Nutzblätter.
Im Juni sammelt man die noch nicht völlig ausgewachsenen Blätter des Walnußbaums. Sie müssen schnell am besten bei künstlicher Wärme, in Backöfen oder Dörröfen, getrocknet
Werden, damit ihre grüne Farbe erhalten bleibt. Walnußblätter haben trocken wohl noch einen würzigen Duft, aber den starken eigenartigen Geruch der frischen Blätter. Braun gewordene Ware ist unverkäuflich.
Erdbeerblätter.
Man sammelt die Blätter unserer in allen Wäldern verbreiteten Walderdbeere am besten im Mai und Juni, noch bevor sie vollkommen ausgewachsen sind, und trocknet sie auf einem warmen gelüfteten Boden.
Brombeerblätter. Himbeerblätter.
Die Blätter der an Waldrändern, an Abhängen, in lichten Wäldern, in Gebirgen und an Waldwegen überall verbreiteten Brombeer- und Himbeersträucher werden am besten im Juni und Juli gesammelt, bevor sie vollständig ausgewachsen sind, und auf einem warmen gelüfteten Boden getrocknet.
Birkenblätter.
Die Blätter unserer durch ihre weiße Rinde gekennzeichneten Birkenbäume und ‑sträucher werden im Mai und Anfang Juni gesammelt, bevor sie vollständig ausgewachsen sind und so lange sie noch ihren angenehmen würzigen Duft besitzen. Sie werden auf Böden, in dünner Schicht ausgebreitet, getrocknet.
Waldmeisterkraut, Maikräuter.
Unter Waldmeisterkraut versteht man die gesamten, am besten bei künstlicher Wärme rasch getrockneten, oberirdischen Teile, die Stengel samt Blättern und Blüten, der in schattigen Laubwäldern, besonders in Buchenwäldern, überall verbreiteten und stellenweise überaus häufigen Waldmeisterpflanze, Asperula orodata. Man sammelt das Kraut im Mai am besten vor dem Entfalten der Blüten, da es zu dieser Zeit den stärksten Duft besitzt. Allerdings sind dem Waldmeister im blütenlosen Zustand einige verwandte, für Tee aber nicht brauchbare Pflanzen recht ähnlich; doch erkennt man diese sofort an ihrer völligen Geruchlosigkeit. Waldmeisterkraut wird beim Trocknen blaugrün bis schwarzgrün.
Taubnesselblüten.
Als Taubnesselblüten werden zu Tee die Blüten der überall in Deutschland an Dorfstraßen, in Hecken, an Zäunen oft in dichten Massen vorkommenden weißen Taubnessel, Lamium album verwendet. Von Ende April bis Juni treten in den Blattachseln der bis 1/2 m hohen, krautigen Pflanze mit ihren brennesselartigen, aber nicht Schmerz erzeugenden Blättern die schönen, ziemlich großen, schneeweißen Lippenblüten hervor. Diese werden vor ihrer vollständigen Entfaltung möglichst an warmen trockenen Tagen aus den grünen Kelchen herausgezupft und rasch, am besten bei künstlicher Wärme, getrocknet. Ware, die braun geworden, ist unverkäuflich.
Schlehdornblüten, Schwarzdornblüte, Schlehenblüten.
Der 1–3 m hohe, dornige Schlehenstrauch, der auf sonnigen Hügeln und an Waldrändern überall in Deutschland verbreitet und häufig zu Hecken angepflanzt ist, entfaltet seine schneeweißen, kleinen Blüten schon im April und Mai, bevor sich die Blätter entwickelt haben. Die Blüten, die die Sträucher über und über bedecken, werden an trockenen Tagen vorsichtig aus den grünen Kelchen herausgepflückt und schnell an der Sonne getrocknet. Werden die Blüten nach Regen gesammelt oder unvorsichtig getrocknet, so nehmen sie eine braune bis schwärzliche Farbe an und werden im Handel nur schlecht bezahlt.
Holunderblüten, Holderblüten, Fliederblüten.
Der Holunderstrauch, Sambucus nigra, der in Laubwäldern, in feuchten Gebüschen, in Hecken und an Zäunen überall in Deutschland verbreitet ist und auch sehr häufig in Gärten angepflanzt wird, entfaltet im Mai, Juni und Juli seine von kleinen duftenden, weißen zusammengesetzten, flach schirmartig aufgerichteten, handflächengroßen Blütendolden. Diese werden an trockenen Tagen abgeschnitten, zusammengebündelt und möglichst rasch, am besten bei künstlicher Wärme, getrocknet; darauf reibt man die Blüten durch ein Sieb, durch welches die kleinen Blüten hindurchfallen, während die unbrauchbaren Stiele des Blütenstandes zurückbleiben. Noch besser verfährt man so, daß man die Blütendolden, wenn sie noch nicht ganz trocken geworden sind, wieder in die Hand nimmt und die Blüten abstreift. Nur Blüten, die nach dem Trocknen eine schöne gelbliche bis gelbe Farbe besitzen, werden vom Handel verlangt, während durch unvorsichtiges Trocknen bräunlich bis braun gewordene Ware unverkäuflich ist.
Lindenblüten.
Die beiden Lindenarten, die Steinlinde, Winterlinde (Tilia cordata) und die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) sind in Laubwäldern und Gebüschen Deutschlands überall verbreitet, werden aber wohl am häufigsten als Straßenbäume angetroffen. Die 2 bis 5 Blüten tragenden Blütenstände der Sommerlinde entwickeln sich im Juni, die fünf- bis elfblütigen der Winterlinde gewöhnlich erst 14 Tage später. Zur Vollblütezeit werden die ganzen Blütenstände samt dem ihrem Stiel angewachsenen, gelblichgrünen, papierdünnen Flügelblatt abgepflückt. Beim Sammeln, das man nur mit Hilfe einer Stehleiter vornehmen kann, ist darauf zu achten, dass die Äste mit ihrem sehr weichen Holz nicht abgebrochen werden.
Da Lindenblüten eine vortreffliche Bienenweide sind, sollen nur die Blüten der unteren Äste gesammelt werden, was auch in der Regel genügt, da Linden reichlich blühen.
Am meisten geschätzt sind die Blüten der Steinlinde.
Nicht gesammelt dürfen werden die Blütenstände der manchmal bei uns angepflanzten Silberlinde (Tilia tomentosa), deren Blätter auf der unteren Seite dicht filzig behaart sind. Sie find leicht daran zu erkennen, daß bei ihnen das Flügelblatt vorn am breitesten ist und oft eine Breite von über 2 cm erreicht.
Das Trocknen der Lindenblüten muß sofort geschehen und erfolgt entweder nach Ausbreiten der Blüten in dünner Schicht an der Sonne oder aber in einem trockenen, luftigen Raum. Unvorsichtig getrocknete Blüten werden braun und unansehnlich, verlieren auch ihren zarten Duft und sind dann unverkäuflich.
Vorbezeichnete Blätter und Blüten werden, wenn sie sachgemäß getrocknet sind, vom Drogenhandel angekauft. Wer sich einen Ersatz für schwarzen (chinesischen) Tee für seinen Haushalt selbst herstellen will, findet dazu Anleitung in dem Merkblatt “Teemischungen für den Haushalt” (Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9). Dazu können auch Drogen verwendet werden, die beim Trocknen mißfarbig geworden sind.
Quellen
Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts / Bearb. in Gemeinschaft mit d. Arzneipflanzen-Ausschuß d. Deutschen Pharmazeut. Gesellschaft Berlin-Dahlem. Springer, Berlin, 1917.