Lesetipp: Naturheilkunde bei Krebs. Aktiv zur Genesung beitragen. Beschwerden und Nebenwirkungen lindern

Vor­ab ein paar grund­sätz­li­che Infor­ma­tio­nen: Es gibt 250 unter­schied­li­che Krebs­ar­ten, man­che Exper­ten spre­chen sogar von 600. Und täg­lich wer­den es mehr, denn in der Erfor­schung des Krebs pas­siert welt­weit täg­lich Neu­es. Die Erkennt­nis­se neh­men erfreu­li­cher­wei­se rasant zu und damit auch die The­ra­pie­mög­lich­kei­ten. Den Grund­stein für die­se Ent­wick­lung leg­te Richard Nixon 1971 mit sei­nem Feld­zug “War on Can­cer” – Krieg gegen Krebs. Sei­ne Initia­ti­ve hat­te das Ziel, in den nach­fol­gen­den 25 Jah­ren wirk­sa­me Medi­ka­men­te bei Krebs­er­kran­kun­gen zu fin­den. Nixons Initia­ti­ve wur­de mit enor­men For­schungs­gel­dern geför­dert und hat­te Aus­wir­kun­gen auf ande­re Regie­run­gen welt­weit, die eben­falls Gel­der zur Ver­fü­gung stell­ten. Heu­te, 46 Jah­re spä­ter, kön­nen Wis­sen­schaft­ler und Phar­ma­ko­lo­gen gute Erfol­ge vor­wei­sen: Für vie­le Krebs­ar­ten gibt es Medi­ka­men­te oder Behand­lun­gen, die Krebs­er­krank­ten vie­le wei­te­re Lebens­jah­re bei zum Teil sehr guter Lebens­qua­li­tät ermög­li­chen. Krebs ist heu­te in den meis­ten Fäl­len kei­ne töd­li­che Krank­heit mehr so wie frü­her, son­dern eine chro­ni­sche Erkran­kung. Bei man­chen Krebs­ar­ten bestehen sogar gute Heilungschancen.

Diagnose Krebs

Trotz­dem ist die Dia­gno­se Krebs immer noch mit Schre­cken, Unsi­cher­heit und gro­ßen Ängs­ten bei den Betrof­fe­nen ver­knüpft. Zu Recht, denn Krebs­er­kran­kun­gen – auch wenn die­se behan­del­bar gewor­den sind – brin­gen Leid über die Betrof­fe­nen, ihre Ange­hö­ri­gen und Freun­de: Sind die stra­pa­ziö­sen Dia­gno­se­ver­fah­ren über­stan­den, Dia­gno­sen end­lich ein­deu­tig gestellt, müs­sen die The­ra­pien bewäl­tigt wer­den. Krebs ist eine häu­fi­ge Erkran­kung. Sie gilt nach wie vor als Alters­er­kran­kung. Doch gibt es eine wach­sen­de Zahl von jun­gen Erwach­se­nen oder sol­chen “im bes­ten Alter”, bei denen Krebs dia­gnos­ti­ziert wird. Zahl­rei­che Krebs­pa­ti­en­ten emp­fin­den die schul­me­di­zi­ni­schen Behand­lun­gen als ein­sei­tig, weil die­se meist nur auf die kör­per­li­che Sym­pto­ma­tik bezo­gen ist. Die Pati­en­ten ent­wi­ckeln dann häu­fig ein Bedürf­nis nach ganz­heit­li­chen The­ra­pien und Behand­lun­gen – also die See­le und den Geist mit ein­be­zie­hend. Oder Betrof­fe­ne wol­len den neben­wir­kungs­rei­chen schul­me­di­zi­ni­schen The­ra­pien nicht so aus­ge­lie­fert sein. Sie suchen nach natur­heil­kund­li­chen Mög­lich­kei­ten, um dar­über bei­spiels­wei­se wie­der hand­lungs­fä­hig zu wer­den, den Lebens­mut und ‑Freu­de wiederzuerlangen.

Und nun zur Buchbesprechung:

© hum­boldt

Mitt­ler­wei­le gibt es zahl­rei­che Rat­ge­ber oder Bücher, die sich mit natur­heil­kund­li­chen Maß­nah­men für Krebs­kran­ke beschäf­ti­gen. Die Heil­prak­ti­ker Anne Wanit­schek und Sebas­ti­an Vigl haben “Natur­heil­kun­de bei Krebs. Aktiv zur Gene­sung bei­tra­gen, Beschwer­den und Neben­wir­kun­gen lin­dern” geschrie­ben. Das Buch umfasst 150 Sei­ten und ist über­sicht­lich gestal­tet. Die Tex­te sind gut ver­ständ­lich, es wird weit­ge­hend auf “Medi­zi­ner­deutsch” ver­zich­tet. Die Heil­prak­ti­ker leh­nen sich an das von der Bio­lo­gi­schen Krebs­ab­wehr ent­wi­ckel­te “4‑Säu­len-Anti-Krebs-Pro­gramm” an. Wobei die Autoren zusätz­lich die Erkennt­nis­se der moder­nen Epi­ge­ne­tik oder neue­re Stu­di­en mit ein­flie­ßen las­sen. Die vier Säu­len basie­ren auf 1) kör­per­li­cher Bewe­gung, 2) rich­ti­ger Ernäh­rung 3) see­li­scher Unter­stüt­zung und Stress­ma­nage­ment 4) Ein­nah­me von Selen, Vit­amin D und Arz­nei­pil­zen. Die Autoren gehen davon aus, dass die­se Maß­nah­men zusätz­lich zu den schul­me­di­zi­ni­schen Maß­nah­men erfol­gen. Sie sind vom Kon­zept über­zeugt, dass sich mit die­sen vier genann­ten Fak­to­ren “gefürch­te­te Krebs-Gene zum Schwei­gen brin­gen las­sen oder zumin­dest Lin­de­run­gen erge­ben”. Folg­lich basie­ren ihre Rat­schlä­ge auf eben die­ser Annah­me. Dies ist des­halb wich­tig zu erwäh­nen, weil es selbst­ver­ständ­lich in der Natur­heil­kun­de noch zahl­rei­che wei­te­re Aus­sa­gen oder Ansät­ze zur Krebs­ent­ste­hung, ‑Behand­lung wie ‑Lin­de­rung gibt.

Übersichtlichkeit und Hilfe für den Alltag

Posi­tiv zu bewer­ten sind im bespro­che­nen Buch die über­sicht­li­chen, farb­lich gestal­te­ten Tabel­len zu Nah­rungs­mit­teln (Säu­le Ernäh­rung), die als soge­nann­te “Anti-Krebs-Stof­fe” dar­ge­stellt wer­den. Auf­ge­führt wer­den dabei Sub­stan­zen oder Wirk­stof­fe und ihr häu­fi­ges Vor­kom­men in Nah­rungs­mit­teln. Der rote Farb­stoff Lyco­pin oder Beta­nin ist bei­spiels­wei­se reich­lich in Toma­ten­mark und Roter Bee­te, Toma­ten oder Fei­gen­kak­tus­früch­ten ent­hal­ten. Sie sol­len die “Abläu­fe in einer Krebs­zel­le stö­ren”, so die Autoren. Inter­es­sier­te kön­nen sich leicht einen Über­blick über die auf­ge­führ­ten “beson­ders gesun­den” Lebens­mit­tel ver­schaf­fen und sich somit über die Ernäh­rung unter­stüt­zen. Die Autoren haben eben­falls dar­an gedacht, die ver­schie­de­nen Sta­di­en der Krebs-Behand­lun­gen zu beden­ken. Krebs­pa­ti­en­ten, die gera­de eine Che­mo­the­ra­pie durch­ma­chen, benö­ti­gen in der Regel etwas ande­res als Pati­en­ten in einer Wie­der­auf­bau­pha­se. So mögen Pati­en­ten wäh­rend der Che­mo­the­ra­pie – wenn über­haupt nur gekoch­tes oder gedüns­te­tes Essen. Roh­kost ist zu blä­hend und kann wäh­rend der Che­mo­the­ra­pie zusätz­li­ches Unwohl­sein ver­ur­sa­chen. Die Autoren füh­ren also brauch­ba­re All­tags­tipps eben für die unter­schied­li­chen Sta­tio­nen von Krebs­er­kran­kun­gen an. Nütz­lich sind eben­falls Hin­wei­se auf emp­foh­le­ne Trink­men­gen wäh­rend pro­ble­ma­ti­scher Behand­lun­gen, geziel­te Ver­wen­dun­gen von Heil­kräu­ter-Tees, die z.B. den Appe­tit anre­gen oder die Schleim­häu­te schüt­zen hel­fen. Aus­ge­zeich­net sind zudem die Hin­wei­se auf Selbst­hil­fe­grup­pen oder Mög­lich­kei­ten der Zuhil­fe­nah­me von pro­fes­sio­nel­ler Unter­stüt­zung durch Psy­cho­on­ko­lo­gen oder sozia­le Bera­tungs­stel­len, Kos­ten­über­nah­men durch Kran­ken­kas­sen. Für Inter­es­sier­te wur­den Infor­ma­tio­nen oder ers­te Hil­fen zur Bewäl­ti­gung des All­tags zusam­men­ge­tra­gen. Selbst­ver­ständ­lich ist es nicht mög­lich, in einem 150-sei­ti­gen Rat­ge­ber Infor­ma­tio­nen und Tipps für alle Krebs­er­kran­kun­gen und ihren sehr unter­schied­li­chen Facet­ten darzustellen!

Gewohnheitstier Mensch

Das Buch kann sozu­sa­gen als “Stein­bruch” ver­wen­det wer­den, um sich per­sön­lich Brauch­ba­res oder Hilf­rei­ches her­aus­zu­su­chen. Es kann zum Nach­den­ken anre­gen, viel­leicht Neu­es lie­fern oder Anlass sein, das eine oder ande­re aus­zu­pro­bie­ren. Das ist schon sehr viel! Denn machen wir uns nichts vor: Sicher ist der Ansatz rich­tig, die Ernäh­rung umzu­stel­len und Gesün­de­res zu essen. Doch Gewohn­hei­ten oder “was der Bau­er nicht kennt, dass isst er nicht”, kön­nen einer grund­sätz­li­chen Ernäh­rungs­um­stel­lung schon im Wege ste­hen. Dass Bewe­gung und Kraft­sport in allen Pha­sen der Krebs­er­kran­kung einen hohen Stel­len­wert zur Ver­bes­se­rung der Lebens­qua­li­tät auf kör­per-geis­tig-see­li­scher Ebe­ne haben, ist unbestritten.[1] Das Sel­be gilt für die Erler­nung von Ent­span­nungs­ver­fah­ren, denn an Krebs erkrankt sein bedeu­tet für die meis­ten Men­schen Stress. Des­halb wird Krebs­pa­ti­en­ten anemp­foh­len, Ent­span­nungs­ver­fah­ren wie Yoga, Acht­sam­keits- oder Atem­übun­gen zu erler­nen. Nicht nur zur Ent­span­nung, son­dern auch um Gelas­sen­heit zu üben. Oder den per­sön­li­chen Fokus auf hoff­nungs­vol­le Lebens- und Seins­be­rei­che zu rich­ten, als auf die Krankmachenden.

Voraussetzung: Gesichertes Einkommen

Bei den vor­ge­schla­ge­nen Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln oder auch beson­de­ren Nah­rungs­mit­teln im bespro­che­nen Buch wer­den nicht weni­ge Pati­en­ten an ihre finan­zi­el­len Gren­zen sto­ßen. Die meis­ten Kos­ten müs­sen näm­lich aus eige­ner Tasche bezahlt wer­den. Ver­ges­sen wird bei sol­chen Vor­schlä­gen häu­fi­ger, dass zahl­rei­che Krebs­pa­ti­en­ten z.B. arbeits­los wer­den, früh­zei­tig in Ren­te gehen (müs­sen) und des­halb oft­mals ein gerin­ge­res Ein­kom­men zur Ver­fü­gung haben. Es wer­den also eher Pati­en­ten ange­spro­chen, die finan­zi­ell so gesi­chert sind, dass sie sich Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel und ande­res leis­ten können.
Noch ein wei­te­rer Aspekt muss erwähnt wer­den: Alle Krebs­pa­ti­en­ten sind ein­zig­ar­tig, haben eine eige­ne Geschich­te oder eige­ne Pro­ble­me zu bewäl­ti­gen. Gene­rell gestal­te­te “4‑Säu­len-Anti-Krebs­pro­gram­me” kön­nen nicht wirk­lich bei allen indi­vi­du­el­len Krebs­er­kran­kun­gen hel­fen – des­halb noch­mals der Hin­weis auf den Stein­bruch. Erfah­rungs­ge­mäß gehen Krebs­pa­ti­en­ten höchst unter­schied­lich mit ihrer Erkran­kung um. Auch hapert es an der soge­nann­ten Com­pli­ance. Com­pli­ance bedeu­tet “The­ra­pie­treue” oder das Befol­gen von ärzt­li­chen Rat­schlä­gen und The­ra­pien. Stu­di­en und Umfra­gen [2] haben erge­ben, dass nur 33 Pro­zent der Krebs­pa­ti­en­ten über­haupt regel­mä­ßig ihre Krebs-Medi­ka­men­te in der ver­ord­ne­ten Wei­se ein­neh­men. Die ande­ren zwei Drit­tel der Pati­en­ten neh­men ihre schul­me­di­zi­nisch ver­ord­ne­ten Medi­ka­men­te unre­gel­mä­ßig oder gar nicht ein, weil sie z.B. die Neben­wir­kun­gen fürch­ten. Sie neh­men die Krebs-Erkran­kung nicht in dem Maße ernst oder “ver­drän­gen” die­se (hier hel­fen Selbst­hil­fe­grup­pen, bei der Auf­klä­rung). Weni­ge suchen sogar gleich nach Alter­na­ti­ven, um die “schwe­ren” schul­me­di­zi­ni­schen Medi­ka­men­te durch “leich­te­re” Pflanz­li­che oder Natur­heil­kund­li­che zu erset­zen. Doch: Nach gegen­wär­ti­gem medi­zi­ni­schem Stand soll­ten natur­heil­kund­li­che Maß­nah­men z u s ä t z l i c h zur schul­me­di­zi­ni­schen Krebs-Behand­lung ver­wen­det wer­den, nicht ausschließlich!

Des­halb ist auch wich­tig, dass jede geplan­te natur­heil­kund­li­che Maß­nah­me und The­ra­pie, mit den behan­deln­den Onko­lo­gen bespro­chen wird. Hält der behan­deln­de Onko­lo­ge oder Onko­lo­gin nichts von Natur­heil­kun­de, las­sen sich sicher­lich Onko­lo­gen fin­den, die die­sen Metho­den auf­ge­schlos­sen gegen­über­ste­hen. Denn: Pflanz­li­che Mit­tel, die als nur “leicht ver­träg­lich” gel­ten, wir­ken trotz­dem! Die­se Mit­tel kön­nen sehr wohl schul­me­di­zi­ni­sche Krebs-Medi­ka­tio­nen beein­träch­ti­gen, stö­ren oder sogar ver­hin­dern. Des­halb: Von den geplan­ten Ernäh­rungs­um­stel­lun­gen oder Ein­nah­men von Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln soll­ten die behan­deln­den Onko­lo­gen immer in Kennt­nis gesetzt wer­den. In den letz­ten Jah­ren wird ger­ne von ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten, auf­ge­klär­ten Pati­en­ten gespro­chen – Dis­kus­sio­nen mit Ärz­ten gehö­ren dazu! Damit erlan­gen ihre Pati­en­ten Selbst­be­stim­mung zurück und wer­den auch ent­spre­chend handeln.

Wanit­schek A, Vigl S: Natur­heil­kun­de bei Krebs. Aktiv zur Gene­sung bei­tra­gen. Beschwer­den und Neben­wir­kun­gen lin­dern. Hum­boldt, Han­no­ver, 2017. 19.99 Euro (direk­te Bestel­lung bei Ama­zon)

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (Okto­ber 2017).
Quel­len
[1] Bau­mann Freerk, Jäger Elke, Bloch Wil­helm: Sport und kör­per­li­che Akti­vi­tät in der Onko­lo­gie. Sprin­­ger-Ver­­lag Ber­lin Hei­del­berg 2012.
[2] Geiss­ler J, Sharf,G, Bom­bac F, Daban M,De Jong J, Gavin T, Peloucho­va J, Dzi­win­ski D, Has­ford J, Hoff­mann VS: Fac­tors influen­cing adhe­rence in CML and ways to impro­ve­ment: Results of a pati­ent-dri­­ven sur­vey of 2546 pati­ents in 63 count­ries. Jour­nal of Can­cer Rese­arch and Cli­ni­cal Onco­lo­gy. 2017 July;(143):1167–1176.
wei­te­re Infos
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