Braunstein

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Braun­stein (Magne­si­um, Magne­sia vitria­riorum, Magne­sia nigra), ein har­ter, zuwei­len mul­mi­ch­ter, an den Hän­den schwarz abfär­ben­der, dem rohen Spieß­glanz im Ansehn sehr ähneln­der mine­ra­li­scher Kör­per von stahl­grau­er, schwärz­lich­ter oder röth­lich­ter Far­be, von strei­fich­tem Gewe­be und etwa 4, 000 spe­zi­fi­schem Gewich­te; eigent­lich der Kalk eines eig­nen sehr schwer­flüs­si­gen Halb­me­talls, des Braun­stein­kö­nigs, gewöhn­lich mit Kie­sel- und Kalk­er­de in ver-schied­nen Ver­hält­nis­sen vermengt.

Er unter­schei­det sich von ähn­li­chen Kör­pern vor­züg­lich dadurch, daß er mit schmelz­ba­rem Harn­sal­ze durch die äus­se­re wei­ße Flam­me der Email­lir­lam­pe zu einem pur­pur­farb­nen Gla­se schmelzt, wel­ches augen­blick­lich farbelos wird, wenn man die inne­re blaue Flam­me dar­auf strei­chen läßt, daß er sich nicht in Sal­pe­ter­säu­re vor sich auf­löst, wohl aber leicht nach Zusatz von etwas Zucker, Honig, Gum­mi u.s.w. und daß er aus die­ser und andern Auf­lö­sun­gen durch luft­saure Lau­gen­sal­ze zu einem wei­ßen Pul­ver gefäl­let wird, wel­ches in der Hit­ze schnell schwarz wird.

Aus­ser sei­nen übri­gen Eigen­schaf­ten, wel­che aus der Che­mie zu erse­hen sind, besitzt er fol­gen­de für die Phar­ma­zie unent­behr­li­che, daß er vor sich in Destil­lir-gefä­sen erhitzt unter allen bekann­ten Kör­pern die meis­te dephlo­gis­ti­sir­te Luft (w.s.) von sich gie­bt, am meis­ten aber durch Zusatz glei­cher Thei­le Vitri­ol­säu­re (auf die­se Art hat man aus sechs­zehn Unzen 3384 Kubik­zoll rei­ne Luft gezo­gen), daß er die damit destil­lir­te Sal­pe­ter­säu­re am wohl­feils­ten von der Vitri­ol­säu­re rei­nigt, und daß er die Salz­säu­re in Stand setzt, sich mit Wein­geis­te am voll­stän­digs­ten und innigs­ten zu versüßen.

Sei­ne Auf­lö­sung in Säu­ren sind bit­ter, und ver­spre­chen (bis jetzt noch unbe­kann­te) Heil­kräf­te. Man hat ihn zur Vor­be­rei­tungs­kur bei Ein­imp­fung der Rind­vieh­seu­che ange­wen­det, aber ohne bestimm­te Gründe.

Der für uns dien­li­che bricht am häu­figs­ten im säch­si­schen Erz­ge­bir­ge bei Anna­berg, Johann­ge­or­gen­stadt und Eiben­stock, auf dem Har­ze bei Ihle­feld, und in Thü­rin­gen bei Ilmen­au. Den sonst so geschätz­ten pie-mon­te­si­schen (Peri­g­ord­stein) kön­nen wir entbehren.