Wacholderbeeren
Der Wacholder (Wachholder), Kranewit, Wachandel, Kaddik, Knirck, Knick, Juniperus communis L., ist gewöhnlich ein 1–3 m hoher, aufrechtstehender Strauch, seltener ein Baum, der bis 10 m hoch werden kann, mit roter bis dunkelbrauner, faseriger Rinde. Die nadelförmigen Blätter stehen an den Zweigen stets zu dreien in Quirlen; gewöhnlich sind sie 10–15 mm lang und 1–2 mm breit. Die Nadeln, die im Winter nicht abfallen, sind scharf und lang zugespitzt, graugrün und stehen weit von den Zweigen ab. Die gelben unscheinbaren Blüten erscheinen stets in den Achseln der Blätter und zwar so, daß der eine Strauch nur männliche Blüten trägt, während der andere weibliche Blüten hervorbringt; aus letzteren entstehen dann die Früchte. Die Frucht ist ein beerenartiges Gebilde, das zwei Jahre bis zu seiner Reife braucht; im ersten Jahre ist sie grün, klein, unscheinbar, erst im zweiten Jahre schwillt sie stark an, wird kugelig und erreicht 5–9 mm im Durchmesser; sie besitzt dann eine schwarze, meist deutlich blau bereifte Oberfläche und ein braunes weiches Fleisch, welches stark und eigenartig würzig riecht und schmeckt.
Der Wacholder ist durch ganz Deutschland verbreitet und als schlanker, eigenartiger, immergrüner Strauch wohl allgemein bekannt. Er tritt besonders häufig als Unterholz in Kiefernwäldern auf, auch an Abhängen, auf offenen Heiden, seltener auf sonnigen Hügeln; stellenweise bildet er dichte Bestände.
Die reifen, schwarzen, blaubereiften Wacholderbeeren, die als Fructus Juniperi im Handel sind, werden im Herbst gesammelt. Sie sitzen an den weiblichen Sträuchern häufig in sehr großen Mengen, so daß die Ausbeute eine überraschend große sein kann.
Eine Verwechslung der Wacholderbeere kann höchstens mit den giftigen Beeren des Sadebaums oder Sevenbaums, Juniperus sabina L., erfolgen, der in den Gebirgen Südeuropas und in den Alpen einheimisch ist und gelegentlich in Bauerngärten in Deutschland wächst. Der Sadebaum hat jedoch ein ganz anderes Aussehen als der Wacholder, seine Zweige liegen am Boden nieder und sind nur an den Enden aufgerichtet; sie sind mit winzigen, den Zweigen fest anliegenden Blättern bedeckt; die Beeren sind den Wacholderbeeren im Aussehen sehr ähnlich, besitzen aber nicht den würzigen Geruch und Geschmack der Wacholderbeeren.
Beachtet beim Sammeln die in einem besonderen Merkblatt zusammengestellten allgemeinen Regeln. Schont beim Sammeln die Felder und Äcker. Geht nicht beim Sammeln in die Felder hinein, sammelt nur, was am Rande steht, reißt nicht die ganzen Pflanzen aus, wenn ihr nur die Blüten oder Blätter zu sammeln braucht. Beschädigt die Bäume nicht und reißt von ihnen keine Äste ab. Sammelt nur, wo die Pflanzen zahlreich vorkommen, laßt vereinzelte stehen, rottet sie nicht aus.
Quellen
Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts / Bearb. in Gemeinschaft mit d. Arzneipflanzen-Ausschuß d. Deutschen Pharmazeut. Gesellschaft Berlin-Dahlem. Springer, Berlin, 1917.