Beschlag

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Beschlag, (lori­ca­tio) ist der Ueber­zug eini­ger che­mi­schen Werk­zeu­ge mit einer erdi­gen Mas­se, theils um sie gegen die all­mäh­li­ge Zer­stö­rung im Feu­er zu ver­wah­ren, (wie der inne­re Beschlag der phar­ma­zeu­ti­schen Oefen von Eisen­blech,) theils den im frei­en Feu­er leicht zer­sprin­gen­den glä­ser­nen, stein­zeug­nen oder thö­ner­nen Gefä­sen einen Ueber­zug zu ver­schaf­fen, wel­cher nicht nur selbst von der jäh­lin­gen Abwech­se­lung der Hit­ze und Käl­te nichts lei­det, son­dern auch, als ein Zwi­schen­mit­tel zwi­schen der unglei­chen Flam­me und dem leicht zer­sprin­gen­den Gefä­se, letz-term nur eine all­mäh­li­ge, gleich­för­mi­ge Hit­ze mitt­heilt, und sie gegen die­sen Unfall sicher stellt.

Zu dem innern Beschla­ge ble­cher­ner Oefen nimmt man am bes­ten Einen Theil Ham­mer­schlag, eben soviel gesto­ße­ne Zie­gel­stei­ne und vier Thei­le guten Lehm, und kne­tet alles mit etwas Kalbs­haa­ren und Och­sen­blu­te zu einem gehö­rig dicken Tei­ge an, fünf Stü­cke, wel­che sehr wesent­lich sind. Letz­te­res stellt in der Hit­ze die Eisen­kal­ke im Zie­gel­meh­le und Lehme zu metal­li­schem Eisen wie­der her, und bil­det so eine sehr har­te fes­te Mas­se; die Haa­re ver­hin­dern das anfäng­li­che Bers­ten der Mas­se, wenn sie im Trock­nen begrif­fen ist, und der Ham­mer­schlag gie­bt ein mecha­ni­sches Bin­de­mit­tel ab in einer Hit­ze, wo die Haa­re schon ver­kohlt sind. Die bei sol­chen Oefen inwen­dig her­vor­ra­gen­den eiser­nen Stif­te, zwi­schen wel­che das Kled­werk gedrückt wird, hel­fen den Halt des Beschlags verstärken.

Einen ähn­li­chen äus­sern Beschlag kann man für gro­ße guß­ei­ser­ne Kes­sel und Retor­ten wäh­len. Auch glä­ser­ne, irde­ne und stein­zeug­ne Gefä­se, Retor­ten, Kol­ben, Abdampf­scha­len u.s.w. wer­den am bes­ten mit die­ser Mas­se beschla­gen, doch so, daß die trock­nen Ingre­di­en­zi­en, selbst der Lehm vor der Ver­mi­schung durch­ge­sie­bet wer­den. Man kne­tet alles bis zu der Kon­sis­tenz, als der eben zum Dre­hen bestimm­te Töp­fert­hon ist, am bes­ten noch etwas fes­ter. Nun taucht man den zu beschla­gen­den Theil des Gefä­ses in Was­ser, zieht es her­aus, und drückt mit eini­ger Gewalt die Mas­se der­ge­stalt an die­se benetz­te Ober­flä­che, daß ein durch­aus gleich dicker (1/​4 bis 1 Zoll star­ker) ebe­ner Beschlag ent­ste­he, ohne Lücken oder Vertiefungen.

Die andern gewöhn­li­chen Arten zu beschla­gen, sind weit umständ­li­cher, und haben kei­nen Vorzug.

Wo ein Beschlag zu einem Feu­er erfor­der­lich ist, wor­in Lehm zu Glas schmilzt, da muß der Ueber­zug aus wei­ßem Tho­ne und grob gepül­ver­tem vene­di-schem Talk, zu glei­chen Thei­len, mit Was­ser zum fes­ten Tei­ge gemischt, und der auf­ge­drück­te Beschlag lang­sam in frei­er Luft, und end­lich in gemä­sig­ter Hit­ze getrock­net wer­den, ehe man ihn in das hef­ti­ge Feu­er bringt.