Wildes Stiefmütterchen
Das wilde Stiefmütterchen oder Freisamkraut, Viola tricolor L., treibt einige aufrechte oder mehr oder weniger niederliegende Stengel. Die Blätter sind bis 5 cm lang und 1 cm breit, länglich, spitz oder stumpf und nach unten zu in den Blattstiel verschmälert; auf jeder Seite des Blattstiels steht ein großes leierförmiges, tief gespaltenes Nebenblatt. Die Blüten stehen in den Achseln der Blätter; sie sind nickend, mit einem Sporn versehen und in Größe und Färbung sehr wechselnd; der Blütenstiel ist sehr lang. Bei einer Spielart sind die Blumenblätter länger als der Kelch, und zwar sind die beiden oberen Blumenblätter dunkelviolett, die beiden seitlichen hellviolett oder gelblich und das nach unten gerichtete, größere, einen Sporn tragende Blumenblatt gelb mit violetter Zeichnung; bei der anderen Spielart sind die Blumenblätter kleiner als der Kelch und bis auf das untere, das eine dunkelgelbe Farbe mit violetter Zeichnung besitzt, gelblichweiß bis hellviolett. Gewohnheitsgemäß verwertet der Drogenhandel nur die erste “blaue” Spielart.
Das Stiefmütterchen ist überall in Deutschland häufig; es kommt auf Äckern, Brachland, trockenen Wiesen, auf trockenen Hügeln, auch in lichten Wäldern vor und tritt stellenweise, besonders auf Brachäckern, in Massen auf. Die Blütezeit dauert von Mai bis Oktober.
Vom wilden Stiefmütterchen wird während des ganzen Sommers das oberirdische Kraut, der Stengel mit Blättern und Blüten, gesammelt. Der Handelsname ist Herba Violae tricoloris.
Beachtet beim Sammeln die in einem besonderen Merkblatt zusammengestellten allgemeinen Regeln. Schont beim Sammeln die Felder und Äcker. Geht nicht beim Sammeln in die Felder hinein, sammelt nur, was am Rande steht, reißt nicht die ganzen Pflanzen aus, wenn ihr nur die Blüten oder Blätter zu sammeln braucht. Beschädigt die Bäume nicht und reißt von ihnen keine Äste ab. Sammelt nur, wo die Pflanzen zahlreich vorkommen, laßt vereinzelte stehen, rottet sie nicht aus.
Quellen
Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts / Bearb. in Gemeinschaft mit d. Arzneipflanzen-Ausschuß d. Deutschen Pharmazeut. Gesellschaft Berlin-Dahlem. Springer, Berlin, 1917.
weitere Infos
• Stiefmütterchenkraut Monographie
• Stiefmütterchen Pflanzenbeschreibung
• Tee-Rezept: Stiefmütterchen