Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts: Nr. 21, Wermutkraut (1917)

Wer­mut­kraut

Wer­mut oder bit­te­rer Bei­fuß, Arte­mi­sia absinthi­um L., ist eine aus­dau­ern­de Pflan­ze mit einer Grund­ro­set­te aus lang gestiel­ten Blät­tern, die drei­fach nach der Art der Federn geteilt und sei­den­ar­tig weiß­grau behaart sind. Der Sten­gel ist auf­recht, gera­de und 0,50–1,30 m hoch; der Sten­gel ist an sei­nem unte­ren Tei­le ein­fach und wird hol­zig; der obe­re Teil des Sten­gels ist stark ver­zweigt und krau­tig; er ist sei­den­ar­tig sil­ber­grau behaart. Die Sten­gel­blät­ter sind kurz gestielt oder unge­stielt, die unte­ren dop­pelt, die obe­ren ein­fach nach der Art einer Feder geteilt; alle sind schön sei­den­ar­tig sil­ber­grau behaart. Die Blü­ten­köpf­chen sind halb­ku­ge­lig und nicht auf­ge­rich­tet, im Durch­mes­ser sind sie 3–4 mm groß; der Kelch, der die Blü­te umhüllt, ist glo­cken­för­mig, grün, die dar­in sit­zen­den klei­nen Blü­ten sind hellgelb.

Wer­mut kommt in Süd­deutsch­land stel­len­wei­se wild vor; er wird aber in Deutsch­land schon seit Jahr­hun­der­ten auch ange­baut und ist daher jetzt häu­fig in Dorf­stra­ßen, auf Schutt sowie an Wald­rän­dern ver­wil­dert; in ein­zel­nen Gebie­ten, beson­ders an der Ost­see und in der Lüne­bur­ger Hei­de, fin­det sich Wer­mut häu­fig vor.

Man sam­melt von der Pflan­ze im Juli und August die Blät­ter sowie die krau­ti­gen Zweig­spit­zen samt den Blü­ten­köpf­chen, die sorg­fäl­tig an der Luft getrock­net wer­den müssen.

Ver­wech­selt kann Wer­mut höchs­tens mit ande­ren Arte­mi­sia-Arten wer­den, von denen er sich aber durch die sei­den­ar­ti­ge sil­ber­graue Behaa­rung und den ihm eige­nen, stark bit­te­ren und wür­zi­gen Geschmack unterscheidet.

Beach­tet beim Sam­meln die in einem beson­de­ren Merk­blatt zusam­men­ge­stell­ten all­ge­mei­nen Regeln. Schont beim Sam­meln die Fel­der und Äcker. Geht nicht beim Sam­meln in die Fel­der hin­ein, sam­melt nur, was am Ran­de steht, reißt nicht die gan­zen Pflan­zen aus, wenn ihr nur die Blü­ten oder Blät­ter zu sam­meln braucht. Beschä­digt die Bäu­me nicht und reißt von ihnen kei­ne Äste ab. Sam­melt nur, wo die Pflan­zen zahl­reich vor­kom­men, laßt ver­ein­zel­te ste­hen, rot­tet sie nicht aus.

Quel­len
Arz­n­ei­pflan­­zen-Mer­k­­blä­t­­ter des Kai­ser­li­chen Gesund­heits­amts /​​ Bearb. in Gemein­schaft mit d. Arz­n­ei­pflan­­zen-Aus­­­schuß d. Deut­schen Phar­ma­zeut. Gesell­schaft Ber­­lin-Dah­­lem. Sprin­ger, Ber­lin, 1917.

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