Walhafrid Strabo: Hortulus

Im Wiki­pe­dia-Ein­trag heisst es zu Wal­haf­rid Strabo (lat. schie­len): “Wal­haf­rid hat im Jah­re 827 das “Liber de cul­tu­ra hor­torum” (Von der Pfle­ge der Gär­ten) ver­fasst. Das als “Hor­tu­lus” bekann­te Werk sei eines der bedeu­tends­ten bota­ni­schen Wer­ke des Mit­tel­al­ters”. Die­se Aus­sa­ge ist in zwei­fa­cher Hin­sicht falsch: Strabo war kein Bota­ni­ker – die Bota­nik ent­wi­ckel­te sich als natur­wis­sen­schaft­li­cher Zweig erst im 18. Jahr­hun­dert. Ent­spre­chend kann der Hor­tu­lus nicht als bota­ni­sches Werk bezeich­net wer­den – es ist ein Gedicht. Denn Strabo war ein Gelehr­ter, der zu dich­ten ver­stand. Sein Hor­tu­lus ist auf­grund der Ele­ganz der Ver­se bekannt gewor­den und nicht wegen des gärt­ne­ri­schen Sachverstandes.

Rela­tiv gesi­chert ist, dass Wal­haf­rid, der Schie­ler, 807 in Ala­ma­ni­en gebo­ren wur­de. Aus ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen stam­mend, kam der begab­te Wal­haf­rid als Fünf­zehn­jäh­ri­ger in das Klos­ter Rei­chen­au. Unter der Lei­tung sei­nes Leh­rers Wet­ti erlern­te er Schrei­ben, Lesen und Latein. Er erhielt eine für dama­li­ge Ver­hält­nis­se umfas­sen­de Bil­dung, zu der auch Inter­pre­ta­tio­nen zur Hei­li­gen Schrift gehör­ten. Strabo ver­fass­te eini­ge Schrif­ten im Auf­tra­ge des Klos­ters. 829 wur­de Wal­haf­rid an den karo­lin­gi­schen Herr­scher-Hof nach Aachen beru­fen. Es gibt weni­ge schrift­li­che Hin­wei­se zu Strabo. Eine Ver­mu­tung bleibt des­halb auch, dass er als Leh­rer für den Sohn Karls des Gro­ßen gear­bei­tet haben soll. Strabo ver­fass­te eini­ge Gedich­te zum Leben und Trei­ben der Hofgesellschaft.

Bekannt wur­de sein Werk Hor­tu­lus. Als Dich­ter fühl­te sich Strabo berühm­ten Römern wie Vir­gil und Geor­gi­ca ver­pflich­tet. Wal­ter Ber­schin, Phi­lo­lo­ge und Eme­ri­tus der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg, bewer­te­te den Hor­tu­lus als eines der erfolg­reichs­ten Lehr­dich­tun­gen der karo­lin­ger Zeit. So soll Strabo abwechs­lungs­reich und in “gepfleg­ten Hexa­me­tern” geschrie­ben haben, wie Ber­schin in sei­nen Unter­su­chun­gen zum Hor­tu­lus aus­führt. Wal­haf­rid hat nicht kopiert, wie zu sei­ner Zeit üblich, son­dern ein eige­nes künst­le­ri­sches Werk geschaffen.

Wal­haf­rid Strabo

Strabo wähl­te 23 Pflan­zen aus, die er nach Form, Far­be, Duft oder Geschmack beschrieb. Der Dich­ter ver­zich­te­te auf die Über­nah­me von Magi­schem, Aber­gläu­bi­schem oder im Vol­ke gebräuch­li­chem, son­dern dich­te­te. Dabei ver­wen­de­te er ein­gän­gi­ge Bil­der, so zum Bei­spiel das unauf­hör­li­che Wach­sen und Ran­ken des Fla­schen­kür­bis, um dar­zu­stel­len, wie müh­sam die Gar­ten­ar­beit sein kann.

Ber­schin ver­weist in sei­nem Buch auf den St. Gal­ler Klos­ter­plan, den Strabo auch her­an­ge­zo­gen haben könn­te. Er wähl­te 16 Pflan­zen aus dem Klos­ter­plan her­aus, die er in sei­nem Gedicht dann bear­bei­te­te. Er beschrieb unter ande­rem Sal­bei, Wein­rau­te, Fen­chel, Lilie oder die Rose. Ber­schin geht davon aus, dass die Aus­wahl der Pflan­zen unter dem Gesichts­punkt einer Alle­go­rie aus­ge­wählt wur­den. Mit Hil­fe der aus­ge­wähl­ten Pflan­zen und den ihnen zuge­ord­ne­ten Eigen­schaf­ten beschreibt Strabo indi­rekt die Cha­rak­te­re und Funk­tio­nen von Höf­lin­gen. Ber­schin, der den latei­nisch ver­fass­ten Hor­tu­lus über­setz­te, lobt die Kunst Stra­bos: Strabo soll sich als Künst­ler nicht von fest­ge­leg­ten Vers­struk­tu­ren abhän­gig gemacht haben, son­dern wähl­te die Pflan­zen nach Belie­ben und den Erfor­de­ris­sen der Abwechs­lung aus. Die­se Frei­heit, die für dama­li­ge Ver­hält­nis­se unge­wöhn­lich gewe­sen sein muss, zeich­net die­se Werk wohl aus.

Strabo starb als vier­zig­jäh­rig auf einer Rei­se. Er ertrank in der Loire.

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (2011)
Quel­len
Ber­schin, Wal­ter: Rei­chen­au­er Tex­te und Bil­der: Wahl­afrid Strabo: De cul­tu­ra hor­torum (Hor­tu­lus). (Das Gedicht vom Gar­ten­bau). Mat­tes Ver­lag, Hei­del­berg 2007.
wei­te­re Infos
Kräu­ter­gar­ten Karls des Großen

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