Attichholder

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Attich­hol­der, Sam­bu­cus ebu­lus L. [Zorn pl. med. Tab. 40.] mit dreit­hei­li­gen unäch­ten Blu­men­schir­men, und aus neun läng­lich spit­zi­gen, am Ran­de gezahn­ten Blätt­chen bestehen­den Blät­tern, deren Neben­blät­ter gezahnt sind, eine an schat­ti­gen, feuch­ten Orten drei bis vier Fuß hoch wach­sen­de kraut­ar­ti­ge Pflan­ze, mit aus­dau­ern­der krie­chen­der Wur­zel, wel­che im Juni und Juli blüht, und deren schwar­ze Bee­ren im August und Sep­tem­ber, doch nur im gemä­sig-ten Euro­pa reifen.

Die wei­che, fin­ger­di­cke, läng­li­che, weiß­li­che Wur­zel (rad. ebu­li) hat einen schärf­li­chen, bit­tern, wid­ri­gen Geschmack. In ältern Zei­ten brauch­te man die gan­ze Wur­zel, in neu­ern Zei­ten aber nur die Rin­de der Wur­zel (cor­tex ebu­li) als ein stark von oben und unten abfüh­ren­des, zugleich aber harn­trei­ben­des Mit­tel in der Was­ser­sucht und andern von zähem Schleim und erschlaff­ter Resorp­ti­ons­kraft der lympha­ti­schen Gefä­se her­rüh­ren­den Krank­hei­ten. Aeus­ser­lich leg­te man die grü­ne Rin­de auf ent­zünd­li­che, vor­züg­lich rosen­ar­ti­ge Geschwüls­te. Man kann die­sem heroi­schen Mit­tel sei­ne gro­ße Kraft nicht abspre­chen, wenn es mit Behut­sam­keit gebraucht wird.

Die noch stär­ker und wider­li­cher rie­chen­den Blät­ter (fol. ebu­li) leg­te man sonst auf rosen­ar­ti­ge und was­ser­süch­ti­ge Geschwüls­te. Sie sind fast blos noch als ein Haus­mit­tel im Gebrauche.

Die nur sehr sel­ten mehr ange­wen­de­ten Blu­men (flor. ebu­li) besit­zen eine noch stär­ke­re schweiß­trei­ben­de Kraft als die Blu­men des gemei­nen oder Schwarzholder.

Man bewahrt noch die getrock­ne­ten Bee­ren (bac­cae ebu­li, gra­na actes) auf. Die Alten aber (und hie und da noch der gemei­ne Mann) dick­ten den Saft der­sel­ben zum Rob ebu­li ein, wel­cher nebst den Bee­ren weit weni­ger abführt, aber des­to mehr auf Harn und Schweiß treibt, und größ­tent­heils nur, so wie die mit Wein auf­ge­gos­se­nen Samen (sem. ebu­li) gegen Was­ser­sucht gebraucht wor­den ist.

Blos bei schwam­mi­gen Kör­pern, und einer nicht zur Ent­zün­dung, wenigs­tens kei­ner andern als rosen­ar­ti­gen, sich nei­gen­den Natur der Krank­hei­ten kön­nen die Thei­le des Attich­hol­der ohne Scha­den ihre gro­ße Wirk­sam­keit äussern.

Der Saft muß bei sehr gelin­dem Feu­er abge­dampft wer­den, wenn er nicht alle sei­ne Kräf­te ver­lie­ren soll.