schwarz drü­sig gepunk­tet, am Ran­de zurück­ge­rollt und mit undeut­li­chen und schwach vor­sprin­gen­den Adern versehen.

Beach­tet beim Sam­meln die in einem beson­de­ren Merk­blatt zusam­men­ge­stell­ten all­ge­mei­nen Regeln. Schont beim Sam­meln die Fel­der und Äcker. Geht nicht beim Sam­meln in die Fel­der hin­ein, sam­melt nur, was am Ran­de steht, reißt nicht die gan­zen Pflan­zen aus, wenn ihr nur die Blü­ten oder Blät­ter zu sam­meln braucht. Beschä­digt die Bäu­me nicht und reißt von ihnen kei­ne Äste ab. Sam­melt nur, wo die Pflan­zen zahl­reich vor­kom­men, laßt ver­ein­zel­te ste­hen, rot­tet sie nicht aus.

Quel­len
Arz­n­ei­pflan­­zen-Mer­k­­blä­t­­ter des Kai­ser­li­chen Gesund­heits­amts /​​ Bearb. in Gemein­schaft mit d. Arz­n­ei­pflan­­zen-Aus­­­schuß d. Deut­schen Phar­ma­zeut. Gesell­schaft Ber­­lin-Dah­­lem. Sprin­ger, Ber­lin, 1917.
wei­te­re Infos
Bären­trau­be – Natür­li­cher Bak­­te­ri­en-Hem­­mer bei Harnwegsinfekten
Bären­trau­ben­blät­ter Mongraphie
Bären­trau­be

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