Ginseng: Verbessert das Immunsystem und allgemeine Belastungsfähigkeit
Panax ginseng
Familie: Araliengewächse (Araliaceae)
Informatives
Eine Pflanze kostbarer als Gold – als solche galt der Ginseng über Jahrhunderte in China und in Korea. Aber was ist es, das die Heilpflanze so wertvoll macht?
Seit über 2000 Jahren gilt der Ginseng als ein wirksames Heilmittel sowie als Garant für eine gute Gesundheit und ein langes Leben. Und wer wünscht sich nicht bis ins hohe Alter fit und vital zu sein; die Endlichkeit des Lebens zu verzögern?
Es wäre utopisch zu behaupten, dass der Ginseng zu ewiger Jugend verhelfen kann. Wohl aber kann die Pflanze das Immunsystem positiv beeinflussen, die körperliche sowie die geistige Leistungsfähigkeit fördern und die Lebensqualität verbessern: Man leidet seltener an Infekten und fühlt sich körperlich stark und ist auf geistiger Ebene gut konzentriert sowie aufnahmefähiger als ohne den Ginseng.
Unterschieden werden der Weiße und der Rote Ginseng. Beim Weißen Ginseng handelt es sich um die geschälte, gebleichte und anschließend getrocknete Wurzel. Roter Ginseng ist die frisch geerntete Wurzel, die anschließend mit Wasserdampf behandelt und dann getrocknet wird. Ginsengarzneimittel können von beiden Zubereitungen gewonnen werden. Der Rote Ginseng soll dem Weißen Ginseng qualitativ leicht überlegen sein.
Botanische Beschreibung
Ginseng (botanisch: Panax ginseng) ist eine mehrjährige und krautige Staudenpflanze. Ihr charakteristisches Merkmal ist die verzweigte Wurzel, deren Form an eine menschliche Gestalt erinnert.
Der aufrecht wachsende Stängel des Ginsengs ist einfach und unverzweigt. An ihn gliedern sich die gestielten 5‑zähligen, gefingerten Blätter an. Sie werden zwischen 4 – 15 cm lang. Der Blütenstand bildet eine Dolde. Ginsengblüten sind zweigeschlechtlich (zwittrig) und von weißlichgrüner Farbe. Aus ihnen entwickeln sich nach der Blütezeit dunkelrote, erbsengroße Steinfrüchte.
Wirksame Bestandteile
Zur therapeutischen Behandlung wird die Wurzel vom Ginseng eingesetzt. Zu Deutsch heißt der Wirkstoff Ginsengwurzel. In der internationalen Fachsprache wird die Ginsengwurzel außerdem Ginseng radix (Latein) genannt.
Ginsengwurzel – Ginseng radix
Auf einen Blick | |
Anwendungsbereiche: | • Stärkung des Immunsystems • Wiederherstellung der körperlichen Gesundheit nach Krankheit (Rekonvaleszenz) • Erhöhung der körperlichen Leistungsfähigkeit • Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit |
Wichtige Inhaltsstoffe: | • Triterpensaponine (Ginsenoside) |
Wirkungen: | • Stimulation der spezifischen Abwehr • Anregung körpereigener Gewebshormone (Interferone) mit immunstimulierender, antiviraler und antitumoraler Wirkung • Erhöhung der Konzentration • Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit und Erholung nach Krankheit |
Anwendungsgebiete
Wenn es darum geht, die köpereigenen Abwehrkräfte, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu stärken, ist die Ginsengwurzel als Wirkstoff sehr gut geeignet. Einzig Extrakte aus der Taigawurzel zeigen vergleichbare Eigenschaften.
Die Ginsengwurzel wurde von allen wichtigen offiziellen medizinischen Institutionen positiv bewertet. Dazu gehören der europäische Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie (ESCOP), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Kommission E des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte.
ESCOP, die WHO und die Kommission E befürworte die Anwendung der Ginsengwurzel:
• zur schnellen Genesung nach vorangegangener Krankheit (Rekonvaleszenz)
• als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits‑, Schwächegefühl
• als Tonikum bei nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit.
Inhaltsstoffe
Die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe der Ginsengwurzel heißen Triterpensaponine, die auch als Ginsenoside bezeichnet werden. Bislang konnten 11 verschiedene Einzelverbindungen dieser Ginsenoside identifiziert werden.
Ihre Wirkungen lösen die Inhaltsstoffe nachweislich als Gesamtkomplex aus. Das heißt, dass sich alle Triterpensaponine in der Ginsengwurzel gegenseitig unterstützen und dadurch ihre Wirkungen auslösen.
Diese Gesamtwirkung ist wiederum breit gefächert. So erhöhen die Inhaltsstoffe der Ginsengwurzel die Stressresistenz und sie stimulieren das Immunsystem, sodass die Anfälligkeit gegenüber Infekten wie Grippe vermindert werden kann. Außerdem vermindern die Triterpensaponine der Ginsengwurzel die geistige Ermüdung (zentral aktivierende Wirkung), erhöhen die Aufmerksamkeit, die Reaktionszeit sowie die Koordinationsfähigkeit.
Weitere Inhaltsstoffe der Ginsengwurzel sind wasserlösliche Polysaccharide und Polyine.
Wirkungen – Abwehrsystem
Nach einer langwierigen und schweren Krankheit dauert es manchmal eine ganze Weile, bis man die alte Leistungsfähigkeit zurückerlangt hat. Der Begriff Rekonvaleszenz wird in diesem Zusammenhang von Medizinern gern gebraucht. Rekonvaleszenz ist ein Prozess in dem der Gesundheitszustand vor Beginn einer Erkrankung wiederhergestellt wird.
Bei der Ginsengwurzel ist die Rekonvaleszenz hervorzuheben, weil die Extrakte aus der Wurzel einerseits die körperlichen Abwehrkräfte verbessern und außerdem den Körper und die Psyche nachweislich stärken.
In diesem Zusammenhang spielen einige Botenstoffe (Neurotransmitter bzw. Hormone) eine wichtige Rolle. Sie heißen Dopamin, Noradrenalin und Serotonin und haben beispielsweise einen Einfluss auf die Stimmung (Psyche) oder auf das Herz-Kreislaufsystem. Ist die hormonelle Balance unausgeglichen, so kann die Anpassungsfähigkeit an körperliche und psychische Stresssituationen vermindert sein. Das kann einerseits dazu führen, dass man sich ständig überfordert und gestresst fühlt, sowie außerdem der Genesungsprozess nach einer Krankheit lange Zeit in Anspruch nimmt.
Die Inhaltsstoffe der Ginsengwurzel sind nach längerer Krankheitsphase aber auch bei gesunden Menschen und Leistungssportlern zweigleisig wirksam.
Einerseits wirken Ginsengwurzelextrakte allgemein stärkend auf Körper und Psyche, weil der Wirkstoff die oben genannten Neurotransmitter aktiviert und reguliert. Aus diesem Grund fühlt man sich bei einer Therapie mit Ginsengwurzel „energiegeladener“ und ausgeglichener. Dieser Effekt ist u.a. darauf zurück zu frühen, dass die Herzfrequenz unter Belastung verbessert und die Sauerstoffaufnahme im Blut durch Ginsengwurzelextrakte erhöht wird.
Besonders interessant ist jedoch die Wirkung der Ginsenoside auf das Immunsystem.
Ginsengwurzelauszüge stimulieren die spezifische Abwehr. Sie bewirken, dass die wichtigen T‑Helferzellen und B‑Lymphozyten vermehrt gebildet werden. Die Aufgabe von T‑Helferzellen ist es primär anderen Blutzellen im Immunsystem Informationen zuzuspielen, damit diese gezielt gegen unerwünschte Krankheitserreger vorgehen können. Zusätzlich binden sie sich an B‑Lymphozyten und bewirken, dass sie sich vermehren. Dieser Vorgang ist deshalb so wichtig, weil B‑Lymphozyten zu Antikörper produzierenden Plasmazellen und B‑Gedächtniszellen umgewandelt werden. Sie können wiederum systematisch gegen bekannte Krankheitserreger vorgehen.
Zusätzlich bieten die Ginsengwurzelextrakte den Vorteil, dass sie die körpereigene Interferonproduktion vermehrt. Interferon ist vereinfacht gesagt ein Eiweiß, das Aufgaben als Botenstoff erfüllt. Es ist also ein Hormon und wird als körpereigens Gewebshormon vor allem von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gebildet. Das Besondere an dem Interferon ist, dass es neben der immunstimulierenden Wirkung insbesondere gegen Viren nützt und „unerwünschten“ Zellen entgegen wirken kann (Antitumor-Wirkung).
Auszüge aus der Ginsengwurzel sind daher besonders gut geeignet, um die Widerstandskräfte des Körpers zu verbessern und zu festigen, auch bei Erkrankungen mit einem geschwächten Immunsystem wie z.B. AIDS.
Bei einer akuten Infektion wie z.B. bei einem grippalen Infekt ist die Ginsengwurzel nicht das Mittel der ersten Wahl. Hier sind Extrakte beispielsweise aus dem Purpursonnenhutkraut oder der Blassfarbenen Sonnenhutwurzel besser geeignet.
Rezeptvorschlag
Tee
Überbrühen Sie 1 Teelöffel (3 g) der Ginsengwurzel mit 1 Tasse (150 ml) kochendem Wassers. Decken Sie den Tee anschließend zu und filtern Sie die Ginsengwurzel nach 5 bis 10 Minuten wieder ab.
Dosierung: Trinken Sie täglich 1 Tasse Ginsengtee über einen Zeitraum von maximal 3 Monaten.
Risiken
Bei der empfohlenen Anwendungsdosis der Ginsengwurzel sind keine Risiken zu erwarten.
Die Anwendungsdauer sollte nicht länger als 3 Monate betragen, was durch nicht auszuschließende hormonartige Wirkungen begründet ist. (Ginsengwurzelextrakte können die körpereigene Kortisonbildung verstärken).
Als weitere Probleme wurden mögliche Blutdrucksteigerungen, Unruhezustände, Schlaflosigkeit und Libidosteigerung berichtet.
Als Nebenwirkungen können Magenschmerzen, Übelkeit und Durchfall auftreten.
Kinder unter 12 Jahre, Schwangere und Stillende sollten außerdem keine Ginsengwurzelextrakte einnehmen. Es fehlen Untersuchungen zur Unbedenklichkeit.
Sollten Sie eine Gerinnungstherapie, z.B. mit Phenprocoumon oder Warfarin, durchführen oder an Diabetes mellitus erkrankt sein, besprechen Sie die Anwendung von Ginsengwurzel Zubereitungen mit Ihrem Arzt. Die Wirkung von Gerinnungshemmern kann geschwächt werden und der Blutzuckerspiegel kann sich verändern.
Handelspräparate
Die Ginsengwurzel (Weiße und Rote) ist in Form von loser Ware sowie als apothekenpflichtige, rezeptfreie Arzneimittel erhältlich, z.B. in Form von Kapseln oder Dragees.
Teilweise werden Ginsengwurzelextrakte zudem als Nahrungsergänzungsmittel und/oder in Kombination mit anderen pflanzlichen Wirkstoffen angeboten.
Achten Sie beim Kauf unbedingt auf höchstmögliche Güte des Wirkstoffes. Diese ist bei Arzneimittelqualität gewährleistet.
Bitte dosieren Sie den Wirkstoff wie in der Packungsbeilage oder von Ihrem Arzt, Apotheker oder Heilpraktiker empfohlen.
zitiert nach
• Nadine Berling-Aumann: Die besten Heilpflanzen für das Immunsystem. Kindle/Selbstverlag, 2013.
Bildnachweis
• Maksim Šmeljov (fotolia.com, 49062401).