Kamillen
Die gebräuchlichen Kamillen sind die Blütenköpfe der in Deutschland sehr verbreiteten Matricaria chamomilla L., die allgemein unter dem Namen Kamille oder Chamille, seltener als “Mägdeblume” oder “Romei” bekannt ist.
Die Pflanze ist so eigenartig, daß sie nach der hier beigegebenen Abbildung leicht erkannt wird; eine genauere Beschreibung kann auch deshalb unterbleiben, weil die Kamille durch einen ihr eigentümlichen, allgemein bekannten, starken Geruch sich auszeichnet. Als Verwechslungen kommen höchstens in Frage die Feld- Hundskamille (Anthemis arvensis L.) mit größeren, geruchlosen Blütenköpfen, und die Stink-Kamille (Anthemis cotula L.), ebenfalls mit größeren, unangenehm riechenden Blütenköpfen, endlich mit größeren, ganz flachen, geruchlosen Blütenköpfen. Alle diese Pflanzen haben einen ausgefüllten Blütenboden, während die Kamille stets einen deutlich hohlen Blütenboden anfweist (der Blütenboden ist der kegelförmige Teil des Blütenköpfchens, ans dem die zahlreichen, kleinen, gelben Scheibenblüten anfsitzen und an dessen unterem Rande die weißen Strahlblüten stehen).
Die Kamille ist in Deutschland überall auf Feldern, unbebautem Land, an Wegen, besonders auf Sand- und Lehmboden verbreitet; wo sie vorkommt, findet sie sich meist in größeren Mengen.
Beim Einsammeln, das vom Ende Mai bis Juli geschehen kann und nur an trockenen Tagen stattfinden soll, ist darauf zu achten, daß die möglichst jungen, soeben entfalteten Blütenköpfchen mit nicht zu langen Stielen gepflückt werden. Man pflückt mit der Hand oder streift die Köpfchen mit einem Beerenkamm ab. Stielreiche Ware wird weniger gut bezahlt.
Die frisch gepflückten Kamillen erhitzen sich, in größeren Haufen zusammenliegend, ungemein rasch, gehen in Gärung über, lassen die gelben kleinen Scheibenblüten abfallen und werden nach dem Trocknen mißfarbig. Man soll deshalb die Kamillen möglichst bald nach dem Sammeln an einem trockenen Orte in dünner Schicht ausbreiten und rasch trocknen. Ganz besonders gilt dies, wenn dis Kamillen einige Stunden in Säcken oder Körben unterwegs gewesen sind.
Die vollkommen trockenen Kamillen werden in Kisten und Fässern, die mit Packpapier ausgelegt sind, aufbewahrt und versandt. Beim Einfüllen dürfen die Kamillen nicht zu sehr gepreßt werden. Aufbewahrung und Versendung der Kamillen in Säcken oder Körben verschlechtert die Ware.
Der Kamille kommt an Wirksamkeit gleich eine andere Art von Matricaria, nämlich die Matricaria discoidea (Chrysanthemum suaveolens). Diese Pflanze, die erst in den letzten Jahrzehnten sich in Mitteleuropa verbreitet hat und jetzt in den meisten Gebieten Deutschlands an Wegen, auf Dorfplätzen und ähnlichen Stellen in großen Massen auftritt, unterscheidet sich von der echten Kamille durch gedrungeneren, niedrigeren Wuchs sowie durch ihre rundlichen, grünlichgelben Blütenköpfe, die ganz ohne weiße Strahlblüten sind. Diese Pflanze blüht im Juli bis August. Der Geruch ist ebenso wie bei der echten Kamille. Auch die Blüten dieser Pflanze sollten gesammelt werden; die davon gesammelten Vorräte dürfen aber nicht mit denen der echten Kamille vermischt werden.
Beachtet beim Sammeln die in einem besonderen Merkblatt zusammengestellten allgemeinen Regeln. Schont beim Sammeln die Felder und Äcker. Geht nicht beim Sammeln in die Felder hinein, sammelt nur, was am Rande steht, reißt nicht die ganzen Pflanzen aus, wenn ihr nur die Blüten oder Blätter zu sammeln braucht. Beschädigt die Bäume nicht und reißt von ihnen keine Äste ab. Sammelt nur, wo die Pflanzen zahlreich vorkommen, laßt vereinzelte stehen, rottet sie nicht aus.
Quellen
Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts / Bearb. in Gemeinschaft mit d. Arzneipflanzen-Ausschuß d. Deutschen Pharmazeut. Gesellschaft Berlin-Dahlem. Springer, Berlin, 1917.
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