Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts: Nr. 27, Schachtelhalm (1917)

Schach­tel­halm

Acker­schach­tel­halm, Kan­nen­kraut, Zinn­kraut, Tan­nen­kraut, Kat­zen­we­del, Equi­se­tum arven­se L., ist eine mehr­jäh­ri­ge, nicht hol­zig wer­den­de Pflan­ze mit weit­hin im Boden krie­chen­dem Wur­zel­stock. Von die­sem ent­sprin­gen im April und Mai 4–30 cm hohe, röt­lich-hell­brau­ne Trie­be, die an ihrer Spit­ze einen Ähren­kopf tra­gen, der gelb­braun ist und ein gel­bes Spo­ren­pul­ver bil­det. Im Mai und Juni erschei­nen dann aus dem Wur­zel­stock die unfrucht­ba­ren, 30–90 cm hohen Trie­be, die auf­recht ste­hen oder sel­te­ner auf dem Boden lie­gen 5 sie sind rauh, grün oder grün­lich-weiß. Die Trie­be sind am Grun­de etwa 4–5 mm dick, rund, aber mit zwölf bis acht­zehn Rip­pen ver­se­hen und innen hohl. In grö­ße­ren oder gerin­ge­ren Abstän­den ste­hen an den Sten­geln Schei­den; die­se tra­gen zwölf bis acht­zehn drei­ecki­ge, schwärz­li­che zahn­för­mi­ge Spit­zen, die einen wei­ßen Rand haben. Am Grun­de der Schei­den gehen von dem Sten­gel zahl­rei­che Zwei­ge ab, die in Quir­len ste­hen und meist vier­kan­tig und unver­zweigt sind.

Der Acker­schach­tel­halm ist auf Ackern, an Wege­rän­dern, auf Wie­sen in Deutsch­land über­all sehr häu­fig, beson­ders auf leh­mig-san­di­gem Boden, und bil­det stel­len­wei­se eines der läs­tigs­ten Unkräuter.

Man sam­melt von Ende Mai bis Juli die gan­zen unfrucht­ba­ren grü­nen Trie­be des Schach­tel­halms, die im Han­del Her­ba Equi­se­ti mino­ris hei­ßen. Man schnei­det die grü­nen Trie­be ober­halb des Wur­zel­stocks ab und trock­net sie in dün­ner Schicht aus­ge­brei­tet auf gut gelüf­te­ten Böden.

Die vor­ste­hend beschrie­be­ne ist nicht nur der in Deutsch­land häu­figs­te, son­dern auch der vom Han­del vor­zugs­wei­se ver­lang­te Schach­tel­halm. Es sei jedoch her­vor­ge­ho­ben, daß auch noch ande­re Arten der Gat­tung Equi­se­tum gesam­melt und ver­wen­det wer­den. Doch die­nen die­se aller­meist nicht zu arz­nei­li­chem Gebrauch, son­dern zu tech­ni­schen Zwe­cken, z. B. zum Polie­ren von Holz, zum Rei­ni­gen von Zinn u. dergl.

Beach­tet beim Sam­meln die in einem beson­de­ren Merk­blatt zusam­men­ge­stell­ten all­ge­mei­nen Regeln. Schont beim Sam­meln die Fel­der und Äcker. Geht nicht beim Sam­meln in die Fel­der hin­ein, sam­melt nur, was am Ran­de steht, reißt nicht die gan­zen Pflan­zen aus, wenn ihr nur die Blü­ten oder Blät­ter zu sam­meln braucht. Beschä­digt die Bäu­me nicht und reißt von ihnen kei­ne Äste ab. Sam­melt nur, wo die Pflan­zen zahl­reich vor­kom­men, laßt ver­ein­zel­te ste­hen, rot­tet sie nicht aus.

Quel­len
Arz­n­ei­pflan­­zen-Mer­k­­blä­t­­ter des Kai­ser­li­chen Gesund­heits­amts /​​ Bearb. in Gemein­schaft mit d. Arz­n­ei­pflan­­zen-Aus­­­schuß d. Deut­schen Phar­ma­zeut. Gesell­schaft Ber­­lin-Dah­­lem. Sprin­ger, Ber­lin, 1917.

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