Steinkleekraut
Als Steinklee bezeichnet man zwei einander sehr nahe verwandte und nur schwer voneinander unterscheidbare Arten der Gattung Melilotus officinalis L. Desr. und die Melilotus altissimus Thuil., die hier als zusammengehörig beschrieben werden sollen. Die Pflanze wird bis über meterhoch und besitzt einen kräftigen, aufrechten, kahlen Stengel, der unten einfach ist und sich erst oben verzweigt. Die Blätter sind aus drei Blättchen zusammengesetzt und besitzen einen feinbehaarten, bis 1 cm langen Blattstiel. Die Blattfläche der einzelnen Blättchen, von denen das mittlere etwas größer und auch länger gestielt ist als die beiden an den Seiten, ist bis 4 cm lang, länglich, am oberen Ende abgestutzt, aber mit einem kurzen Endspitzchen versehen; das untere Ende, der Blattgrund, ist keilförmig. Die Blättchen sind kahl oder nur auf der unteren Seite an den Nerven fein behaart, am Rande scharf und spitz gezähnt. Die goldgelben, ziemlich kleinen Blüten stehen am Ende des Stengels und der aus den obersten Blattachseln hervorbrechenden Zweige in lockeren, vielblütigen Trauben; sie sind echte Schmetterlingsblüten.
Steinklee ist an Ufern von Flüssen und Bächen, auf Wiesen, an Gräben, in feuchten Gebüschen, auf Schuttstellen, an Ackerrändern und Wegrändern, auch auf lehmigen Hügeln durch ganz Deutschland verbreitet und tritt stellenweise in großer Menge gesellig auf.
Vom Steinklee, der an seinem sehr an Waldmeister erinnernden starken Duft erkannt wird, wird vom Juni bis September das Kraut, in diesem Falle der obere Teil des Stengels samt den ansitzenden Blättern und Blüten, gesammelt und in dünner Schicht ausgebreitet auf gut gelüfteten Böden getrocknet. Im Handel geht Steinkleekraut als Herba Meliloti. — Häufig kommt die Droge auch “gerebelt” im Handel vor; man läßt zu diesem Zweck das gesammelte “Kraut” etwas vortrocknen, bis die Blätter und Blüten angewelkt, aber noch nicht lufttrocken geworden sind, und streift sie dann von den Stengelteilen, die weggeworfen, ab. Die so gewonnenen Blätter und Blüten werden sodann noch kräftig nachgetrocknet.
Der weißblühende Steinklee (Melilotus albus Desr.), der ebenfalls einen, allerdings viel schwächeren, an Waldmeister erinnernden Geruch besitzt, ist für den Handel nicht zu sammeln.
Beachtet beim Sammeln die in einem besonderen Merkblatt zusammengestellten allgemeinen Regeln. Schont beim Sammeln die Felder und Äcker. Geht nicht beim Sammeln in die Felder hinein, sammelt nur, was am Rande steht, reißt nicht die ganzen Pflanzen aus, wenn ihr nur die Blüten oder Blätter zu sammeln braucht. Beschädigt die Bäume nicht und reißt von ihnen keine Äste ab. Sammelt nur, wo die Pflanzen zahlreich vorkommen, laßt vereinzelte stehen, rottet sie nicht aus.
Quellen
Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts / Bearb. in Gemeinschaft mit d. Arzneipflanzen-Ausschuß d. Deutschen Pharmazeut. Gesellschaft Berlin-Dahlem. Springer, Berlin, 1917.