Birke: Neue Chance bei gelenkzerstörendem Rheuma

Bir­ken­blatt

Bir­ken-Extrak­te kön­nen Immun­funk­tio­nen modu­lie­ren, zei­gen zahl­rei­che Stu­di­en der letz­ten Jah­re. Jen­seits der bereits bekann­ten harn­trei­ben­den, ent­zün­dungs­hem­men­den oder schmerz­lin­dern­den Effek­te der Bir­ke (Betu­la spp.) eröff­nen sich damit neue Begrün­dun­gen für tra­di­tio­nel­le Anwen­dungs­ge­bie­te des hei­len­den Baums [1, 2, 3]. Die wohl­tä­ti­gen Wir­kun­gen bei rheu­ma­ti­schen Erkran­kun­gen oder Gelenk­ver­schleiß wur­den bis­lang vor allem auf den Sali­cy­lat-Gehalt von Bir­ken-Extrak­ten zurück­ge­führt (wie z. B. in Aspi­rin) [4]. Die jetzt vor­ge­leg­ten Stu­di­en deu­ten dar­auf hin, dass Bir­ke mehr kann – näm­lich eine Nor­ma­li­sie­rung über­schie­ßen­der Immun­funk­tio­nen bewir­ken, die bei rheu­ma­ti­schen Erkran­kun­gen zu schmerz­haf­ten und ent­stel­len­den Gelenk­zer­stö­run­gen füh­ren. Bestä­tigt sich dies, könn­te es erst­mals ein pflanz­li­ches Basis­the­ra­peu­ti­kum für ent­zünd­li­che, rheu­ma­ti­sche Erkran­kun­gen geben, das die Krank­heits­ak­ti­vi­tät lang­fris­tig vor­teil­haft – bei weni­ger Neben­wir­kun­gen als her­kömm­li­che Basis­the­ra­pien – beeinflusst.

Die­se For­schun­gen sind der­zeit noch in frü­hen expe­ri­men­tel­len Sta­di­en, die noch nicht ein­mal über Zell- oder ers­te Tier­ver­su­che hin­aus gekom­men sind. Trotz­dem wit­tern schon fin­di­ge Unter­neh­mer das Poten­ti­al von Bir­ken­ex­trak­ten. Und haben bei der Euro­päi­schen Behör­de für Lebens­mit­tel­si­cher­heit (EFSA) in Padua/​Italien zahl­rei­che Anträ­ge gestellt, um Bir­ken­ex­trak­te als Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel (NEM) mit dem Leis­tungs­ver­spre­chen einer “Stei­ge­rung der Gelenk­ge­sund­heit” ver­kau­fen zu kön­nen. Das Pro­blem: Sol­che “Claims” von Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln dür­fen nur bei Gesun­den zutref­fen, sonst müss­te der ent­spre­chen­de Wirk­stoff ja als Arz­nei­mit­tel zur The­ra­pie einer Krank­heit zuge­las­sen wer­den. Die­ses Dilem­ma löst die EFSA regel­mä­ßig mit der Ableh­nung nahe­zu aller gesund­heits­be­zo­ge­nen Claims. Die Argu­men­ta­ti­on ist häu­fig iden­tisch: Es lie­gen kei­ne Stu­di­en vor, die bele­gen, dass Bir­ken-Extrak­te oder ande­re Heil­pflan­zen Gesun­de gesün­der machen. Genau­so frag­lich ist es, ob Wirk­stof­fe aus Natur oder Che­mie­la­bor bei Gesun­den die Ent­ste­hung von Krank­hei­ten ver­hin­dern kön­nen. Klar ist des­halb nur: Bir­ken-Extrak­te in zuge­las­se­nen Arz­nei­mit­teln (z. B. Heu­mann Bla­sen- und Nie­ren­tee Solu­bi­trat Uro) haben ihre Wir­kung bei bak­te­ri­el­len und ent­zünd­li­chen Erkran­kun­gen der ablei­ten­den Harn­we­ge oder bei Nie­ren­grieß (vie­le klei­ne Nierensteine).

Autor
• Rai­ner H. Buben­zer, Mul­ti­Med­Vi­si­on Ber­li­ner Medi­zin­re­dak­ti­on (2013).
Quel­len
[1] Grün­de­mann C, Gru­ber CW, Her­trampf A, Zehl M, Kopp B, Huber R: An aque­ous birch leaf extra­ct of Betu­la pen­du­la inhi­bits the growth and cell divi­si­on of inflamm­a­to­ry lym­pho­cytes. J Eth­no­phar­ma­col. 2011 Jul 14;136(3):444–51 (direk­ter Link).
[2] Huh JE, Hong JM, Baek YH, Lee JD, Choi DY, Park DS: Anti-inflam­m­a­­to­ry and anti-noci­cep­­ti­­ve effect of Betu­la pla­ty­phyl­la var. japo­nica in human inter­­leu­kin-1β-sti­­mu­la­­ted fibro­­blast-like syn­ovio­cytes and in expe­ri­men­tal ani­mal models. J Eth­no­phar­ma­col. 2011 Apr 26;135(1):126–34 (direk­ter Link).
[3] Freys­dot­tir J, Sigur­pals­son MB, Omars­dot­tir S, Olaf­s­dot­tir ES, Viking­s­son A, Hardardot­tir I: Etha­nol extra­ct from birch bark (Betu­la pube­s­cens) sup­pres­ses human den­dri­tic cell media­ted Th1 respon­ses and directs it towards a Th17 regu­la­to­ry respon­se in vitro. Immu­nol Lett. 2011 Apr 30;136(1):90–6 (direk­ter Link).
[4] Yar­nell E, Abas­cal K, Roun­tree R: Cli­ni­cal Bota­ni­cal Medi­ci­ne. Mary Ann Lie­bert Publishers, New Rochel­le, 2009.
wei­te­re Infos
Mono­gra­phie: Birkenblätter
Blasen‑, Nie­ren­tee, der auch noch gut schmeckt
Heil­sa­me Bäu­me: Birken

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