Kellerhalsseidelbast

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Kel­ler­hals­sei­del­bast, Daph­ne meze­re­um, L. [Zorn, pl. med. Tab. 3.] mit stiel­lo­sen zu drei bei­sam­men, an der Sei­te der Sten­gel ste­hen­den Blüt­hen, und kug­lich­ten Bee­ren, ein etwa vier Fuß hoher Strauch des käl­tern Euro­pa in erha­be­nen Gehe­gen auf san­di­gem Boden, wel­cher im März pur­pur­far­big blüht, noch ehe die Blät­ter erscheinen.

Die Alten bedien­ten sich des Bas­tes der äußerst bren­nend schme­cken­den Rin­de zu Haar­sei­len, vor­züg­lich in den Ohr­läpp­chen, gegen Augen­ent­zün­dun­gen; auch die Wur­zelzasern nahm man hie­zu. Sie kann­ten kei­nen wei­tern Gebrauch der Rin­de (Cort. Meze­rei) als den des Pul­vers zu einem (höchst gefähr­li­chen) Pur­gier­mit­tel. Die Neu­ern fin­gen an, den Absud davon gegen die vom Mis­brau­che des Queck­sil­bers nach­blei­ben­den nächt­li­chen Schmer­zen (beson­ders die in Bein­haut­ge­schwüls­ten) und die eben daher rüh­ren­den Geschwü­re mit gro­ßem Nut­zen zu gebrau­chen, so wie die fri­sche oder ein­ge­weich­te trock­ne Rin­de äußer­lich als ein ent­zün­den­des, ablei­ten­des Mit­tel (Exu­to­ri­um) statt des Bois de Garouvon dem Bein­blatt­sei­del­bast auf­zu­le­gen, mit glei­chem Erfolge.

Die im Heu­mo­nat rei­fen­den, dun­kel­ro­then, trock­nen Bee­ren (bac­cae coc­co­gni­dii, gra­na cni­dia) sind von der Grö­ße einer Erb­se, und ent­hal­ten einen run­den Kern mit einem ölich­ten wei­ßen Mar­ke von Anfangs mil­dem, dann fres­send bren­nen­dem Geschma­cke. Die Zei­ten sind vor­bei, wo man zwei bis drei sol­cher Kör­ner als ein dras­ti­sches Pur­gir­mit­tel ein­gab, oft mit Ver­lust des Lebens.

Schlei­me, Opi­ate und Milch in Men­ge sind Gegengifte.