Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts: Nr. 28, Isländisches Moos (1917)

Islän­di­sches Moos

Islän­di­sches Moos, Cetra­ria islan­di­ca (L.) Ach., ist nicht, wie der deut­sche Name sagt, ein Moos, son­dern eine Flech­te, die in tro­cke­nem Zustand knor­pe­lig und brü­chig ist und aus einem auf bei­den Sei­ten glat­ten Kör­per besteht, der die Grö­ße einer Hand errei­chen kann und sich wie­der­holt in gabel­för­mig ver­zweig­te und rin­nen­för­mig gebo­ge­ne Lap­pen teilt. Die­se sind kraus, am Ran­de mit kur­zen, stei­fen, schwar­zen Fran­sen besetzt. Die obe­re Sei­te die­ses Kör­pers ist grün­lich-braun, zuwei­len mit röt­li­chen Punk­ten besetzt, die unte­re weiß­lich-hell­bräun­lich oder grau­grün und mit wei­ßen, unre­gel­mä­ßig zer­streu­ten Fle­cken ver­se­hen. Die hier und da am Ende der Lap­pen vor­kom­men­den Frucht­kör­per haben dis Form einer fla­chen Schüs­sel und sind von brau­ner Far­be. Nach Regen oder nach erfolg­tem Anfeuch­ten ist; der Kör­per weich und leder­ar­tig. Er riecht schwach, pilz­ar­tig oder dump­fig und schmeckt bitter.

Islän­di­sches Moos ist in Deutsch­land haupt­säch­lich in den Gebir­gen ein­hei­misch und kommt dort stel­len­wei­se in gro­ßen Men­gen, beson­ders auf feuch­tem Boden, vor, es fin­det sich aber auch in den nord­deut­schen Kiefernwäldern.

Von die­ser Flech­te ist die gan­ze Pflan­ze zu sam­meln. Das Islän­di­sche Moos soll nur an tro­cke­nen Tagen gesam­melt wer­den; es ist dann nur dar­auf zu ach­ten, daß von ihm die am Grun­de anhaf­ten­de Erde ent­fernt wird, wor­auf die Dro­ge nach kur­zem Nach­trock­nen ver­sand­fer­tig ist. Bei feuch­tem Wet­ter oder bei Regen nimmt sie reich­lich Was­ser auf und trock­net dann so schwer, daß es nicht emp­feh­lens­wert ist, nas­ses Islän­di­sches Moos zu sam­meln. Der Han­dels­na­me ist Lichen islan­di­cus.

Beach­tet beim Sam­meln die in einem beson­de­ren Merk­blatt zusam­men­ge­stell­ten all­ge­mei­nen Regeln. Schont beim Sam­meln die Fel­der und Äcker. Geht nicht beim Sam­meln in die Fel­der hin­ein, sam­melt nur, was am Ran­de steht, reißt nicht die gan­zen Pflan­zen aus, wenn ihr nur die Blü­ten oder Blät­ter zu sam­meln braucht. Beschä­digt die Bäu­me nicht und reißt von ihnen kei­ne Äste ab. Sam­melt nur, wo die Pflan­zen zahl­reich vor­kom­men, laßt ver­ein­zel­te ste­hen, rot­tet sie nicht aus.

Quel­len
Arz­n­ei­pflan­­zen-Mer­k­­blä­t­­ter des Kai­ser­li­chen Gesund­heits­amts /​​ Bearb. in Gemein­schaft mit d. Arz­n­ei­pflan­­zen-Aus­­­schuß d. Deut­schen Phar­ma­zeut. Gesell­schaft Ber­­lin-Dah­­lem. Sprin­ger, Ber­lin, 1917.

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