Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts: Nr. 30, Bärlappsporen (1917)

Bär­lapp­spo­ren

Bär­lapp oder Schlan­gen­moos, auch Gür­tel­kraut oder Wolfs­ran­ke, Lyco­po­di­um clava­tum L., besitzt einen gewöhn­lich an bemoos­ten Stel­len auf der Erde krie­chen­den Sten­gel, der eine Län­ge von über 1 m errei­chen kann. Er ist ver­zweigt und treibt nach unten faden­för­mi­ge wei­ße Wur­zeln, nach oben schickt er auf­ge­rich­te­te, 5–15 cm lan­ge Äste aus, die wie der Sten­gel sehr dicht beblät­tert sind und von denen ein Teil in die ver­län­ger­ten, grün­lich­gel­ben Ähren aus­läuft. Die Sten­gel- und Ast­blät­ter ste­hen sehr dicht; sie sind nur 3–4 mm lang, läng­lich, dun­kel­grün und lau­fen in eine unge­färb­te dün­ne Spit­ze aus. Die Blät­ter an den 10 bis 20 cm lan­gen Ähren­stie­len sind locker gestellt und noch etwas klei­ner als die Sten­gel­blät­ter. Die Ähren ste­hen ein­zeln oder meist zu zwei­en, sel­te­ner zu drei oder vier an den Stie­len. Die Ähren selbst sind rund, grün­lich­gelb, 3–6 cm lang, 3–4 mm dick; sie sind dicht besetzt mit etwa 3 mm lan­gen und brei­ten, eiför­mi­gen, in eine farb­lo­se Bors­te aus­lau­fen­den Blätt­chen, auf deren Ober­sei­te in der Nähe des Grun­des nie­ren­för­mi­ge, dicke sack­ar­ti­ge Gebil­de ste­hen, die die Spo­ren ent­hal­ten. Beim Auf­sprin­gen fal­len aus ihnen zahl­lo­se, hell­gel­be, staub­för­mi­ge Spo­ren her­aus, die sog. “Bär­lapp­sa­men”, “Hexen­mehl”.

Bär­lapp ist in trock­nen Nadel­wäl­dern oder auf moo­si­gen Hei­de­plät­zen, auch auf buschi­gen Wie­sen durch ganz Deutsch­land ver­brei­tet; in Nord­deutsch­land tritt die Pflan­ze über­all in der Ebe­ne auf, wäh­rend sie sich in Süd­deutsch­land fast nur in den mitt­le­ren Lagen der Gebir­ge, beson­ders an Berg­ab­hän­gen und am Ran­de von Hoch­moo­ren findet.

Die Spo­ren­rei­fe erfolgt im Juli und August, sel­te­ner im Gebir­ge erst im Sep­tem­ber. Vor dem Auf­sprin­gen der Spo­ren­sä­cke wer­den die Ähren abge­schnit­ten und, nach­dem sie in Gefä­ßen an der Son­ne getrock­net sind, aus­ge­klopft. Es ist dar­auf zu ach­ten, daß das geruch- und geschmack­lo­se Spo­ren­pul­ver mög­lichst rein gesam­melt wird, d. h. daß kei­ne Blät­ter und Sten­gel­res­te in das Pul­ver gelan­gen. Der Han­dels­na­me ist “Lyco­po­di­um”.

Ver­wech­selt kann Bär­lapp höchs­tens mit ande­ren Lyco­po­di­um-Arten wer­den, z. B. mit Lyco­po­di­um annot­i­num L., das stel­len­wei­se recht häu­fig auf­tritt. Die Spo­ren die­ser Art unter­schei­den sich jedoch kaum von den gebräuch­li­chen und kön­nen ganz wie die­se ver­wen­det werden.

Beach­tet beim Sam­meln die in einem beson­de­ren Merk­blatt zusam­men­ge­stell­ten all­ge­mei­nen Regeln. Schont beim Sam­meln die Fel­der und Äcker. Geht nicht beim Sam­meln in die Fel­der hin­ein, sam­melt nur, was am Ran­de steht, reißt nicht die gan­zen Pflan­zen aus, wenn ihr nur die Blü­ten oder Blät­ter zu sam­meln braucht. Beschä­digt die Bäu­me nicht und reißt von ihnen kei­ne Äste ab. Sam­melt nur, wo die Pflan­zen zahl­reich vor­kom­men, laßt ver­ein­zel­te ste­hen, rot­tet sie nicht aus.

Quel­len
Arz­n­ei­pflan­­zen-Mer­k­­blä­t­­ter des Kai­ser­li­chen Gesund­heits­amts /​​ Bearb. in Gemein­schaft mit d. Arz­n­ei­pflan­­zen-Aus­­­schuß d. Deut­schen Phar­ma­zeut. Gesell­schaft Ber­­lin-Dah­­lem. Sprin­ger, Ber­lin, 1917.

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