immun [lat.] = unempfänglich.
Begründer:
Bereits die altüberlieferte Erfahrungsheilkunde bediente sich bestimmter Verfahren zur Stärkung des Immunsystems – auch wenn das Wissen über das körpereigene Abwehrsystem noch gering war. Die neuen Erkenntnisse der Immunologie bestätigen viele dieser Verfahren und ergänzen sie durch neue Mittel und Therapien.
Ausführung:
Der menschliche Körper verfügt über ein Abwehrsystem (Immunsystem), das eindringende Krankheitskeime unschädlich machen kann und vor Infektionen aller Art schützt. Das Immunsystem kann jedoch durch körperliche und seelische Einflüsse geschwächt werden. Deshalb sollte es, z. B. nach schweren Krankheiten, Operationen oder in “stressigen Zeiten”, durch Immuntherapien gestärkt werden. Immuntherapien können spezifisch oder unspezifisch wirken. Zu den spezifischen Immuntherapien gehören Impfungen, die jedoch der Schulmedizin vorbehalten sind. Dabei werden bestimmte Krankheitserreger wie Bakterien und Viren (in abgeschwächter oder abgetöteter Form), gegen die das Immunsystem spezielle Antikörper produziert, in den Körper eingebracht. Diese Antikörper können lebenslang im Körper bleiben, so daß das Immunsystem gleiche, tatsächlich eindringende Krankheitserreger sofort erkennt und unschädlich machen kann. Die Naturheilkunde bedient sich der unspezifischen Immuntherapien. Dabei geht es darum, das Immunsystem allgemein zu aktivieren und zu stärken, damit es Infektionen wie Grippe, Schnupfen und Katarrh, chronischen Entzündungen, Allergien, Gicht und Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises entgegenwirken kann.
Zu den unspezifischen Immuntherapien gehören eine ausgewogene, möglichst naturbelassene und vollwertige Ernährung (Ernährungstherapien), regelmäßige Wasseranwendungen der Kneipp-Therapie sowie Dampfbad – und Saunabesuche. Aus der Heilpflanzenkunde sind ebenfalls Mittel bekannt, die das Immunsystem stärken können. Bei erhöhter Ansteckungsgefahr von Erkältungskrankheiten können z. B. vorbeugend die Wirkstoffe des Roten Sonnenhuts helfen. Als natürliche Immuntherapie werden in bestimmten Fällen Enzympräparate (Enzymtherapie) verabreicht, z. B. vorsorglich vor oder nach einer Operation. Viele Naturheilkundler bevorzugen bestimmte Zelltherapien, um das Immunsystem zu stimulieren. Neben diesen körperlichen Maßnahmen darf die geistig-seelische Komponente nicht vergessen werden. Wie jeder Mensch weiß, ist er in besonders belasteten Zeiten anfälliger für Krankheiten, nicht zuletzt deshalb, weil er durch äußeren Streß oder Probleme seinen Körper vernachlässigt. Deshalb sollte in Krisenzeiten viel Wert auf die Körperpflege und ‑versorgung gelegt werden. Bei Krankheiten, die eine besondere psychische Belastung mit sich bringen, kann auch eine entsprechende Psychotherapie im weitesten Sinne zu den Immuntherapien gezählt werden.
Wirkungsweise:
Naturheilkundliche, unspezifische Immuntherapien sollen dem Körper eine Art heilsamen Schock versetzen, so daß er seine Selbstheilungskräfte mobilisiert und sich von schädlichen Stoffen und Schlacken z. B. durch Methoden des Ausleitens befreien kann. Das funktioniert aber nur, wenn alle anderen Körpersysteme intakt sind. Deshalb unterstützt eine gesunde Ernährung das Immunsystem, indem sie den Organismus mit wichtigen Nährstoffen aufbaut. Wasseranwendungen trainieren die Blutgefäße, so daß der Stoffwechsel in Schwung kommt. Enzyme helfen dem Immunsystem bei der Aufspaltung von Krankheitskeimen, und die Wirkstoffe von Heilpflanzen unterstützen je nach ihrer speziellen Wirkungsweise.
Status:
Die meisten unspezifischen Immuntherapien werden von der Schulmedizin befürwortet. Sie bedient sich jedoch lieber eigener, spezifischer Immuntherapien, die nicht immer im Sinne der Naturheilkunde sind. Patienten sollten im Gespräch mit dem Arzt oder Heilpraktiker nach ihrer eigenen körperlichen Konstitution entscheiden, in welchem Umfang sie Immuntherapien nutzen möchten.
Quelle
© Mit freundlicher Genehmigung des Honos Verlages, Köln, 2010.