Rainfarn
Der Rainfarn, Tanacetum vulgare oder Chrysanthemum vulgare Bernh., ist eine mehrjährige Pflanze mit kräftigem, ½‑1,2 m hohem, fast kahlem und meist unverzweigtem Stengel. Die länglichen Blätter stehen am Stengel einander nicht gegenüber; sie sind wie eine Feder geteilt. An den unteren Blättern sind die einzelnen Abschnitte tief gespalten, an den oberen Blättern sind sie schwach gespalten, oder der Rand erscheint nur gesägt. Der Mittelstreifen der Blätter ist nach der Spitze zu allmählich verbreitert; die unteren Blätter sind gestielt, die oberen stiellos (sitzend); alle sind fast kahl; am Grunde der Blätter stehen noch zwei ohrenförmige Blättchen. Die Blütenköpfchen stehen an der Spitze des Stengels und der obersten Zweige in dichten, fast ebenen, aufrechten Blütensträußen. Der grüne Kelch, der die Blüte umhüllt, ist halbkugelig, die auf einem etwas vorgewölbten Blütenboden stehenden goldgelben, zahllosen, kleinen Blüten eines Köpfchens sind alle gleichartig röhrenförmig.
Der Rainfarn ist an Rainen, am Rande von Wäldern, Äckern und Wiesen, an Straßendämmen, auf sandigen Hügeln, Schafweiden, an lehmigen Flußufern überall in Deutschland häufig anzutreffen und tritt besonders in den Überschwemmungsgebieten der großen Flüsse oft in dichten Beständen auf.
Man sammelt von der Pflanze vom Juli bis Oktober entweder nur die Blütenköpfchen, die als Flores Tanaceti im Handel sind, oder das ganze Kraut, d. h. die oberen weichen Teile des Stengels samt den ansitzenden Blättern und Blütenköpfchen (Herba Tanaceti). Diese Pflanzenteile besitzen einen starken würzigen Duft und einen bitteren Geschmack; sie werden in dünner Schicht auf gut gelüfteten Böden ausgebreitet und getrocknet.
Beachtet beim Sammeln die in einem besonderen Merkblatt zusammengestellten allgemeinen Regeln. Schont beim Sammeln die Felder und Äcker. Geht nicht beim Sammeln in die Felder hinein, sammelt nur, was am Rande steht, reißt nicht die ganzen Pflanzen aus, wenn ihr nur die Blüten oder Blätter zu sammeln braucht. Beschädigt die Bäume nicht und reißt von ihnen keine Äste ab. Sammelt nur, wo die Pflanzen zahlreich vorkommen, laßt vereinzelte stehen, rottet sie nicht aus.
Quellen
Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts / Bearb. in Gemeinschaft mit d. Arzneipflanzen-Ausschuß d. Deutschen Pharmazeut. Gesellschaft Berlin-Dahlem. Springer, Berlin, 1917.