Löwenzahn
Der gemeine Löwenzahn führt noch viele andere Namen wie Pfaffenröhrchen, Maiblume, Dotterblume, Butterblume, Kettenblume, Wegelattich, Taraxacum officinale L. Er ist ein Kraut mit ausdauernder dicker Wurzel, die senkrecht tief in den Boden dringt; sie ist einfach oder verzweigt und rund, außen ist sie rötlich-braun, innen weiß und von dünnen Faserwurzeln dicht besetzt. Im Innern ist die Wurzel von weißem Milchsaft strotzend erfüllt. Die Blätter bilden eine meist dichte, dem Boden aufliegende Rosette; sie sind im Umriß länglich, spitz und am Grunde keilförmig in den Blattstiel verschmälert; der Rand der Blätter ist schrotsägezähnig, mit großen dreieckigen, spitzen Zähnen, die meist so weit nach der Mitte reichen, daß das Blatt gespalten aussieht; in der ersten Jugend sind die Blätter wollig behaart, später ganz kahl. Die Blütenköpfchen stehen einzeln; sie sind langgestielt, der Stiel ist blattlos, röhrig, gerade oder etwas gebogen und 5–30 cm lang. Der am Grunde der Blütenköpfchen stehende grüne Hüllkelch ist glockenförmig und aus drei Reihen von Blättchen gebildet, von denen die äußeren zurückgeschlagen sind. Die goldgelben Blüten des Köpfchens sind alle einander gleich, zungenförmig und legen sich zur Blütezeit flach nach außen. Die Früchte besitzen einen fadenförmigen, sehr langen Schnabel; an dessen Spitze steht eine Haarkrone, die die Frucht zum Fliegen befähigt.
Der Löwenzahn ist eine in Deutschland allgemein verbreitete Pflanze„ die auf Wiesen, auf Weiden, an Wegrändern, auch in lichten Wäldern kaum irgendwo fehlt und auf Rasenplätzen eines der lästigsten Unkräuter darstellt, das kaum auszurotten ist.
Man sammelt die Pflanze zu arzneilichen Zwecken im Frühjahr, indem man die Wurzel möglichst vollständig samt den Rosettenblättern und den Blütenstandsknospen aussticht und sorgfältig an der Luft trocknet. Die ganze Pflanze ist als Taraxaci cum herba im Handel. Die Wurzel wird auch geröstet als Kaffeersatzmittel, ähnlich der Zichorie, sehr viel gebraucht. Auch hierfür eignet sich am besten die im Frühjahr gestochene Wurzel, von der aber zu diesem Zweck alle Blätter und Blütenstände sorgfältig abgeschnitten werden müssen.
Beachtet beim Sammeln die in einem besonderen Merkblatt zusammengestellten allgemeinen Regeln. Schont beim Sammeln die Felder und Äcker. Geht nicht beim Sammeln in die Felder hinein, sammelt nur, was am Rande steht, reißt nicht die ganzen Pflanzen aus, wenn ihr nur die Blüten oder Blätter zu sammeln braucht. Beschädigt die Bäume nicht und reißt von ihnen keine Äste ab. Sammelt nur, wo die Pflanzen zahlreich vorkommen, laßt vereinzelte stehen, rottet sie nicht aus.
Quellen
Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts / Bearb. in Gemeinschaft mit d. Arzneipflanzen-Ausschuß d. Deutschen Pharmazeut. Gesellschaft Berlin-Dahlem. Springer, Berlin, 1917.