Bibernellwurzel
Als Bibernelle, Pimpinelle, Steinpeterlein, Bockspetersilie, Pimpinella saxifraga L. und Pimpinella magna L. bezeichnet man zwei Pflanzenarten, die sehr nahe miteinander verwandt sind und sich nur schwer voneinander unterscheiden lassen. Sie sollen deshalb hier als zusammengehörig beschrieben werden.
Die sehr kräftige, ausdauernde Pfahlwurzel geht bis 30 cm tief senkrecht in die Erde, am oberen Ende ist sie oft 3 cm dick und läuft hier in einen kurzen, verästelten Wurzelkopf aus; die Wurzel ist kaum verzweigt, außen bräunlich oder braun bis schwärzlich,“innen weiß; sie ist schwammig und enthält einen Balsam, der scharf gewürzig riecht und schmeckt und an der Luft braun wird. Der Stengel erreicht gewöhnlich eine Höhe von 30–80 cm und ist reich verästelt, wobei jeder Ast in einen Blutenstand ausläuft; am Grund trägt er eine Rosette von Grundblättern. Die oberen Blätter sind federförmig geteilt (gefiedert) und meist deutlich behaart; die Grundblätter sind 20–25 cm lang und bestehen aus 5, 7 oder 9 Blättchen; diese sind 3 cm lang, 2 cm breit, eiförmig und spitz; am Grunde sind sie breit und keilförmig oder abgerundet. Die Blättchen sitzen ohne Stielchen an dem gemeinsamen Blattstiel oder sind nur kurz gestielt, am Rande sind sie gesägt; die Stengelblätter sind kleiner und haben weniger Blättchen. Die kleinen weißen, seltener rosa Blüten stehen zu sechs bis acht in Dolden, von denen wieder je zehn bis zwanzig an einem Stengel vereinigt sind; vor der Blütezeit hängen diese Blütenstände über, zur Zeit der Bollblüte sind sie aufgerichtet.
Bibernelle ist auf Wiesen, Wiesenmooren, in Gebüschen, an Wegerändern, in Laubwäldern, auf Hügeln, auf Triften überall in Deutschland verbreitet und meist häufig, stellenweise in dichten Beständen.
Hauptsächlich im Frühjahr und Herbst werden die Wurzeln samt dem Wurzelstock aus dem Boden ausgestochen und nach Abschneiden der oberirdischen Teile der Pflanzen und sorgfältigem Waschen an der Luft getrocknet. Der Handelsname ist Radix Pimpinellae.
Die Bibernelle gleicht äußerlich manchen anderen bei uns verbreiteten Doldenblütlern, so daß die Pflanze anfangs, selbst nach obiger Beschreibung, nicht von Jedermann erkannt werden wird; es ist deshalb ratsam, sich die Pflanze von einem Kenner erst einmal zeigen zu lassen. Wichtig ist, besonders auf den eigenartigen scharf würzigen Duft und Geschmack der Pflanze zu achten, der ähnlichen Gewächsen nicht zukommt. — Wegen ihrer Ähnlichkeit werden häufig die Blätter des Wiesenknopfes (Sanguisorba officinalis) fälschlich als Bibernell bezeichnet und gesammelt.
Beachtet beim Sammeln die in einem besonderen Merkblatt zusammengestellten allgemeinen Regeln. Schont beim Sammeln die Felder und Äcker. Geht nicht beim Sammeln in die Felder hinein, sammelt nur, was am Rande steht, reißt nicht die ganzen Pflanzen aus, wenn ihr nur die Blüten oder Blätter zu sammeln braucht. Beschädigt die Bäume nicht und reißt von ihnen keine Äste ab. Sammelt nur, wo die Pflanzen zahlreich vorkommen, laßt vereinzelte stehen, rottet sie nicht aus.
Quellen
Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts / Bearb. in Gemeinschaft mit d. Arzneipflanzen-Ausschuß d. Deutschen Pharmazeut. Gesellschaft Berlin-Dahlem. Springer, Berlin, 1917.