Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts: Nr. 13, Stechapfelblätter (1917)

Stech­ap­fel­blät­ter

Der Stech­ap­fel, Datu­ra stra­mo­ni­um L., ist eine ein­jäh­ri­ge Pflan­ze mit fin­ger­di­cker Pfahl­wur­zel und krau­ti­gem, ½‑1,2 m hohem Sten­gel, der unten ein­fach, oben gabe­lig ver­zweigt und grün ist. Die Blät­ter ste­hen abwech­selnd am Sten­gel; sie haben 2–4 cm lan­ge Stie­le und sind breit­ei­för­mig, 8–18 cm lang, 5–15 cm breit. Die Blät­ter sind zuge­spitzt, am Grun­de ver­schmä­lert und gehen breit in den Blatt­stiel über; am Ran­de find sie grob gezähnt; sie sind kahl, ober­seits. dun­kel, unter­seits hell­grün und haben 3–5 stär­ke­re Sei­ten­ner­ven. Die gro­ßen, schö­nen, duf­ten­den Blü­ten sind kurz gestielt, auf­recht und ste­hen ein­zeln an den Enden der Äste; die Blü­ten haben am Grund einen 3,5–4,5 cm hohen, röh­ri­gen, grü­nen Kelch; aus ihm bricht die zylin­dri­sche Röh­re der 6–7,5 cm lan­gen schnee­wei­ßen Blu­men­kro­ne her­vor, die oben tel­ler­för­mig ver­brei­tert ist und 5 scharf zuge­spitz­te Zip­fel hat. Die Frucht ist: eine grü­ne, gegen die Rei­fe­zeit hin gelb­lich-grü­ne, stach­li­ge Kap­sel von 3–4,5 cm Län­ge und 2,5–4 cm Dicke, die mit 4 Klap­pen auf­springt und sehr zahl­rei­che, klei­ne, schwar­ze Samen entläßt.

Der Stech­ap­fel ist erst im 17. Jahr­hun­dert aus Asi­en nach Deutsch­land ein­ge­wan­dert, jetzt aber hier an Zäu­nen, auf Gar­ten­land, auf Schutt, an Dorf­stra­ßen, in Wein­ber­gen viel ver­brei­tet und stel­len­wei­se sehr häufig.

Die Blät­ter der sehr gif­ti­gen Pflan­ze wer­den zur Blü­te­zeit, vom Juni bis Sep­tem­ber, vor­sich­tig gesam­melt und auf war­men, gut gelüf­te­ten, ver­schließ­ba­ren Böden getrocknet.

Stech­ap­fel­blät­ter rie­chen etwas wider­lich und schwach betäu­bend; man muß, um Unglücks­fäl­le zu ver­mei­den, mit ihnen beim Sam­meln, Trock­nen und Auf­be­wah­ren sehr sorg­fäl­tig umge­hen; das Sam­meln darf nur von Erwach­se­nen vor­ge­nom­men wer­den, deren Hän­de durch Hand­schu­he geschützt sind.

Beach­tet beim Sam­meln die in einem beson­de­ren Merk­blatt zusam­men­ge­stell­ten all­ge­mei­nen Regeln. Schont beim Sam­meln die Fel­der und Äcker. Geht nicht beim Sam­meln in die Fel­der hin­ein, sam­melt nur, was am Ran­de steht, reißt nicht die gan­zen Pflan­zen aus, wenn ihr nur die Blü­ten oder Blät­ter zu sam­meln braucht. Beschä­digt die Bäu­me nicht und reißt von ihnen kei­ne Äste ab. Sam­melt nur, wo die Pflan­zen zahl­reich vor­kom­men, laßt ver­ein­zel­te ste­hen, rot­tet sie nicht aus.

Quel­len
Arz­n­ei­pflan­­zen-Mer­k­­blä­t­­ter des Kai­ser­li­chen Gesund­heits­amts /​​ Bearb. in Gemein­schaft mit d. Arz­n­ei­pflan­­zen-Aus­­­schuß d. Deut­schen Phar­ma­zeut. Gesell­schaft Ber­­lin-Dah­­lem. Sprin­ger, Ber­lin, 1917.
wei­te­re Infos
Stech­ap­fel Monographie

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