Fersensporn & Plantarsehnen-Entzündung: Medizinische Wertschöpfung maximal, Nutzen meist gering

Rhododendron-Blüten (© Kaden, 2014)

An wohl kaum einer ande­ren schmerz­haf­ten Erkran­kung “wer­keln” so vie­le ver­schie­de­ne Fach­ärz­te und ande­re Heil­be­ru­fe her­um wie am Fer­sen­sporn. Ähn­lich wie “bei Rücken”, der – neben künst­li­chen Hüft- und Knie-Gelen­ken – lukra­tivs­ten, ortho­pä­di­schen “Krank­heit”, besteht weit­ge­hen­de Unklar­heit über die Ursa­chen. Und ob und wie die knö­cher­ne Ver­än­de­rung namens Fer­sen­sporn und die schmerz­haf­ten Seh­nen-Ent­zün­dun­gen in der Nähe zusam­men­hän­gen. Mil­lio­nen Men­schen mit Fer­sen­sporn haben näm­lich über­haupt kei­ne Beschwer­den, Mil­lio­nen Pati­en­ten mit typi­schen Schmerz-Beschwer­den an der Fer­se haben wie­der­um kei­nen Fer­sen­sporn … Reich­lich ver­die­nen tun aber alle Heil­be­ruf­ler und Krankenhäuser!

Den fol­gen­den Infor­ma­tio­nen zu wirk­sa­men Vor­beu­gungs- und The­ra­pie-Mög­lich­kei­ten des Fer­sen­sporns geht eine kur­ze Beschrei­bung der Ver­än­de­run­gen vor­aus, die von erfah­re­nen Sport­me­di­zi­nern stammt [1]. Dem­zu­fol­ge ist ein Fer­sen­sporn die Reak­ti­on des Kno­chens am Seh­nen­an­satz, zum Bei­spiel der Achil­les­seh­ne oder der Plant­ar­seh­ne (obe­rer oder unte­rer Fer­sen­sporn). Ver­mut­lich durch chro­nisch erhöh­ten Zug die­ser star­ken Seh­nen kommt es all­mäh­lich zu knö­cher­nen Anbau­ten. Die­se Anbau­ten, die eigent­lich den Seh­nen­an­satz ver­stär­ken sol­len, kön­nen lang­fris­tig aber auch mecha­ni­sche Pro­ble­me ver­ur­sa­chen, die sich durch Druck, Rei­bung und Ent­zün­dun­gen äußern.

Eine wirk­lich gute Behand­lungs­me­tho­de wäre eine ursäch­li­che Behand­lungs­me­tho­de, die nicht nur loka­le Sym­pto­me ver­min­dert, son­dern lang­fris­ti­gen Erfolg sichert. Ein ein­mal ent­fern­ter Fer­sen­sporn wird mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit wie­der­kom­men, wenn die Ursa­chen für sei­ne Ent­ste­hung nicht besei­tigt wer­den. Und die­se ste­cken – bezo­gen auf den Frei­zeit- oder Pro­fi-Sport­ler – in den eige­nen Fähig­kei­ten bzw. Schwä­chen. Zum Bei­spiel einer Über­for­de­rung der Waden­mus­ku­la­tur (Ver­kür­zung, gestör­te Kraft­ver­hält­nis­se), im Bewe­gungs­ver­hal­ten (Lauf­stil, Trai­nings­ge­län­de), in der Trai­nings­me­tho­dik (Häu­fig­keit, Umfang und Inten­si­tät des Trai­nings usw.). Auch Ver­än­de­run­gen der Fuß­ge­wöl­be (Hohl­fuß, Senk­fuß, Knick­fuß) kön­nen Fehl­be­las­tun­gen zur Fol­ge haben.

Wissenschaftliche Kurzbeschreibung [2]

  • Fer­sen­sporn m (engl. cal­can­cal spur); Syn: Kalka­neus­sporn; Sporn­ar­ti­ge Kno­chen­bil­dung des Plan­t­ar­­fas­­zi­en-Ansa­t­­zes (mus­cu­lus plant­a­ris) an der Unter­sei­te des Fer­sen­beins (tuber cal­ca­nei); als ursäch­lich wird eine sub-aku­­te Ent­zün­dung, die Über­be­an­spru­chung bei Fuß-Fehl­s­tel­­lung (Knick-Sen­k­­fuß), Über­ge­wicht oder ein ste­hen­der Beruf diskutiert.
  • Häu­fig­keit: 1. Häu­fig: unte­rer Fer­sen­sporn (Plan­t­ar­­fas­­zi­en-Ansatz an der Unter­sei­te des Fer­sen­beins). 2. Sel­ten: oberer/​​hinterer Fer­sen­sporn (am Fer­­sen­­bein-Ansatz der Achillessehne).
  • Beschwer­den: Ste­chen­de Belas­tungs­schmer­zen lokal unter der Fer­se. Des­halb Schon­hal­tung (= nur Vor­­­fuß-Belas­­tung) und Ver­kür­zung der Stand­bein­pha­se auf der betrof­fe­nen Sei­te; evtl. Entzündungszeichen.
  • Dia­gno­se: Druck­schmerz lokal (evtl. tast­ba­rer Sporn); Rönt­gen seit­lich zeigt die typi­sche knö­cher­ne Ausziehung.
  • Alter­na­­tiv-Dia­­gno­­sen: Schleim­­beu­­tel-Ent­­zün­­dung als ört­li­che Fol­ge der Kno­chen­aus­zie­hung (Schmerz­stu­fe wird noch höher als zuvor ange­ge­ben); Fascii­tis plant­a­ris (Plan­t­ar­­seh­­nen-Ent­­zün­­dung, im Rönt­gen kein Fer­­sen­­sporn-Nach­­weis); Led­­der­ho­­se-Kran­k­heit (Bin­­de­­ge­­webs-Erkran­­kung der Füße).
  • Behand­lung: Ope­ra­ti­on schei­det wegen Ver­nar­bungs­ge­fahr und blei­ben­dem Schmerz­syn­drom meist aus; Kor­rek­tur der Fuß­fehl­stel­lung; Spe­­zi­al-Ein­la­­gen mit Mul­de; loka­le Injek­tio­nen von Kortikoid-Lokalanästhetika.
  • Phy­­sio­­the­ra­pie-Behan­d­­lung: Durch­blu­tungs­ver­bes­se­rung; Ent­span­nung; Mobi­li­sa­ti­on; manu­el­le The­ra­pie; Kraft und Funk­ti­ons­schu­lung; Fuß­gym­nas­tik; Bein­ach­sen­kor­rek­tur; all­ge­mei­ne Kraft-Aus­­­dau­er; ADL-Akti­­vi­­tä­­ten des täg­li­chen Lebens/​​Berufsanalyse; Gewichts­kon­trol­le; Haltungsverbesserung.

Gleichgewicht von Belastung und Regeneration wieder herstellen

Hackenschmerz

Da Über­ge­wicht, oft kata­stro­pha­les Schuh­werk oder fal­sches Dau­er­ste­hen am Arbeits­platz die Ent­wick­lung des Fer­sen­sporns för­dern, sind oft nach­hal­ti­ge Ände­run­gen von Lebens­stil und Arbeits­platz sinn­voll. Schmerz­mit­tel, Ent­zün­dungs­hem­mer wie Cor­ti­son, Ope­ra­tio­nen oder Ein­la­gen bis zum Lebens­en­de sind kei­ne wirk­li­chen Lösun­gen! Aus sport­me­di­zi­ni­scher Sicht sind sym­pto­ma­ti­sche Gegen­maß­nah­men (Tablet­ten oder Sprit­zen) auch in hoher Dosie­rung wenig Erfolg ver­spre­chend für alle, die lang­fris­tig wie­der beschwer­de­frei lau­fen möch­ten. Alle nach­hal­ti­gen Ände­run­gen soll­ten viel­mehr das Ziel haben, das Gleich­ge­wicht von Belas­tung und Rege­ne­ra­ti­on im Bewe­gungs­ap­pa­rat wie­der her­zu­stel­len. Übri­gens: Die­ses the­ra­peu­ti­sche Ziel kann auch nicht durch ortho­pä­di­sche Hilfs­mit­tel wie Ein­la­gen, Ban­da­gen oder Ähn­li­ches ersetzt, son­dern höchs­tens ergänzt werden.

Zu den sport­me­di­zi­nisch eini­ger­ma­ßen gut begrün­de­ten Tipps, die auch bei Nicht-Sport­lern lin­dernd hel­fen kön­nen, gehören:

  • mehr­mals täg­lich inten­siv die Waden­mus­ku­la­tur deh­nen (hin­te­re Unterschenkelmuskulatur).
  • Schien­bein­mus­ku­la­tur kräf­ti­gen (vor­de­re Unterschenkelmuskulatur).
  • Fer­sen­bein und Seh­ne (nach dem Deh­nen) täg­lich mit kal­tem Was­ser oder Eis kühlen.
  • Frei­zeit­sport­ler soll­ten das Trai­ning ange­mes­sen dosie­ren und rege­ne­ra­ti­ons­för­dern­de Maß­nah­men nutzen.
  • lie­ber häu­fi­ger kur­ze Stre­cken lau­fen als sel­te­ner lan­ge Strecken.
  • Rumpf­mus­ku­la­tur kräftigen.
  • die Ernäh­rung soll­te voll­wer­tig sein und – bei Über­ge­wich­ti­gen – ener­gie­ver­min­dert, um kon­ti­nu­ier­li­ches Abneh­men bis zum Ziel­ge­wicht zu unter­stüt­zen (hilf­reich beim Abneh­men ist auch →Inter­vall-Fas­ten /​ iFas­ten).
  • die Kom­ple­men­tär­me­di­zin macht – eben­so wie die Schul­me­di­zin – sehr vie­le ver­schie­de­ne The­ra­pie­vor­schlä­ge ver­schie­de­ner Wer­tig­keit. Viel­fach bewährt haben sich – im aku­ten und chro­ni­schen Fall – die loka­le Anwen­dung von Rho­do­den­dron cp-Sal­be (sie­he unten) und von Rho­do­den­dron cp-Flu­id (sie­he unten). Die Rho­do­den­dron cp-Sal­be kann in hart­nä­cki­gen Fäl­len auch als Sal­ben­ver­band über Nacht ange­wandt wer­den. Das Rho­do­den­dron cp-Flu­id wird hin­ge­gen mehr­mals täg­lich ein­ge­rie­ben. In aku­ten Fäl­len ist auch die Ein­nah­me des homöo­pa­thi­schen Prä­pa­ra­tes Arni­ca D30 (3 Gaben in 24 Stun­den) hilf­reich. Ergän­zend wirk­sam, bei län­ger­fris­ti­ger Ein­nah­me, ist das homöo­pa­thi­sche Spe­zi­fi­kum gegen Fer­sen­sporn, Hek­la-Lava D3, 3‑mal täg­lich 2–3 Tablet­ten, min­des­tens ein hal­bes Jahr lang.
  • manch­mal vor­über­ge­hend hilf­reich sind sta­bi­li­sie­ren­de und ent­las­ten­de Tape-Ver­bän­de oder Kinesiotapes.
  • Anlei­tung zu wirk­sa­men Kräf­ti­gungs- und Dehn­übun­gen (Stret­ching) kön­nen Phy­sio- und Sport­the­ra­peu­ten geben. Bei­spiel Kräf­ti­gung: auf dem Vor­fuß auf einer Trep­pen­stu­fe ste­hen, den Kör­per in den Zehen­stand heben und wie­der absen­ken (15 Wie­der­ho­lun­gen in 1–3 Serien).

Barfuß- oder Vorfuß-Laufen: Vorbeugung und Therapie in einem

Hackenschmerz

Der letz­te Vor­schlag einer phy­sio­the­ra­peu­ti­schen Übung zeigt bereits, dass die har­mo­ni­sche Kräf­ti­gung der Fuß- und Waden­mus­ku­la­tur das A und O der Vor­beu­gung und The­ra­pie der Fer­sen­sporn-Beschwer­de­bil­der ist. Die bes­te Übung hier­für ist Vor­fuß-Aus­dau­er­lauf, das soge­nann­te “natür­li­che Lau­fen” (Jog­gen, natu­ral run­ning). Hier­bei wird auf dicke gepols­ter­te (Lauf-)Schuhe ver­zich­tet und – idea­ler­wei­se – bar­fuß oder mit mini­ma­lem Schutz der Fuß­soh­len gelau­fen (zum Bei­spiel mit 5Fingers® von Vibram). Kommt der Fuß beim Lau­fen auf dem Vor­fuß auf (Lau­fen ist eigent­lich Sprin­gen von Fuß zu Fuß …!), ent­las­tet dies zum einen die schmerz­haf­te Hacken­re­gi­on. Viel wich­ti­ger aber: Beim all­mäh­li­chen Auf­trai­nie­ren der evo­lu­tio­när ent­stan­de­nen, natür­lich Bar­fuß­lauf-Fähig­keit wird die Mus­ku­la­tur von Füßen und Unter­schen­keln kräf­tig auf­ge­baut. Nicht sel­ten ver­kürzt sich dabei über Mona­te und Jah­re sogar ein Knick‑, Senk‑, Spreiz­fuß wieder!

Die Ein­schät­zung von Ortho­pä­den, Phy­sio- und Sport­the­ra­peu­ten zum Bar­fuß­lau­fen ist über­wie­gend nega­tiv. Natür­lich, die­ser Lauf­stil macht vie­le die­ser Heil­be­ruf­ler arbeits­los! Rich­tig ist, dass Bar­fuß­lauf für vie­le Men­schen nicht mehr erlern­bar ist – zu sehr schwer sind die ange­bo­ren oder erwor­be­nen struk­tu­rel­len Defor­mi­tä­ten am Bewe­gungs­ap­pa­rat. Für alle ande­ren soll­te aber Natu­ral Run­ning – aber nur in stei­gen­der Dosie­rung, um Über­las­tun­gen vor­zu­beu­gen! – zur Stan­dard­the­ra­pie gehö­ren. Solan­ge die Beschwer­den noch vor­han­den sind, ist beim Bar­fuß-Gehen Vor­sicht gebo­ten: Wenn näm­lich die Hacke/​Ferse rela­tiv unge­schützt auf dem Boden auf­ge­setzt wird, kann dies recht weh tun und soll­te ver­mie­den werden.

Erfahrungsheilkunde aus Heilpflanzen: Durchblutungsförderung und Selbstmassage

Rho­do­den­dron-Sal­be cp. Die spe­zi­el­len, aus der alche­mis­ti­schen Medi­zin stam­men­den Heil­mit­tel der Spa­gy­rik in die­sem Prä­pa­rat wer­den ger­ne bei Fer­sen­sporn, Plant­ar­seh­nen-Rei­zung und ‑Ent­zün­dung und ande­ren Funk­ti­ons-Stö­run­gen von Füßen und unte­rem Bewe­gungs­ap­pa­rat ein­ge­setzt. Die Rho­do­den­dron cp-Sal­be (PZN 5957487) kann ent­we­der als Sal­ben­ver­band über Nacht auf­ge­tra­gen wer­den. Oder – noch bes­ser – bei einer sanf­ten Mas­sa­ge des betrof­fe­nen Fußes über 10–15 Minu­ten ein­mas­siert wer­den. Gera­de bei Sym­pto­men wie Miss­emp­fin­dun­gen, Taub­heits­ge­füh­len und natür­lich Schmer­zen ist die Anwen­dung der Rho­do­den­dron cp-Sal­be hilf­reich. Selbst wenn die Kno­chen mit­be­trof­fen sind, wie zum Bei­spiel beim Fer­sen­sporn, leis­tet die Sal­be wert­vol­le Diens­te. Denn – neben ihren Wirk­stof­fen – för­dert die Mas­sa­ge die Durch­blu­tung des funk­ti­ons­ge­stör­ten Gewe­bes. Die Sal­be ent­hält neben rost­far­be­ner Alpen­ro­se (Rho­do­den­dron fer­ru­gi­ne­um) auch blau­en Eisen­hut (Aco­ni­tum napel­lus), Hunds­ro­se (Rosa cani­na), Ros­ma­rin (Ros­ma­ri­nus offi­ci­na­lis) und Wein­re­be (Vitis vini­fera).

Autor
• Rai­ner H. Buben­zer, Gesund­heits­be­ra­ter Heilpflanzen-Welt.de, April 2016.
Bild­nach­weis
• SENTELLO (fotolia.com, 88904383).
• piranha13 (fotolia.com, 67544743).
Quel­len
[1] Wes­sing­ha­ge T, Feil W, Ryf­­fel-Hausch J: Sport­ver­let­zun­gen von A‑Z: Gesund­heits­coach – Von Schul­me­di­zin bis Natur­heil­kun­de: rasche Hei­lung /​​ bes­se­re Rege­ne­ra­ti­on /​​ schnell wieder
aktiv. Haug, Stutt­gart, 2009 (Buch bei Ama­zon bestel­len).
[2] Zal­pour C (Hrsg.): Sprin­ger Lexi­kon Phy­sio­the­ra­pie. Sprin­ger, Hei­del­berg, 2014 (Buch bei Ama­zon bestel­len).
wei­te­re Infos
Fehl- und Über­be­las­tun­gen im Bereich der Arme.
• BGA/­B­­fArM-Mono­­­gra­­fie Arni­ca mon­ta­na (Arni­ca).
• BGA/­B­­fArM-Mono­­­gra­­fie Rho­do­den­dri fer­ru­gin­ei foli­um (Rost­ro­te Alpenrosenblätter).





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